Kapitel 18- Reunited

937 47 7
                                    

Melody POV

Ich muss wohl eingeschlafen sein. Ich hob meinem Kopf vom harten Küchentisch und versuchte, die diversen Papierknüllen aus meinen Haaren zu befreien. Der Raum war in in das sanfte Licht der Abenddämmerung getaucht. Vor mir lagen immer noch die ausgeschnittenen Stellenangebote aus dem Tagespropheten. Gleißend fiel mir wieder ein, wie deprimierend meine Jobsuche doch lief.

War ich überhaupt für irgend etwas gut?

Ich hatte zwar jetzt im Gegensatz zu Amy zwar meinen kompletten Schulabschluss, aber trotzdem noch immer keine Aussichten auf das Leben nach Hogwarts.

Bäckerin könnte ich auch nicht werden. Selbst den Kuchen, den ich für Amy und Draco nach dem hoffentlich positiven Vorstellungsgespräch gemacht hatte, hatte ich verbrennen lassen. Außerdem sah die Verzierung eher so aus, als hätte sich jemand bunt übergeben...

Apropos Amy, sollte sie nicht schon längst hier sein? Das Gespräch in der Praxis hatte sie schließlich am frühen Mittag. 

Ich gab mir alle Mühe, den Haufen Anzeigen und unnötig entworfene Bewerbungen in einem Papierkorb verschwinden zu lassen, ohne dass dieser sofort überquoll und platzte. Wer hätte es gedacht: nicht mal das gelang mir!

Ich wartete noch eine Weile in der Wohnung, bis ich unruhig wurde und beschloss, der Praxis einen Besuch abzustatten. 

Am anderen Ende der Winkelgasse angekommen, marschierte ich entschlossen auf die Praxis zu, musste jedoch feststellen, dass sich die Tür nach gefühlten 100 Drück-und-Zieh Bewegungen nicht öffnen ließ. 

Ich warf einen Blick durch die gläserne Front, die einem Blick auf den Anmeldungsthresen verschaffte, doch nichts. Weder Licht, noch Personen, noch irgendwelche Geräusche die vernehmen lassen könnten, dass auch nur irgendjemand anwesend war.  Frustriert ließ ich mich gegen die Scheibe fallen. Können sie mir es denn nicht ein einziges mal leicht machen? Ein Blick nach oben in eines der Fenster von Draco's Wohnung verriet mir, dass selbst dort niemand zu sein scheinte. 

Unglücklicherweise fiel mir aber auch kein anderer Platz sein, an dem sie sein könnten. Ob das Verschwinden beider ein gutes oder schlechtes Zeichen war? Fragen über Fragen, aber keine Antworten. 

Nicht weniger frustriert als zuvor schleppte ich mich wieder zurück in Fred und George's Wohnung. Im Dunkeln ließ ich mich auf das Sofa fallen und schrie genervt in ein Kissen. Ich versuchte krampfhaft an einen Ort zu denken, an dem sich zumindest einer der beiden befinden könnte, doch gab ziemlich schnell wieder aus. Es wird schon nichts schlimmes gewesen sein sagte ich mir ständig in den Gedanken und fand schließlich wieder ein wenig zur Ruhe. 

Ich muss schon wieder eingenickt sein. Als ich zunächst aufwachte, lag ich nicht mehr auf dem Sofa sondern in Fred's Bett und sah mit dem Augenaufschlag aus dem Fenster in die finstere, sternendurchleuchtete Nacht. Ein Blick auf die Uhr verriet mir: 2 Uhr nachts. 
Von was war ich so erschöpft? Ach ja, dem endlosen Versuch, mal etwas gutes für Amy und Draco zu tun. 

Sanft stieß ich Fred gegen die Brust. Er brummte nur und drehte sich schlafend weg. Also ging ich auf eine andere Strategie über. Ich stütze mich von der Seite auf ihn und verteilte Küsse von seiner Wange über seinen Hals, bis er sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen konnte und die Augen aufschlug. 

"Ich lasse mal die Uhrzeit außen vor und frage dich nur, womit ich diese Art des Geweckt werdens verdient habe?"

Grinsend ließ ich mich zurück in die Kissen fallen. "Ich kann nicht mehr schlafen."

"Und?"

"Du bist mein Freund und ich finde du könntest dich mit mir beschäftigen. Immerhin scheint die Nacht die einzige Zeit zu sein, in der du nicht Arbeitest."

"Du hast Glück, dass du selbst verschlafen so gut aussiehst, sonst würde ich dich jetzt in eine hässliche Mischung aus Spinne und Kröte verwandeln."

"Charmant wie eh und je. Ich hab' Hunger, wie sieht's bei dir aus?"

