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24. Dezember

Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er war nervös. Er wartete bereits eine halbe Stunde im Raum der Wünsche und er würde noch eine weitere halbe Stunde warten müssen, ehe Hermine kam. Ihr Angebot, dass sie gemeinsam Tee trinken könnten, hatte sich tatsächlich in eine feste Vereinbarung verwandelt, und er fragte sich, ob sie die Andeutung, dass sie damit mehr meinen könnte, tatsächlich wahr machen würde. Es war nun nicht gerade so, dass er unerfahren in diesen Dingen gewesen wäre, aber mit Hermine wäre es anders. Sie würde vermutlich nicht versuchen, ihm einfach nur zu gefallen und ihn zufriedenzustellen, sondern darauf bestehen, dass er sich wirklich um sie bemühte.

Was das Ganze nur noch attraktiver machte. Eine Frau, die selbstbewusst nach sexueller Befriedigung verlangte, war einfach... er konnte keine Worte dafür finden, wie sehr ihn der Gedanke erregte.

Doch seine aktuelle Nervosität hatte eine andere Ursache. Er fragte sich, ob er ihre Beziehung nicht überinterpretiert hatte und sie sein Geschenk als unangenehm empfinden würde. Er wollte sie unter keinen Umständen zu irgendetwas drängen oder ihr das Gefühl geben, dass er ihr nachlaufen würde. Erstens fand keine Frau das attraktiv und zweitens war das nicht sein Stil. Frauen liefen ihm nach, nicht umgekehrt. Dass er sich überhaupt so um Hermine bemühte, war schon mehr als uncharakteristisch, und dass er jetzt wegen eines Geschenkes so aufgeregt war, war beinahe peinlich.

Wehe, sie freute sich nicht.

Langsam schaute er sich in dem Raum um. Immer und immer wieder war er in Gedanken durchgegangen, wie der Raum ausgesehen hatte, als Hermine ihn erschaffen hatte. Er hatte so lange versucht, sich an jedes Detail zu erinnern, bis er schließlich lebhaft vor seine Augen getreten war. Und mit dem Bild im Kopf war er drei Mal vor der Wand hin- und hergegangen. Es sah tatsächlich so aus, wie ihr Rückzugsort. Nur die Tatsache, dass zwei statt ein Sessel dastanden, verriet seine eigene Note.

Natürlich hatte er den Raum aus guten Gründen so gestaltet. Eine Frau war viel leichter ins Bett zu bekommen, wenn sie sich in ihrer Umgebung wohlfühlte. Das war schließlich sein Ziel heute Abend: Hermine dazu zu bringen, nicht nur einfach mit ihm Tee zu trinken.

Langsam öffnete sich die Tür und die buschigen Haare von Hermine Granger wurden sichtbar.

„Hey", sagte sie leise, während sie eintrat und die Tür hinter sich schloss: „Ich bin zu früh, ich weiß, aber ich dachte..."

„Kein Problem!", erwiderte Draco rasch und sprang auf: „Komm her, setzt dich."

Sie hatte nicht ihre übliche Schuluniform an, sondern einen knielangen, grauen Wollrock und eine dunkelrote Bluse, die – sehr zu Dracos Missfallen – bis auf den obersten Knopf geschlossen war. Insgeheim musste er darüber grinsen, dass sie selbst für eine Verabredung mit einem Mann Kleidung trug, die allen Anstandsregeln entsprechen würde.

„Danke", flüsterte sie mit gesenktem Blick und setzte sich auf einen der beiden Sessel. Draco ging zu einem kleinen Sekretär an der Wand, auf dem eine große Kanne Tee auf einem Stövchen stand, goss in zwei Tassen den frischen, heißen Tee ein, und brachte dann beides rüber zu dem Beistelltisch zwischen den beiden Sesseln.

„Wir wollten Tee trinken", erklärte er grinsend: „Also, bitte, hier haben wir Tee."

Der leichte Rosaschimmer auf ihren Wangen vertiefte sich und diesmal konnte Draco sich das Grinsen nicht verkneifen. Sie war sich offensichtlich der Spannung im Raum ebenso bewusst wie er selbst. Gut.

„Ich habe eine Kleinigkeit für dich, Granger", sagte er schließlich, nachdem er einen ersten Schluck aus seiner Tasse genommen hat. Mit so viel Selbstbewusstsein wie möglich griff er neben sich und förderte eine kleine, goldene Schachtel zu Tage: „Ich wollte dir etwas schenken, nicht nur, weil Weihnachten ist, sondern auch... einfach so."

Für immer ihr Geheimnis - Teil 2: Der Unbrechbare Schwur ✔️Kde žijí příběhy. Začni objevovat