eins

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Frodo

Als der Wecker die Stille in meinem ab gedunkelten Zimmer durchriss, war ich bereits wach. Ich konnte sowieso nicht schlafen, schon lange nicht mehr, also war er eigentlich völlig unnütz. Seufzend stand ich auf und schleppte mich ins Bad. Der Blick in den Spiegel erschreckte mich immerwieder. Die tiefen, dunkeln Augenringe und das müde, abgemagerte Gesicht, an dem die Wangenknochen bereits hervor traten. Erschöpft rieb ich mir die geröteten Augen, ehe ich zur Zahnbürste griff und dabei die zahlreichen Narben an meinem Arm entblößte. Einige waren dünn und etwas verblasst, andere klafften schlecht versorgt in einem erschreckenden dunkel rot. Wenn man es so sah, könnte man fast meinen, dass mein Körper eine Geschichte erzählte. Eine Art Leidensweg, der mein ganzes Leben darstellte. Der erste Schnitt ist immer noch zu sehen, wenn man wusste wo er sich befand. Die kleine Linie zierte die Innenseite meines linken Oberschenkels bereits seit ich 14 Jahre alt war. Die neuste war grade mal 2 Tage alt.

Angewidert spuckte ich aus, spülte meinen Mund aus und griff nach der Standart Bekleidung, die ich in vielfacher Außführung besaß. Schnell wechselte ich das T-Shirt, sodass ich meine Herausstehenden Rippen nicht länger begutachten musste, durch den übergroßen Hoodie, welcher meine wahre Körperform gut versteckte. Essen konnte ich auch nicht mehr als einen Apfel jeden zweiten Tag, ohne mich zu übergeben. Gott, was war nur aus mir geworden? Ich war nicht viel mehr als ein Schatten meiner selbst, seit ich mich in ihn verliebt hatte. Ihn, meinen besten Freund. Flo. LeFloid. Fluff. Wer immer er auch mal für mich gewesen sein mochte. Bei ihm schien das alles so einfach zu sein, er wusste ja schließlich nichts von meinen Gefühlen. Für ihn war ich immernoch Frodo, sein bester Freund. Nur leider war ich dieser Person schon lange nicht mehr ähnlich. Liebe verändert Menschen, aber nicht immer zum Positiven.

Die mindestes zwei Nummern zu große Hose schmeichelte meinen dünnen Beinen nicht wirklich und ließ mich wahrscheinlich noch schlimmer aussehen als ohne hin schon, was mir mittlerweile aber recht egal war. Einen letzten Blick warf ich noch in den Spiegel und lächelte mir falsch entgegen. "Du bist so schwach, Max." Sagte ich meinem Spiegelbild grinsend, mit einem glänzenden Selbsthass in den Augen, bevor ich mich auf den Weg zu Florian machte.

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Heartbreak Coverup  [Froid]Where stories live. Discover now