Kapitel 22

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Ich glaubte zu hyperventilieren. Wenn der Bruder meines ehemaligen getöteten Mitschülers auftauchte und das nicht mehr als Vampirjäger, sondern einer von uns, dann war das nicht gut. Gar nicht gut. Er würde sich rächen und nicht nur an mir oder Edan, sondern an meinem Baby und das wusste ich. Mein Kind. Ich bemerkte, wie es sich in mir bewegte und berührte unbewusst meinen Bauch. Ich spürte es, aber irgendwie war ich nicht richtig bei Sinnen. Die Ohnmacht wollte sich nicht vertreiben lassen. Ich kämpfte dagegen an und schrie innerlich, aber nichts geschah. Es blieb dunkel. 

Augenblicklich spürte ich warme Hände an meiner Stirn und wie jemand sprach. Es war diese Vampirin. Die Ärztin. Außerdem hörte meine Mutter aufgeregt in weiter Ferne hin- und herlaufen und auch Edan, der innerlich erzitterte. Was ist los? Was war passiert? Ich konnte mich dennoch erinnern. An dieses Gesicht. Dieselben braunen Augen, wie Stephan. Ich gab ihn mein Baby nicht freiwillig, auch wenn ich ihn dafür umbrachte, oder auch sterben musste. Hauptsache meinem Kind passierte nichts, aber was, wenn er es vorher in die Finger bekam? Panik übermannte mich von neuem. Ich erzitterte. Musste schreien. Hier aus der Dunkelheit heraus. Nichts geschah. Rein gar nichts. 

Es fühlte sich an, als ließ mich jemand mit Absicht im Dunkeln. Anbei berührte ein kalter Waschlappen meine Stirn, aber er kam mir noch heißer vor, auch wenn es nicht der Fall war. Unvermittelt fror ich, aber diese Kälte wurde erneut von einer Hitze überrollt, die mich erschreckte. Etwas Warmes rann zwischen meine Beine. Keine Ahnung was. Aus diesem Grund riss ich die Augen auf und schrie vor Schmerzen. Grelles Licht brannte zugleich in meinen Pupillen und meine Augen sprühten. Ich wusste, dass sie nicht mehr in meinem ursprünglichen blaugrau waren, sondern violett. »Beruhige dich doch!«, schrie mich Edan nun an und ich schaute erschrocken zu ihm auf.

Eric hielt ihn in diesem Moment fest, sodass er nicht bei mir sein konnte. Ich wusste auch warum, denn als mein Blick nach unten schweifte; sah ich, dass das komplette Bett in einem Rot getaucht war. Ich hatte Blutungen und das nicht gerade wenig. Panisch rutschte ich nach hinten und hielt meinen Bauch schützend umklammert. »Nein. Nein. Nein«, flehte ich und sah durch die Runde. Steven schickte gerade meine Mutter nach draußen und Eric riss meinen Freund mit sich. Die Tür fiel krachend ins Schloss. Nur noch Otilia, Steven und ich blieben in meinem Schlafzimmer. »Mach doch was«, kreischte ich. »Sie muss sich beruhigen!«, zischte die Vampirin und Steven schnürte meinen Oberarm ab.

Auf der Stelle sah ich eine Spritze, die direkt in meine Vene führte. Farblose Flüssigkeit machte sich in mir breit und eine warme Ruhe übermannte mich schlagartig. Ich war noch da, aber auch irgendwie wieder nicht. Machte mir Sorgen um mein Kind, doch blieb auf dem Teppich. Sogar meine Stimme klang so normal; wie immer. »Sag, dass alles wieder gut wird«, betete ich binnen weniger Sekunden. Otilia drückte kurz anbei kurz meine Hand. »Es ist nicht untypisch, dass so etwas passieren kann. Nur, wenn du nicht wieder beruhigst, kann das schlimm ausgehen. Nicht nur für das Baby, sondern auch dich.« Steven streichelte nebenbei ebenso meinen Arm, um mich außerdem zu beruhigen, was etwas brachte, aber vielleicht lag es auch an diesem Zeug, was sie mir zuvor spritze.

Leider wurde mir plötzlich wieder kalt und meine Lippen zitterte. »Wie geht es...« Zwei braune Augen schauten mich an. Der Freund meiner Mutter sprach: »Du darfst dich nicht wieder so sehr aufregen. Es ist alles in Ordnung. Es wird alles wieder gut« und Otilia untersuchte mich weiter, wobei das Bett gesäubert und eine dicke Wolldecke über mich breit gemacht wurde. »Lasst ihn wieder rein«, flehte ich zugleich. »Er kann doch nichts dafür. Er hat nur Angst« und Steven nickte. Sofort wurde die Tür geöffnet und zu mir kam ein blasser Edan, der augenblicklich über das Bett herfiel. Vor mir machte er aber allerdings Halt und zögerlich zog er mich in seine Arme. 

Natürlich kuschelte ich mich an ihn und ihm wurde gesagt, dass ich absolute Bettruhe hatte. Wieder einmal. Das gefiel ihm natürlich, aber dann begann ich zu sprechen, bevor ich einschlief. Meine Lider wurden dabei stetig schwerer, aber ich riss diese ständig auf, da sie erfahren mussten, was überhaupt geschah. Mir war schnell bewusst, dass ich jeden Moment einschlief, denn noch immer hatte ich die Nadel im Arm und Flüssigkeit troff weiterhin in meinen Körper. Nebenbei sah ich Edan an, der mich besorgt musterte. Er wollte etwas sagen, aber ich schüttelte mit dem Kopf. »Er war da!«, sprach ich leise. »Wer?«, wollte er sofort wissen und zog mich enger an sich, soweit wie es mein Babybauch zu ließ. »Stephans Bruder!«

Someday III - Lost in youWhere stories live. Discover now