Auftragskiller (Teil 4)

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Ich holte tief Luft und wollte gerade die Waffe auf die richtige Höhe wandern lassen, als mit einem lauten Knall die Tür aufflog und Niall hereinstürzte. Hektisch riss ich meine Arme zurück und schaffte es gerade noch, die Pistole wieder an ihrem ursprünglichen Platz verschwinden zu lassen, bevor Niall misstrauisch werden konnte und dachte, ich schleppte Faschingsartikel mit mir herum.

„Harry, ich find das Wasser nicht".

Beinahe hätte ich gelacht. War das jetzt sein Ernst? Wieso zur Hölle musste alles um mich herum so normal sein, während in Wirklichkeit überhaupt nichts der Normalität entsprach?

Seufzend erhob sich Harry von dem unangenehm quietschenden Stuhl und folgte Niall nach draußen, womit ich also allein in seinem Zimmer zurückblieb. Schweigend sah ich mich um und versuchte, die Schweißperlen auf meiner Stirn zu ignorieren. Gerade eben wäre es fast so weit gewesen. Meine Fresse, wenn Harry wüsste, wer oder was ich war .... Ich wollte mich gerade ebenfalls auf den Weg in die Küche machen, als mir etwas ins Auge stach, das bei Harrys Herumgewühle offenbar aus der Schublade gefallen war und nun halb verdeckt von einem Heft auf dem Boden lag. Langsam bückte ich mich danach – es war ein kleiner Stapel selbst ausgedruckter Bilder, die zwar leicht verschwommen aber dennoch gut erkennbar waren. Mit jedem einzelnen Foto, das ich begutachtete, schien meine Kinnlade noch weiter in Richtung Boden zu wandern. Was zur Hölle!

Darauf war sein Stiefvater zu sehen. Er stand mit zwei anderen Männern der selben Statur wie er selbst in einer Gasse; es musste um die Zeit der Dämmerung herum sein, da die Lichtverhältnisse leicht zu wünschen übrig ließen. Er war gerade dabei, den Typen etwas zu geben, doch als ich weiterblätterte, sah ich, dass er auch etwas im Gegenzug erhielt. Und als ich noch genauer hinschaute, wurde mir allmählich klar, dass er ihnen ein Tütchen in die Hand drückte und dafür Geld kassierte, wobei sich alle drei immer wieder vorsichtig umsahen – man hätte all diese Fotos zu einem Film zusammenschneiden können, doch ich kapierte auch so, worum es ging.

Mr Twist betrieb einen kleinen Drogenhandel. Und Harry wusste davon.

Geschockt ließ ich mich in den Schreibtischstuhl zurückfallen und musste das erst mal schlucken. Deshalb wollte dieser Mann seinen Stiefsohn aus dem Weg haben. Ihm waren seine zwielichtigen Geschäfte wichtiger als ein Menschenleben, noch dazu das des Sohnes seiner Frau.

Verzweifelt raufte ich mir die Haare und biss die Zähne zusammen, um einen Wutschrei zu unterdrücken. Diese verdammte Zwickmühle! Was sollte ich nur tun?

In diesem Moment betraten Harry und Niall lachend wieder den Raum; auf Nialls T-Shirt waren nasse Flecken zu sehen, als hätten sie die Wasserflasche darüber zerstört. Harry bemerkte den zerstreuten (die Untertreibung des Jahres!) Ausdruck auf meinem Gesicht und legte die Stirn in Falten. „Was ist?".

„Nichts", hauchte ich nahezu und versuchte, mit dem Fuß das Heft zurück über die Fotos zu schieben, bevor die Blicke der Jungs darauf fallen konnten. Nun wanderte auch noch eine seiner Augenbrauen nach oben und sein Mund öffnete sich zu einer weiteren Frage, doch ein anhaltender schriller Ton von Nialls Handy schnitt ihm das Wort ab. Gespielt schmerzerfüllt hielt sich Harry die Ohren zu und versetzte Niall einen Stoß. „Geh schon ran, bevor ich es aus dem Fenster in den Gulli schmeiße".

„Das würdest du nicht wagen". Das Grinsen wurde mit einem Schlag aus seinem Gesicht gewischt, als er einen Blick auf das Display warf. „Fuck. Es ist Liam". Nervös sah er uns an. „Soll ich rangehen?".

„Bist du irre? Natürlich!".

„Äh, ich mach mich dann mal auf den Heimweg, okay? Bis morgen!". Ohne weitere Worte der Erklärung schlüpfte Niall auf den Gang und als wenige Sekunden später die Haustür zufiel, wusste ich, dass er das Haus verlassen hatte. Fast hätte ich das Fenster aufgerissen und ihm „STOPP! Bitte bleib hier!" hinterher gerufen. Und es stimmte: Ich wünschte, er wäre hiergeblieben. Ich wusste nicht, was ich an diesem Abend noch alles tun, beziehungsweise wozu ich fähig sein würde.

One Shots (Larry, Ziall, Niam, Narry)Where stories live. Discover now