Kapitel 8 / Jan's Sicht

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Es müsste mitten in der Nacht sein, aber es war mir egal. Der Wind schnitt in mein Gesicht und unter meinen Pulli. Ich hatte vergessen mir eine Jacke mitzunehmen. Ich froh, aber auch das interessierte mich nicht.

Keine Ahnung, wohin mich mein Instinkt trug, aber für den Moment war alles besser, als in der Wohnung eingesperrt zu sein, wie in einem goldenen Käfig.

Das Brett vibrierte leicht unter meinen Füßen, während ich damit beschäftigt war, meine Kopfhörer aus einer meiner Taschen zu ziehen und in mein Handy zu stecken.

Und erneut, wie so oft in den letzten Tagen, umhüllte mich die selbe Melodie. Sie half, los zu lassen, frei zu atmen und einfach alles um dich herum ausblenden zu können.



I'm scared to get close and I hate being alone

I long for that feeling to not feel at all

The higher I get, the lower I'll sink

I can't drown my demons, they know how to swim


Seit wann hatte ich diese Gefühle? Seit wann fühlte ich mich so leer?

Es musste irgendwann kurz nach dem Tod meines Vaters gewesen sein. Zum einen war ich froh darüber, das er nun keine Schmerzen mehr spürte. Der Krebs hatte ihn leiden lassen und nun war er davon erlöst. Doch gleichzeitig vermisste ich ihn mehr denn je.

All das war bereits ein Jahr her. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das der ausschlaggebende Punkt gewesen war. Ich hatte noch weniger geschlafen und mich stattdessen in die Arbeit gestürzt.

Und mittlerweile fühlte ich mich einfach nur noch wie eine ausgebrannte Hülle.

Ich stoppte das Board und sah mich um. Natürlich war ich hierher gefahren. Es war der Ort, wo ich mich immer niederließ, wenn ich alleine sein wollte.

Die Lichter der Stadt spiegelten sich in den sanften Wellen des Flusses. Das entfernte Brumme von Motoren war zu hören und hier und da erfüllte eine Sirene die kühle Nachtluft.

Ich hob das Board auf und meine Füße trugen mich die Böschung hinunter. Die Steine bohrten sich in meine Solen und so humpelte ich leicht bis vorne ans Ufer.

Und dort stand ich nun, starrte aufs Wasser und hing meinen Gedanken nach.

Wieso empfand ich so? Warum fühlte ich mich so leer?

Es war still. Nur ab und zu hörte man das sanfte Aufkommen der Tränen auf den Steinen vor meinen Füßen.

Wieso musste ich leiden? Wieso quälte ich mich selbst so?

Irgendwann hörte ich Schritte hinter mir und aus Reflex richtete ich meine Haltung etwas auf.

Er stellte sich neben mich. Niemand sagte etwas. Wir schwiegen uns nur an, aber er schien zu verstehen.

Schließlich legte er seine Hand auf meine Schulter und sah mich an. Ich spürte seinen Blick auf mir, aber starrte weiter auf den Rhein.

"Lass uns zurückgehen".

Er wich von meiner Seite und nach einer Weile folgte ich André schließlich zurück. Zurück ins die Wohnung, die mich zu erdrücken schien.



Sehr kurz, ich weiß. Aber ich versuch natürlich, dass nächste Kapitel wieder länger zu halten. Bis dahin wünsch ich euch nen guten Rutsch ins neue Jahr :)

Can you feel my heartWhere stories live. Discover now