Erste Nacht: Mukami

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Der Regen hatte schon aufgehört, doch von dem Vordach des Kaufhauses tropften noch immer dicke Tropfen des kalten Nasses hinab. Einer dieser Tropfen fiel dir genau in den Nacken und rann dir eisig den Rücken hinab. Du schaudertest und zogst den dicken Kapuzenpulli höher, damit diesem unerwünschten Kälteschauer keine weiteren folgen würden.

Zwar hattest du Glück gehabt und es war die gelungen, dich noch schnell vor dem Regenschauer unterzustellen, doch kalt war dir trotzdem, denn der Regen hatte die Luft aufgefrischt. Außerdem machte der leichte Wind, der dir die Haare zerzauste, daraus eine unangenehme Kälte. Dafür, dass es schon der erste Dezember war, war es allerdings schon schön warm. Es hatte noch keinen Frost gegeben. Stattdessen hatte es in der letzten Woche noch spätsommerliche Temperaturen von fast 17°C gegeben. Jetzt aber vertrieb der Regen die Wärme.

Passend zu deiner guten Laune. Die war nämlich ziemlich im Keller. Deine Eltern schoben dich doch tatsächlich zum Cousin deines Vaters ab, während sie ihre neue Praxis einrichteten. Schließlich solltest du dich auf die Schule konzentrieren. Die hatten bloß Angst, dass du das Schuljahr wiederholen müsstest. Wie das auch vor ihren perfekten Freunden aussähe, wenn die Tochter dieser perfekten Familie nicht mit perfektem Schnitt die Schule abschloss, sondern die perfekte Welt störte, indem sie sitzen blieb. Es ärgerte dich, dass es für deine Eltern einfach nicht akzeptabel schien, dass du eben nicht Teil ihrer perfekten heilen Welt warst und sein wolltest. Dieses ganze Scheingetue konntest du auf den Tod nicht ausstehen.

Grimmig blicktest du dich um. Weit konnte es nicht mehr sein. Energisch griffst du nach deinem Trolli und tratst unter dem Dach hervor. Noch ein paar Minuten Fußweg – zumindest sah es auf deiner handgemalten Karte so aus. Soviel zur Theorie.

Mukami. Das war der Name, nach dem du an den Klingelschildern suchtest, doch bisher ohne Erfolg. Eine ganze Stunde war schon vergangen, seit du den Schutz des Kaufhausdaches verlassen hattest. Längst war dir nicht einmal mehr kalt, hattest du dich doch warm gelaufen. Dafür jedoch tat dir der Arm, mit dem du deinen Koffer hinter dir her zogst, weh. Der stete Nieselregen, der auf dich niederging, hatte dich zwar nicht durchnässt, doch die Kälte, die damit einher ging, war dir in die Knochen gezogen und ließ dich frösteln.

Dein Blick fiel auf das kleine bronzefarbene Schild. Touma. Wieder keine Mukamis. Du sahst die Straße hinab. Es gab nur noch ein einziges Haus. Es lag am Ende der Straße, abseits, und du würdest dein Taschengeld des letzten Jahres darauf verwetten, dass genau dieses das Haus der Mukamis war. Welches auch sonst? Dein Glück mal wieder.

Inzwischen tat es dir Leid, nicht gleich ein Taxi genommen zu haben, doch du warst nun einmal ein kleiner Geizhals und wolltest dein Geld lieber sparen. Und so weit hatte der Weg auch nicht ausgesehen! Theorie und Praxis hatten sich nur leider gegen dich verschworen. Was theoretisch aussah, wie ein gemütlicher kleiner Spaziergang, hatte sich praktisch als ein Marsch mit Koffer im Regen erwiesen.

Als du das große Haus endlich erreichtest, machte sich in dir Erschöpfung breit, die dir die Kälte nur umso intensiver erscheinen ließ. Verdammtes Wetter aber auch! All die Tage war es sonnig und warm gewesen und ausgerechnet heute, wo du unterwegs warst, hatte sich das Wetter entschieden, den Winter einzuläuten. Na danke.

Ein Messingschild verriet dir, dass du hier richtig warst. Mukami. Endlich! Du drücktest die Klingel und konntest sie leise auch hier draußen hören. Nur kurz darauf hörtest du auch Schritte und einen Moment später schwang auch schon die Tür auf. Ein junger Mann mit blondem Haar und verschiedenfarbigen Augen öffnete dir. Letztere überraschten dich so sehr, dass du seine erste Frage gar nicht mitbekamst, doch er schien nicht nachtragend, sondern lächelte freundlich und wiederholte sie. „Hallo. Wer bist du denn?"

24 Nights (Diabolik Lovers x Reader - Adventskalender) [german]Where stories live. Discover now