Kapitel 10: Coming Out

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Sein Herz schlug doppelt so schnell wie sonst. Wenn das überhaupt möglich war. Er verfluchte es in dem Moment. Es brachte seine Hände dazu zu schwitzen und zu zittern. ES brachte ihn dazu nervös auf seiner Lippe zu beißen und es brachte seine Beine dazu sich wie Wackelpudding zu fühlen. Er hatte sich noch nie so gefühlt. NOCH NIE! Und wenn es nach ihm gehen würde, müsste er sich auch nie so fühlen. Wenn es hieß sich so zu fühlen wenn man verliebt ist, konnte er getrost darauf verzichten. Sein Kopf dachte zumindest so. Sein Herz war da allerdings ganz anderer Meinung. Die Klingel riss ihn aus seiner Trance. Der Weg zur Türe kam ihm heute länger vor als sonst und als er seine Finger um die Türklinge wickelte, zitternden sie leicht. Die Türe ging Geräuschlos auf und brachte Alex dahinter zum Vorschein.

„Hi." Sagte dieser und lächelte breit. Sein grüner Parka war offen. Darunter trug er ein rot kariertes Hemd und einen grauen Strickschal. Seine langen Beine steckten in engen Jeans und schwarzen Chucks. Matt hasste sich selber dafür, dass ihm jedes einzelne Detail auffiel.

„Hi." Erwiderte Matt und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. Sein Herz klopfte nervös.

„Bist du fertig?"

Matt nickte, nahm seine schwarze Winterjacke und folgte Alex aus der Türe hinaus.

„Wo gehen wir hin?" fragte Matt.

„Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber ich stehe überhaupt nicht auf Resteraunts. Mein Vorschlag wäre deswegen, dass wir in eine Bar gehen. Burger schmecken überall." Alex grinste.

„Passt mir." Antwortete Matt.

Sie verließen das Gebäude, in dem Matts Wohnung waren und Alex blieb vor einem alten dunkelblauen Polo stehen.

„Das ist dein Auto?" fragte Matt ein wenig geschockt.

„Ja, was dagegen?" fragte Alex während er sein Auto aufschloss.

„Das ist das unmännlichste Auto überhaupt." Erwiderte Matt kopfschüttelnd und nahm auf dem Beifahrersitz platz.

„Hast du vergessen, dass ich schwul bin?" erwiderte Alex.

„Das...das...wollte ich damit nicht sagen." Stammelte Matt.

Alex lachte, „Das war ein Scherz!"

„Oh..." Matt spürte wie sein Gesicht sich rosa verfärbte. Er wurde nie rot?!

Alex warf ihm einen kurzen Blick zu. „Ich hab kein Problem damit schwul zu sein und darüber zu reden. Du musst deswegen nicht verlegen sein."

„Wo ist Tili heute Abend?" fragte Matt um Alex auf ein anderes Thema zu bringen.

„Sie ist bei unserer Großmutter." Antwortet Alex. „Ich hole sie morgen dort wieder ab."

„Wieso wohnt ihr nicht bei deiner Großmutter?"

„Sie ist schon 84 Jahre alt und nicht mehr die fitteste. Außerdem war ich alt genug um alleine zu wohnen als meine Eltern starben." Kam die Antwort ohne Zögern. Matt wunderte es ein wenig, dass Alex über seine Eltern reden konnte, Nicht das er ein besonders gutes Verhältnis zu seinen Eltern gehabt hätte, aber er war sich ziemlich sicher, dass wenn sie Tod wären es ihm nicht einfach fallen würde darüber zu reden. Er änderte das Thema. Hauptsächlich um irgendwelche seltsamen Momente zu vermeiden.

„Seit wann arbeitest du im Morshinkas?" fragte Matt.

„Schon seit zwei Jahren."

„Und gleichzeitig arbeitest du noch als..."

„Dachdecker bzw Zimmermann." Beendete Alex sein Satz. „Was arbeitest du?" fragte er.

Es war Matt fast peinlich zu sagen, was er machte. Neben Alex wirkte er wie ein eingebildeter Schnösel, der nur sein Geld verwaltete – was er ja auch irgendwie nur machte.

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