03: Schokoladen-Flashbacks

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Jimin

Sie - das Sonnenbrillenmädchen -
war nicht nur irgendeine Person.

Sie war hier.
Im selben Gebäude.
Im selben Stockwerk.

Erst hatte Jimin es auf halben Ohr von seinem Vater mitbekommen, als dieser mit Oma in der bescheidenen Küche über das Übliche plauderte und dann hörte Jimin es von anderen Anwohnern aus ihrem Stockwerk.

Mehr als das sie in der obersten Etage - dem 30. EG - und dass sie seine neue Nachbarin und der merkwürdigste Mensch war, den Jimin jemals begegnet ist, wusste er im Prinzip gar nichts über sie.

Tief im inneren hoffte er eigentlich nur, dass die Fremde endlich von seinem Ruhehort verschwindet, der für Jimin mehr als ein Paradies bedeutete.

Doch Fehlschlag.

Jumie

Jedes mal wenn sie nach der Blindenschule hier hoch kam, erhoffte sie sich, endlich ihren Frieden zu finden. Der unerwartete Umzug ihrer Eltern war mehr als stressig gewesen. Und ihre Stiefmutter machte es ihr nicht dabei einfacher, wenn sie sich mit ihrem Vater stritt.

Vater wollte einen Neustart haben.
Er wollte aus der alten Bruchbude, nämlich dem ehemaligen Familienhaus, raus.
Er wollte endlich wieder leben.

Doch es schmerzte Jumie zutiefst, wie schnell ihr Vater nach Mutters Tod eine neue Frau an seiner Seite fand. Jumie war es Leid gewesen, ständig den Mitleid ihres Vaters wie von ihrer Stiefmutter um die Ohren gehauen zu bekommen.

Jedes mal wenn ihr Vater vom Leben sprach, erinnerte er sie daran, dass die wichtigste Person in Jumies bisherigen Daseins fort war. Dies war ein weiterer Beweis, dass ein Leben mit dem eines anderen ersetzt wurde.

Nämlich das von ihrer echten Mutter.

"Jumie, pass auf dich auf sobald zu draußen bist. Warte lieber auf deinen Vater-"

"-Ich kann das alleine. Und hör bitte auf mich wie ein kleines unfähiges Kind zu behandeln, Sarah.", zischte Jumie reizvoll zurück und spuckte die Worte so aus, als wären sie Dreck. Sie vermied es seitdem ihr Vater seine neue amerikanische Freundin hatte, Sarah als Mutter zu bezeichnen.

Dazu war Jumies Stolz und ihre unsichtbare Narbe zu sehr verletzt worden.

Sie war noch lange nicht bereit, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen.

Jimin

Ungewöhnlicherweise stiegen zur Winterzeit die Temperaturen an und Jimin hielt sich nicht lange zurück vor dem guten Wetter.

Er nahm den schnellen Aufzug des hohen Wohnhauses und betrat das Dach des Gebäudes mit Wohlgefühl, als er überraschenderweise jemanden bereits hier oben sah.

Ihre Kapuze war über ihren Kopf gezogen, die Hände in der Jackentasche versteckt, der Blick starr gerade aus zum hellblauen Himmel. Und nicht zu vergessen: ihre Sonnenbrille.

Gerade als Jimin dachte, er könnte sie noch länger mustern, wurde er erneut von ihrem speziellen Worten ertappt.

"Dann sind wir nun Nachbarn, nicht wahr Jimin?"

Unmittelbar brachte sie ihn zum Verstummen, als ob sie es schon erwartet hätte. Vorsichtig näherte er sich dem Mädchen, sodass er schließlich mit drei Meter Abstand neben ihr am Geländer stand.

》Butterfly Boy《 • JiminWhere stories live. Discover now