KAPITEL 25 oder Ende und Anfang

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Seit einer schier unendlichen Zeit waren wir in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt. Heu wirbelte um uns herum auf, das Klirren der immer wieder aufeinander treffenden Schwerter erfüllte den Innenhof. Immer wieder waren Neugierige in den Türen erschienen, doch als sie sahen wer sich dort bekämpfte verschwanden stumm und heimlich wieder und ich konnte es ihnen nicht verübeln.

Ein Ende in diesem Kampf war einfach nicht zu sehen. Zumindest keines was derzeit auf einen Sieg meinerseits zusteuerte.
Die Ausdauer meines Bruders war einfach unschlagbar.
Schweiß ran in Strömen meinen Körper hinab. Dies lag teils an der starken Hitze, die sich in dem runden Hof staute, aber auch daran, dass Nevary mir keine Zeit für eine Pause bot.
Er war schnell und wendig. Genau das, was ich auch war. Bei Dako war dies ein Vorteil gewesen, aber nun brauchte ich eine neue Methode.
Da ich aber noch nicht sehr viele Kämpfe bestritten hatte und auch nicht sehr oft andere beim Fechten beobachteten konnte, war mein Repertoire an listigen Ideen sehr beschränkt.
Aber ich brauchte dringend eine unerwarteten Wendung, um den Kampf zu meinen Gunsten zu wenden.

Der Magieschlucker pulsierte heiß an meiner Brust, bereit die Magie aufzusaugen. Es war, als würde er mit mir kommunizieren und ein eigenes Bewusstsein besitzen.
Aber ich hatte nicht die Gelegenheit den Stein hervor zu holen, geschweige denn anzuwenden.
Mühevoll wehrte ich den nächsten Hieb ab, dessen Wucht mich unerwartet von den Beinen stieß und mich rücklings in Staub landen ließ.
Das Schwert von Pyero flog aus meiner Hand, schlitterte scheppernd über das Kopfsteinpflaster und kam in unerreichbarer Entfernung zum Stillstand.

Nevary stand über mir, könnte mich jederzeit durchbohren, doch er grinste nur und deutete mir an wieder auf die Beine zu kommen.
"Das ist doch echt langweilig so Schwesterchen. Jetzt streng dich doch mal ein bisschen an. Das hier ist ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse. Es werden in der Zukunft Geschichten davon erzählt werden. Darüber wie ich dich besiegte. Und ich will nicht, dass es langweilige Erzählungen werden.
Also komm gefälligst auf die Beine und zeig mir wozu ein Drache fähig ist."
Röte stieg mir ins Gesicht, denn ich fand es wirklich peinlich wie schlecht ich doch war.
Er stand da so lässig über mir, mit seinem selbstgefälligem Grinsen, dass es mich unendlich wütend machte.

Mit zusammen gebissenen Zähnen kam ich wieder auf die Beine und hob meine Hände in Kampfstellung.
Er hatte recht. Dies hier war wirklich ein bedeutendes Ereignis. Es würde über die Zukunft so vieler Menschen entscheiden. Dass er glaubte, dass er gewinnen würde, ignorierte ich. Allein der Gedanke, dass alle auf dieser Welt von dem Ausgang dieses Ereignisses erfahren würden, spornte mich an noch mehr zu geben.

Und als ich zwei Reiter in den Hof traben sah, hatte ich eine Idee.
Während ich auf die Pferde zurannte, warf ich meinem Bruder mit den Drachenkräften einen Haufen Heu zu. Staub wirbelte auf und ließ Nevary husten. Er konnte nichts mehr sehen vor lauter Staub. Dieser kleine Moment reichte mir schon.
Schnell war ich bei dem ersten Reiter angekommen. Es war ein Mitglied von Skylars Leibgarde.
"Finde die Königin und den Prinzen. Lasse sie beide auf schnellstem Weg zum Marktplatz kommen", wies ich den Ritter an. Dieser nickte verdutzt und sprang ab.
Eilig zog ich mich in den Sattel und wendete den Rappen.
Mein Bruder bekam schon wieder Luft und lief auf mich zu:" Was soll denn das werden? Willst du vor mir davon laufen?"
Ganz sicher wollte ich nicht vor ihm fliehen, aber ich ließ ihn in dem Gedanken. Er sollte mir einfach folgen.
Ich galoppierte Richtung Tor und blickte über die Schulter zurück. Mein Bruder wollte auf das andere Pferd steigen, doch der Ritter ließ das Pferd scheuen, welches panisch reißaus nahm. Genervt stieß der König den Mann zu Boden, doch aufhalten ließ er sich nicht.
Das war wirklich dumm von dem Mann gewesen, auch wenn es die vernünftigste Lösung war. Aber ich hatte ja beabsichtigt, dass er mir folgen würde. Zu Fuß war er sicher nicht schnell genug.

Time to Reign - Die Geschwister✔Where stories live. Discover now