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Die amerikanische Highschool. Wenn man einen Europäer oder Asiaten nach seiner Meinung dazu fragen würde, würde sie wahrscheinlich ziemlich positiv ausfallen, denn schließlich liebte die ganze Welt amerikanische Highschools. Stopp..- nicht die ganze Welt.

Es gab eine Ausnahme und ratet mal wer es war..- richtig, die Amerikaner. Ich meine, für uns war die Highschool einfach eine ganz normale Schule. Jeder hasste Schule, nur weil unsere in Filmen auftauchte hiess es nicht dass sie anders oder cooler war als in anderen Ländern.

Wir hatten zum Beispiel jeden Tag die selben Fächer. Wisst ihr wie langweilig das ist? Klar, man durfte größtenteils selber entscheiden welche Kurse man belegte und hatte dadurch automatisch mehr Spaß an der ganzen Sache, aber auch das nur begrenzt.

Im Grunde genommen war die Highschool in drei einfachen Worten zusammen zufassen: langweilig, gemein und zeitstehlend.

Wie jede verdammte andere Schule.

Nachdem das geklärt ist versteht sich bestimmt auch warum meine Laune am Montag morgen um genau sechs Uhr dreißig ungefähr beim Punkt null war. Vielleicht etwas niedriger, -1 oder -2 würde auch noch zutreffen, aber was ich damit sagen wollte war, es war Montag morgen und wenn ich mich nicht beeilte würde ich den Bus verpassen und zu spät zum Unterricht kommen.

Eigentlich war mir das egal, heute hatten wir aber einen Vertretungslehrer bei dem mir das nicht so egal war.

Dank meiner Schrottkarre, die partout nicht anspringen wollte, sprintete ich mit einer Banane und einem Keks in der Hand, meinem Rucksack über einer Schulter baumelnd, zum Bus, nur im gerade noch rechtzeitig durch die sich schon schließenden Türen und quetschen und inmitten von lauten, rempelnden Schülern zu stehen.

Genervt drängelte ich mich durch ein paar Footballjungs um weiter nach hinten zu kommen, wo Allie sitzen musste. Allie war das Patenkind meiner Eltern. Wir kannten uns also schon seit Ewigkeiten. Zwar waren wir keine besten Freunde aber wie kamen gut miteinander aus. So gut dass sie mir jeden Tag bis zu meiner Haltestelle einen Platz freihielt, falls mein Auto mal wieder nicht ansprang.

Seufzend ließ ich mich neben ihr auf den harten Plastiksitz fallen.

„Guten Morgen." Grinste sie mich an. Halbherzig erwiderte ich die Begrüßung und durchwühlte meinen alten schwarzen Rucksack nach meinem Physikbuch. Stöhnend musste ich die Suche schließlich aufgeben und feststellen dass es zuhause war. Mein Tag konnte nur noch besser werden.

Den Rest der Fahrt hörte ich einfach Allie zu, die schon ein paar Monate weiter war mit ihren Gedanken, und von dem jährlichen strandfest zu den Herbstferien träumte, bei dem sich alle jugendlichen trafen, Lagerfeuer machten, Alkohol tranken und bis spät in die Nacht am Strand saßen. Da Allie ein paar Jahre jünger war als ich, war es dieses Jahr ihr erstes Mal dass sie dabei sein durfte. Sie war gerade fünfzehn geworden und war somit automatisch dazu eingeladen.

Erleichtert stellte ich fest dass wir gleich an der Schule angekommen waren, und auch Allie verstummte mit einem Blick nach draußen und begann ihr Handy in den Rucksack zu stopfen.

Mit quietschenden Reifen hielt der schäbige, alte, gelbe Schulbus vor den Toren der Barney-Command-High-School. Die Türen gingen auf und das Gedränge nach draußen begann. Gelassen schulterte ich meinen Rucksack und ließ mich mitziehen.

Sobald ich draußen stand schien es mir als wäre es über die kurze Zeit der Busfahrt noch heißer geworden als es schon war als ich das Haus verließ. Die Sommermonate waren am schlimmsten in unserer Gegend. Es war teilweise so heiß, dass man nicht einmal das Meer als Abkühlung sehen konnte. Der Winter war angenehm. Zwar war es warm, aber auszuhalten warm.

Unsere Schule war aus diesen klimatische  Gründen ziemlich offen. Die Gänge waren überdacht, besaßen aber keine Wände oder Fenster, sondern waren völlig offen. Die Klassenzimmer waren die einzigen geschlossenen Räume an dieser Schule, selbst die Cafeteria war zur Hälfte im Freien.

Mein erster Weg führte mich zu meinem Spind, in der Hoffnung das Physikbuch dort zu finden. Ich drehte mein Schloss, drei mal links, einmal rechts, viermal links und zwei mal rechts. Es sprang auf und ich öffnete die rote Metalltür.

Wie zu erwarten fand ich kein Physikbuch. Dafür lag eine Packung meines Lieblingskaugummis zwischen den alten Schulbüchern, meinen Sportschuhen und meinem IPod. Zufrieden steckte ich mir eines in den Mund und ließ die halbleere Packung in der Tasche meiner Latzhose verschwinden. 

„Buuh." Zwei große Hände legten sich auf meine Schultern und ich verdrehte grinsend die Augen. Mit einem Schwung schloss ich die rote Metalltür wieder und drehte mich um, um Benetts dunklen Augen zu begegnen, die mich warm anstrahlten.

„Morgen." Murmelte ich und verschloss das Schloss an meinem Spind.

„Wie fühlt es sich an endlich erwachsen zu sein?" Fragte er mich schmunzelnd und ich warf mir den Rucksack lachend über die Schultern.

„Hatten wir das Thema nicht gerade erst?"

„Stimmt, Peter Pan." Erwiderte er und wir bogen um die Ecke, auf dem Weg zu unseren Klassenräumen.

„Halt die Klappe, Tinkerbell."

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Peter PanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt