Unfair || Baekyeol FF

~3~

Die nächsten Tage in der Schule verlaufen besser und ich merke, wie ich mich verändere. Chanyeol war in der Schule immer in meiner Nähe und ich ließ es zu, was mich selbst überraschte. Ich muss zugeben, dass ich jetzt nicht mehr so ungern wie vorher zur Schule gehe.

Dank Chanyeol freue ich mich sogar ein wenig und dank Chanyeol kann ich wieder lachen. Er schafft es mich immer wieder mit seiner lustigen und tollpatschigen Art aufzumuntern und meine Probleme wenigstens für einen kurzen Moment vergessen zu lassen. Ich frage mich wie er es die ganze Zeit schafft so positiv und glücklich zu sein. Darum beneide ich ihn.

Chanyeol ist sowas wie mein Beschützter. Wenn die anderen meinen mich zu beleidigen oder zu demütigen, so setzt er sich für mich ein. Ich weiß nicht, weshalb ich sowas verdient habe. Obwohl wir beide uns in der Schule sehr gut verstehen haben wir noch nie etwas außerhalb der Schule miteinander gemacht. Uns noch nie getroffen oder etwas unternommen. Chanyeol hat mich zwar noch ein paar mal gefragt ob wir nicht mal was machen wollen, aber ich lehnte jedes Mal ab.

Ich schaffte es immer noch nicht mich ihm zu öffnen und ihm etwas von mir und meinem Leben zu erzählen. Ich schämte mich zu sehr dafür. Aber er drängt mich auch nie dazu und fragt nie danach. Ich glaube er spürt, dass es mir schwer fällt etwas von mir preiszugeben. Dabei erzählt er mir so viel von sich.

Er scheint ein perfektes Leben zu haben. Seine Eltern haben sich selbstständig gemacht und ihre Firma läuft gut. Dementsprechend haben sie viel Geld. Außerdem hat er eine Schwester. Bestimmt sind sie eine tolle Familie.

Wie gerne würde ich auch so eine schöne Familie haben, aber das Schicksal wollte es wahrscheinlich anders.

Seit mein Vater uns verlassen hat versucht meine Mutter verzweifelt einen neuen Mann zu finden und vergisst mich dabei noch mehr als davor. Jetzt ist es ihr egal, welche Noten ich bekomme oder ob ich zu Hause aufräume. Immerhin ist sie die meiste Zeit mit ihren Männern beschäftigt und daher nie zu Hause. Wenigstens muss ich so ihre Gegenwart nicht ertragen. Doch es gibt dennoch einen Hacken an der Sache. Es scheint so, als ob es ihr egal ist, ob ich überhaupt lebe. Sie lässt mich tagelang ohne Geld da und ich weiß nicht, wie lange mein Gespartes noch für Essen reicht.

Um mich wenigstens über Wasser halten zu können habe ich mir einen Job in einem kleinen Café, welches nur ein paar Straßen weiter von meinem Haus liegt, besorgt.

Es hat mich viel Überwindung gekostet mich dort zu bewerben und umso mehr freue ich mich, dass ich angenommen wurde und arbeiten kann.

Ein weiterer Schritt für mein Leben nachdem ich endlich ausziehen kann ist getan.

Und so war ich auch heute nach Feierabend auf dem Weg nach Hause. Es war ein anstrengender Tag. Ich hatte einen langen Schultag und musste auch noch bis spät abends arbeiten. Doch daran musste ich mich wohl oder übel gewöhnen.

Ich war ganz in meinen Gedanken versunken, als ich jemanden meinen Namen rufen höre. Sofort drehe ich mich um und sehe Chanyeol auf der anderen Straßenseite stehen. Er wedelt wie verrückt mit seinen Armen und ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Er schafft es immer wieder auf's Neue mir den Tag mit seiner Art zu verschönern.

In letzter Zeit spüre ich jedes mal, sobald Chanyeol mit mir redet oder einfach nur in meiner Nähe ist, ein fremdes, vorher noch nie da gewesenes Gefühl. Es fühlt sich komisch, aber dennoch irgendwie schön an. Mein Bauch fängt an zu kribbeln und es fühlt sich so an, als ob etwas in mir explodiert.

Ist dieses Gefühl Liebe? Fühlt es sich so an verliebt zu sein?

Ich meine die Antwort zu wissen. Doch wie kann ich Chanyeol lieben? Er liebt mich sicherlich nicht zurück und damit würde ich nur noch mehr Probleme verursachen. Ich würde unsere Freundschaft zerstören und niemand könnte mir jemals wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Er ist mir in dieser kurzen Zeit so sehr ans Herz gewachsen. Ich will ihn einfach nicht verlieren. Er ist der einzige Grund, weshalb ich noch lebe. Er gibt mir die Hoffnung auf ein besseres Leben. Ohne ihn wäre ich schon längst nicht mehr hier. Was soll ich nur tun?

Ich merkte gar nicht, dass ich schon wieder abwesend wurde, bis ich plötzlich einen lauten Knall und Chanyeols Stimme hörte.

Danach wurde alles schwarz vor meinen Augen...