Part 4 (Prolog)

271 16 11
                                    

Ich betrachtete mich in dem großen vergoldeten Spiegel, der hier im Ankleidezimmer hing, und erschrak sofort bei meinem Anblick. Ich war es zwar gewöhnt Kleider zu tragen, aber das hier war etwas völlig anderes.

Ich stand auf einem kleinen Podest. Um mich herum wuselten viele junge Frauen, die dauernd an meinem Haar herumfumelten. Es waren wohl Dienstmädchen oder so etwas. Sie halfen mir mich anzukleiden, was mich schon irgendwie nervte.

Ich kann mich jawohl noch alleine anziehen!, dachte ich und war kurz davor ihre Hände wegzuschlagen.
Ich ließ es schließlich aber doch. Erstens waren sie dazu gezwungen und zweitens könnte das meinen ganzen Plan zunichte machen.

Hier hingen viele wunderbare Kleider, an hunderten von Kleiderbügeln in hunderten von weißen, riesigen, edlen Regalen. Doch ich hatte das schönste von allen bekommen.
Obwohl ich es nicht zugeben wollte, das Kleid war wirklich hinreißend.

Es ging bis zum Boden und war ziemlich aufgewölbt. Die Ärmel lagen eng an und waren mit Spitzenmustern verziert. An meiner Tallie war es ziemlich schmal, jedoch breit genug um gerade so noch genug Luft zu bekommen. Auch hier waren viele Stickereien angebracht.

Ach ja, und es war weiß. Hochzeitskleider waren immer weiß.

Meine Haare waren zu einem lockeren Messidutt hochgesteckt, und ich hatte gefühlte 2 Tonnen Make-up im Gesicht kleben. Es fühlte sich ungewohnt an.

Da man sonst meine Narbe sehen würde, bestand ich auf meinen Kopfschmuck.
Diesmal war es nicht nur irgendeine Kette, die ich aus meinem Zimmer genommen hatte.
Isamu-sama hatte sie speziell für mich anfertigen lassen. Sie war zwar wirklich wunderhübsch, mit Verzierungen übersehen und in einem glänzendem schwarz, doch ich lasse mich doch nicht kaufen.. !!
Trotzdem nahm ich den Kopfschmuck an. Ich hatte jawohl keine andere Wahl.

Die Kammerzofen verschwanden alle nach der anderen, da ich so gut wie fertig war. Außer mir war schließlich nur noch eine Person da.
Ein zierliches Dienstmädchen, das ungefähr so alt wie Kazumi sein musste, stellte sich hinter mich auf einen kleinen Hocker, um mir den Schmuck an die Stirn zu legen, da mich meine ungewohnt hohen Schuhe größer als sonst machten.

Ihre kurzen, blauen Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten und strichen ihr bei jeder Bewegung über ihre Schultern. Sie trug einfache Kleidung. Ein beiges Untergewand mit kleinem Korsett und eine braunen Schürze darüber. Die Typische Alltagskleidung einer Frau. Sowieso durfte man als frau hier nichts anderes als das tragen.
Aber auch sonst wurden die Frauen und Mädchen in unserem Clan sehr beschränkt.
Weibliche Politiker? Fehlanzeige. Weibliche Ninjas? Nicht daran zu denken!
Von weiblichen Herrschern fangen wir gar nicht erst an.
Die ganze Sache kotzte mich einfach an. Das hat es schon immer. Warum dachten nur alle, dass wir Frauen nichts können?
Das wir zu blöd sind, etwas anständiges zu tun.

Das einzige was uns erlaubt war, war es unsere Kinder zu erziehen und den Haushalt zu führen.
Ansonsten sollten wir schön unsere Klappe halten.
Nach dieser gesellschaftlichen Richtung wurde auch ich erzogen. Immer Kleider. Immer zurückhaltend. Wenn man mal lauter wurde, wurde es so gleich bestraft. Nun, dieser Aufgabe kam Rin ja bekanntlich gut nach.

Ich war wohl eine Weile gedanklich angeschweißt, denn ich bemerkte ein leichtes ziehen und daraufhin einen entschuldigeden Gesichtsausdruck des kleinen Mädchens, das mich durch den Spiegel ansah, und dann ihren Blick wieder abwendetet.

Nun musterte ich sie noch einmal genauer und mir fielen sofort ihre heraustretenden Knochen auf. Außerdem hatte sie Augenringe und Schwielen an ihren kleinen Händen, mit denen sie gerade einzelne Haarsträhnen wegsteckte, die ihre Arbeit behinderten.

Unique GirlWhere stories live. Discover now