Wo bin ich?

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Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich um. Ich war in einem kleinen Raum und lag auf dem Boden. Die Wände um mich herum waren aus dunklem Holz. Sie waren nicht gerade, es sah eher aus als befände ich mich in einer Art Baumhöhle, als wäre der Raum nicht gebaut sondern so gewachsen wie er war. Von draußen konnte ich Stimmen hören aber ich verstand nicht was sie sagten. Es waren viele Stimmen die durcheinander redeten, sie alle erschienen mir weiblich. Als ich versuchte mich aufzusetzen merkte ich erst, dass ich nur auf einer einfachen Decke lag. Mir tat von dem harten Boden alles weh und ich konnte mich kaum bewegen. Unter leichten Schmerzen streckte ich mich, versuchte meine verspannten Muskeln zu lockern. Als ich es irgendwann dann doch geschafft hatte mich aufzusetzen bemerkte ich neben mir einen kleinen Zettel auf dem mein Name stand. Ich nahm ihn in die Hand und faltete ihn auf. Es war mit einer eigenartigen Tinte geschrieben, sie war gelblich, sah fast aus wie Baumharz. Darauf stand nur ein Satz. "Komm sobald du wach bist zum Herrscher dieses Reiches." Ich wunderte mich. Dem Herrscher des Reiches? War ich den nicht mehr im Königreich Terelo? Aber wo war ich den dann, wie war ich so schnell so weit von Zuhause weg gelangt? Ich schaute wieder auf den Zettel im meiner Hand. Ein Herrscher, vermutlich ein König, er wird mir sicher sagen können was geschehen war. Ich stand also auf und sah mich erst einmal um. Der Raum hatte keine Fenster und an Stelle einer Türe hing ein Vorhang an der Wand. Ich ging darauf zu und betrachtete ihn genauer. Er war nicht aus Stoff, es sah mehr so aus als wäre er aus herbstlich bunten Blättern geflochten worden.
Als ich gerade meine Hand ausstreckte um ihn zur Seite zu schieben wurde er plötzlich von der anderen Seite ruckartig weggezogen. Ich erschrak und stolperte zurück. Doch noch bevor ich auf dem Boden landete legte sich eine Hand fest um mein Handgelenk und zog mich wieder auf die Beine. Ohne Zeit zum ausruhen wurde ich auch schon aus dem Raum gezogen. Ich stolperte geradezu der mich ziehenden Person hinterher. Entsetzt starrte ich die Person vor mir an. Es war der Junge aus meinen Garten. "Wa-warte was machst du mit mir?" Meine Stimme klang erschrocken. Er blieb kurz stehen und sah mich kalt an. "Ich bring dich zum Herrscher." Seine Stimme war noch kälter als der Blick der auf mir lag, so dass ein kalter Schauer über meinen Körper lief.
Ohne auf meine Reaktion zu warten drehte er sich wieder um und zog mich schnell weiter. Er hatte mein Handgelenk fest im Griff, ansonsten hätte ich bei seinen schnellen Schritten wohl auch kaum mit ihm mithalten können. Wir liefen durch lange Gänge die alle so aussahen als würden wir uns in einen riesigen Baum befinden. Wo war ich hier nur, was war hier nur los? Um uns herum waren überall Stimmen zu hören. Ich erkannte diese Art von Stimmen, es waren  Bedienstete die etwas wichtiges vorbereiteten. Sie schienen viel zu tun zu haben.
Ich war so in Gedanken das ich ungebremst gegen seinen Rücken prallte, als er vor einer großen Türe stehen blieb. Sofort wich ich einen Schritt zurück um wieder etwas Abstand zwischen uns zu bekommen. Er warf mir einen Blick zu in dem ich dachte einen Vorwurf sehen zu können. Ich wollte mich gerade entschuldigen als er seinen Blick schon wieder zur Türe wand und anklopfte. Sie war aus dunklem Holz und Schnitzereien von Bäumen und Blumen waren darauf zu erkennen. Er warf mir einen strengen Blick zu. "Benimm dich vor dem Herrscher." Seine Stimme war fest aber dennoch klang es nicht nach einem Befehl. Dann ertönte auch schon das Herein und er zog mich mit sich in den Raum. Der Raum war nicht sehr groß und fast leer. Bis auf zwei Vorhänge an der Rückseite und einen großen Schreibtisch in der Mitte des Raumes war nichts darin. An diesem Schreibtisch saß eine Frau Mitte vierzig. Sie hatte hellblonde, kurze, gelockte Haare und schaute mich mit hellbraunen Augen auffordernd an. War sie der Herrscher, wie eine typische Königin sah sie nicht unbedingt aus. Ich schluckte einmal bevor ich  den Mut hatte meine Stimme zu erheben. "W-wo bin ich hier?" Fragte ich sie etwas kleinlaut. Meine Stimme zitterte, war so leise, dass man sie kaum verstehen konnte. Sie lächelte mich leicht an. Nicht belustigt, wie ich es nach dem Klang meiner Stimme eben erwartet hätte. Das Lächeln war freundlich, geradezu Mut machen. "Wo du hier bist meine Liebe? Du bist im Reich der Götter."

Die Götter der ElementeWhere stories live. Discover now