Kapitel 7: Glück und Glas, wie leicht bricht das

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Wieder einmal war es ein schöner Morgen. Wie jeder andere auch. Jedenfalls für ihn. Er beobachtete, wie die Sonne langsam aufging und den Himmel in verschiedenen Farben tauchte. So etwas hätte er bei sich zuhause nie sehen können. Kein Bild aus dem Internet könnte diesem Spektakel das Wasser reichen. Und das war nur der Sonnenaufgang. Die Nacht war umso schöner ohne die störenden Lichter der Stadt. Von diesen Anblicken konnte er gar nicht satt werden. Jeden Tag der letzten Wochen war er früher aufgestanden und spät eingeschlafen, um ja keine Sekunde zu versäumen. Er legte die Hand über die Augen, da die Sonne ihn anfing zu blenden. Das Spektakel war leider wieder vorbei. Die Sonne hätte sich ruhig etwas Zeit lassen können. Aber das war egal. Morgen würde sie ja wieder aufgehen. Genüsslich streckte er sich und blieb noch kurz sitzen, ehe er aufstand. Sofort schlug er den Weg zu den Wagen ein. Heute half er wieder beim Verfrachten der Esswaren. Dann könnten auch endlich die Wandler in die Stadt umziehen, selbst wenn das Leben im Camp gar nicht so übel war. Immerhin durften sie jetzt die Zelte benutzen und mussten nicht mehr draussen auf dem kalten Boden schlafen. Aber das hatte ihn nicht einmal so sehr gestört. Trotzdem war die Vorstellung eines warmen Bettes in einem Raum schöner. Er konnte es kaum erwarten und spürte, wie die Aufregung seinem Körper mehr Energie verlieh. So wartete er ungeduldig bei den Wagen, bis endlich die Kisten mit dem Essen zum Parkplatz gebracht wurden. Voller Elan betätigte er sich beim Aufladen und stibitzte aus einer Kiste noch zwei Karotten. Wenn er schon mithalf, dann konnte er sich doch eine Belohnung leisten. Ausserdem hatte er ja noch kein Frühstück.

Als der Wagen endlich los fuhr, machte Jacky es sich auf den Kisten gemütlich und entspannte sich. Glücklich biss er in eine Karotte hinein und betrachtete die Landschaft. Es standen nicht mehr viele Zelten und die Plätze, die vollkommen abgeräumt wurden, schienen so, als ob sie nie bewohnt gewesen wären. Die Wandler wischten alle Spuren von ihnen weg, sei das jetzt, um nicht der Organisation zu verraten, wohin sie fuhren oder um der Natur ihre Ordnung zurückzugeben. Alle Menschen und Wandler, denen er zugehört hatte, hatten sich nur über die Landschaft beschwert, als ob es schrecklich wäre, nicht so viel Vegetation und Tiere zu besitzen. Dabei stimmte das nicht einmal, denn die Wüste beherbergte viele Lebewesen, die sich ab und zu zeigten, wenn man genau aufpasste. Natürlich waren aber alle ausser ihm abgelenkt von der Organisation und dem "Krieg". Nichts anderes hörte er mehr und es nervte ihn. Würden alle mal einen Gang runter schalten, könnten sie auch diese Wunder der Natur geniessen.

Nach ein paar Stunden kam die Stadt in Sicht, weswegen er sich streckte und aufrecht hin setzte. Wie lange es wohl dauerte, Scarlet unter all den Wandlern zu finden? Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit die beiden Camps zu der Stadt umzogen. Am ersten Tag hatte sie noch gesagt, sie würde mit ihm wieder zurück kommen und auch helfen, die restlichen Kisten zu verfrachten, aber sie war nicht erschienen. Wahrscheinlich hatte sie einfach ihre anderen Freunde gefunden und hatte ihn vergessen, aber das war schon in Ordnung. Sie war lange von ihnen getrennt gewesen, da konnte sie schon etwas Zeit mit ihnen verbringen. Nachdem er fertig geholfen hatte, würde er sie suchen gehen. Dann konnten sie alle gemeinsam Spass haben. Er freute sich schon darauf, Dennis und Zoey wiederzusehen, auch wenn sie ihn nicht so sehr mochten. Ihnen würde er beweisen, dass er die beste Unterhaltung lieferte, die sie in ihrem Leben haben könnten. Scarlet hatte es auch eingesehen und sie war die sturste Person, die er kannte. Was sollte also schon schief gehen? Eigentlich sollte er das nicht denken, denn in allen Cartoons, die er kannte, passierte dann doch etwas Schreckliches. Aber er war ja nicht in einem Cartoon, dann musste er sich auch keine Sorgen darüber machen.

Der Wagen hielt vor einem grossen Gebäude an, welches jetzt sozusagen die neue Zentrale war. Er wäre gerne einmal bis ganz nach oben gelaufen, um die Aussicht zu betrachten, aber leider durfte er nicht die oberen Stockwerke betreten. Wieso gab es immer so viele Regeln? Das verdarb ihm immer den Spass. Ausserdem hatte er schlechte Erfahrungen mit verbotenen Stockwerken gemacht. Die Schutzorganisation verhielt sich genauso wie die Organisation. Nur hatte sie einen besseren Namen und war nicht so fies, der Rest war aber gleich! Trotzdem änderte er schlagartig seine Meinung, weil er sich schlecht fühlte, sie mit der Organisation zu vergleichen. Dazu war er nicht wirklich nachtragend. Sie hatten ihm das Leben gerettet und würden auch Jay und Sam befreien. Übel waren sie also nicht. Glücklich stand er auf. Er mochte es, sich wieder mit jemanden zu vertragen, sei das jetzt die ganze Schutzorganisation. Er bemerkte, dass er noch eine Karotte übrig hatte und steckte sie einfach in eine Hosentasche, so dass das Grünzeug und ein orangner Teil oben rausschaute.

TierherzenWhere stories live. Discover now