Am Ende machten wir mitten in der Nacht Pfannkuchen. Die ersten Versuche gingen ziemlich daneben. Da hatten wir es wieder: Ich würde keine Bäckerin oder Köchin werden. Mit vollem Bauch ließen wir uns auf das Sofa fallen und redeten. So wie früher im Fuchsbau. Irgendwann schlief Fred jedoch wieder ein und ich beschloss, den erstbesten Ort, an den ich Amy finden könnte, aufzusuchen. 

Es war früher Morgen. Die Sonne war gerade aufgegangen, als ich vor unsere Wohnung apparierte. 
Leise öffnete ich die Tür, um niemanden aufzuwecken. Doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Es roch nach Kaffee und meine Mutter stand bereits in der Küche und bereitete Frühstück vor. Es war ziemlich üppig für 3 Personen. Ich klopfte sanft an den Türrahmen, um mich bemerkbar zu machen.

"Guten Morgen", flüsterte ich. 

Verwundert drehte sie sich um. "Melody",meinte sie überrascht. "Was machst du denn hier? So früh? Ich habe dich noch nie freiwillig vor 9 Uhr aufstehen sehen." 

"Ist Amy hier?"

"Amy? Nein. Nicht dass ich wüsste-wieso? I-ich dachte sie wäre bei dir." 
"Verdammt", fluchte ich und schlug auf den Tisch. 

Verunsichert sah Mum mich an.  "Was ist los?" 

Aus dem oberen Stockwerk waren Geräusche zu hören. Die Schritte näherten sich den Treppen. 
"Christy?", rief eine mir bekannte Stimme. 

"Anna hatte einen Alptraum", endete der Satz, als Dad auch schon, oberkörperfrei und in Pyjamahose, mit Anna auf dem Arm die Küche betrat. 

Er war mindestens genau so überrascht wie Mum. Er setzte die verängstigte Anna ab und lief erst mal ins Wohnzimmer um sich von dort ein T-shirt aus dem Wäschekorb griff und es sich überstreifte. 

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich zu Mum um. Mit verschränkten Armen und nur einer hochgezogenen Augenbraue starrte sie fordernd zurück. "Soso", meinte ich und drehte mich wieder um. 

Dad kam zurück. Er schien ein wenig nervös. "Mel, was für eine Überraschung dich hier zu sehen. So früh." 

"Die Überraschung ist ganz meinerseits." 
Plötzlich fiel mir der eigentliche Grund, warum ich da war wieder ein. 

"Also Amy war wirklich nicht hier? Dann muss ich wohl auch schon wieder weiter."

Anna, die sich inzwischen an Mum klammerte, sah erst mich an und dann in die Richtung unserer Haustür. "Da ist sie doch." 

Wie vom Blitz getroffen folgte ich ihrem Blick. Dort stand Amy, noch immer im Outfit für die Bewerbung. Nur die Schuhe hatte sie aufgezogen und hielt sie in der Hand. Sie sah etwas zerknittert aus, aber es gab keine Anzeichen darauf, dass sie geweint haben könnte.  "Amy!, rief ich. "Wo hast du gesteckt?"

"Ich war noch unterwegs, sonst nichts", murmelte sie erschöpft. "Ich geh mich mal etwas frisch machen."

"Eigentlich - könntest du noch einen Moment warten, Schätzchen?", fragte Mum. Sie tauschte einen kurzen, nervösen Blick mit Dad. 

Dieser nickte ernst. "Ich denke, jetzt ist ein guter Zeitpunkt um euch etwas zu sagen. Wie ihr gemerkt habt, war euer Dad in letzter Zeit des öfteren bei uns - und so wird es auch erst mal bleiben. Ich weiß nicht, welchem Begriff ich unseren momentanen Stand zuordnen soll. Es eine richtige Beziehung zu nennen wäre vielleicht noch etwas früh, aber wir sind auf dem besten Weg dorthin. Natürlich solange das für euch okay ist.

Ich weiß, dass ihr in den letzten Jahren viel durchmachen musstet - in Sachen Isaac zum Beispiel. Und die vielen Umzüge. Aber ich kann das Vergangene nicht rückgängig machen und hoffe ihr habt Verständnis. So wie es aussieht, werden euer Dad und ich wieder zusammen ziehen, da es hier einfach zu eng für uns alle ist." Sie holte einmal tief Luft und sah erwartungsvoll in die Runde. Sie wirkte wie ein nervöser Teenager, der seinen Eltern von ihrem ersten Freund erzählt. 

Meine Reaktion wäre wahrscheinlich anders ausgefallen, wenn es nicht so auffällig gewesen wäre. Und Amy mich nicht 'vorgewarnt' hätte. Aber so war es nun mal. Und so konnte ich nur dümmlich grinsen. "Ich wusste es", flüsterte ich triumphierend und schloss meine Eltern in die Arme. 





Kings and Queens of Promise (Draco Malfoy FF)Where stories live. Discover now