Weihnachtswunder - eine Kurzgeschichte

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Sie zündete die letzte Kerze an und sah zu, wie das Licht immer größer wurde. Schon kurz darauf fing das Wachs an, flüssig zu werden, floss an der Kerze hinab und tropfte auf einen Tannenzweig. Sie setzte sich in den nahestehenden Sessel und sah dem wilden Schneetreiben durch ihr Fenster hindurch zu.
Dieses Weihnachtsfest hatte sie mit ihrer Mutter feiern wollen, doch die konnte dieses Fest nicht mehr erleben. Ihr ging es einige Wochen vor Weihnachten ganz plötzlich sehr schlecht und sie starb kurz darauf.
Die Frau, deren Mutter das Einzige war, was sie noch gehabt hatte, verfluchte die ganze Welt und wollte niemanden mehr sehen. Sie wusste nichts mit sich anzufangen, doch ihre Mutter hätte nicht gewollt, dass sie hier am Heiligen Abend im Elend versank.
Noch einige Minuten blieb sie sitzen, dann stand sie mit einem Ruck auf, blies die Kerzen aus, streifte sich ihren Wollmantel über, schlüpfte mit ihren Füßen in ihre gefütterten Lieblingswinterschuhe und verließ das Haus.
Der stürmische Wind trieb ihr die Schneeflocken in die Augen und sie musste die Augen zusammenkneifen. Entschlossen setzte sie einen Fuß vor den anderen.
Sie lief schon eine ganze Weile bis sie eine Bank unter einem Baum entdeckte. Die Bank war trotz dem vielen Schnee trocken geblieben, da sie von dem Baum geschützt wurde, also setzte sie sich.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, bei diesem Schneesturm am Heiligabend nach draußen zu gehen?, dachte sie sich kopfschüttelnd. Sie überlegte schon, wieder nach Hause ins Warme zu gehen, da räusperte sich jemand neben ihr.
"Darf ich mich setzten?", fragte ein Mann. Sie schaute auf, rutschte zur Seite und machte ihm Platz. Er ließ sich neben ihr nieder und zog aus seiner Tasche eine Apfelsine, die er zu schälen begann.
"Möchten Sie ein Stück?", fragte er.
Sie zuckte mit den Schultern und nickte dann. Er gab ihr die Hälfte der Apfelsine und nahm dann selbst bedächtig ein Stück in den Mund. Sie tat es ihm gleich, genoss den Geschmack der Apfelsine und hörte verträumt dem Pfeifen des Windes zu. "Warum sind Sie hier?" Schon wieder störte er ihre Gedanken. Bereitwillig gab sie ihm Auskunft, dass sie nicht wusste, was sie mit diesem Abend anfangen sollte. Er sah sie an und lächelte.
Er habe sie gesucht, erzählte er ihr. Eine Stimme hätte ihm gesagt, er solle am Heiligabend jemanden glücklich machen .
"Warum kommen Sie da gerade zu mir?", fragte sie ihn verwundert.
Er War schon den ganzen Tag unterwegs gewesen und habe gesucht, wen die Stimme gemeint haben misd. Als er sie dann auf der Bank sitzen gesehen hatte wusste er, dass er gefunden hatte, wen er suchte, erzählte er.
Nachdenklich sah er sie an und ein Lächeln Stahl sich auf ihre Lippen.
Wer weiß, vielleicht gab es ja doch manches Wunder an Weihnachten?
Sie erzählte ihn von ihrer Mutter und er erzählte, dass er für lange Zeit im Krieg gewesen war und gerade erst zurückkommen war, da er schwer verwundet wurde. Hier wollte er sich auf die Suche nach seiner Familie machen, zu denen er vor und während seiner Krankheit keinen Kontakt aufnehmen konnte.
Die Frau schwelgte in Erinnerungen. Ihr Bruder war vor langer Zeit in den Krieg gezogen und sie hatte nie wieder etwas von ihm gehört. Ihr Vater verzweifelte und litt an Depressionen und verließ die Familie. Seitdem hatte sie ihm nie wieder gesehen.

Der Mann beschrieb seine Familie und mit jedem Wort wurde ihre Augen größer und größer. Er blickte sie an , erzählte von seiner Schwester und sie nickte.
Dann fielen sie sich in die Arme.
Im Stillen dankte die Frau ihrer Mutter, die ihrem Bruder den Weg gewiesen hatte und war nun fest davon überzeugt :
An Weihnachten geschehen Wunder.

Yayımlanan bölümlerin sonuna geldiniz.

⏰ Son güncelleme: Jan 13, 2016 ⏰

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