Kapitel 8

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Nachdem wir uns umgezogen und die Küche saubergemacht hatten, schlug Ethan vor noch in die Stadt zu gehen. Also schnappte ich mir meine Tasche, meine Schlüssel, mein Geldbeutel und mein Handy. Ich stieg zu Ethan ins Auto und schloss die Tür mit Schwung zu. Wir setzten gleichzeitig unsere Sonnenbrillen auf und ließen die Fenster runter. Der Wind wehte uns durch die Haare. Wir diskutierten in welches Restaurant wir Essen wollten, da Ethan und ich uns allerdings nicht entscheiden konnten, nahmen wir einfach den nächsten Italiener. Wir bestellten unser Gericht und redeten über Gott und die Welt. Ich schlug Ethan vor ein Spiel zu spielen. Das Spiel ging so, dass ich ihn etwas fragte und er mich etwas fragen durfte. Er blieb bei Basic-Fragen wie Lieblingsband / Buch / Film/ Farbe/ Essen und so weiter... Aber wenn ich ihn was fragte, wurde er immer verschlossener und seine Miene wurde härter. Unsere Themen gingen aus und dann wurde es still zwischen uns. Schließlich wurde es mir zu blöd. Ich wollte gerade meinen Mund aufmachen als plötzlich sechs Personen zu uns an den Tisch kamen. Drei Frauen drei Männer, alle trugen schwarze Sachen und einige von ihnen waren tätowiert. Ich schaute in ihre Gesichter und was ich sah überraschte mich nicht wirklich. Ihre Blicke waren eiskalt und zeigten keine Emotionen. Einer der Männer, der wohl der Älteste war, schnappte sich einen Stuhl und setze sich zu Ethan. Ethan schien wütend zu sein, er starrte den Mann mit Blicken an die ich nicht deuten konnte.

„Ethan, mein Freund, lang ist es her, wie geht es dir?", sprach der Mann.

Seine Stimme hörte sich rauchig an und ich schüttelte mich kurz. Ethan jedoch ignorierte was er fragte und funkelte ihn böse an. Wenn Blicke töten könnten dachte ich mir...

Der Typ drehte sich plötzlich zu mir um und grinste mich an. Ich musterte sein Gesicht. Eine große und lange Narbe zog über seine Wange. Seine Augen strahlten pure Kälte aus. Ich schätzte ihn vielleicht so um die 40 rum.

„Wenn haben wir den da? Wie heißt du, Süße?", sprach er mich nun an.

Er roch nach Zigaretten und kaltem Schweiß. Seine Stimme hörte sich gefährlich an und diesem Typ würde ich niemals gerne nachts begegnen. Bevor ich überhaupt antworten konnte, kam mir schon Ethan dazwischen.

„Sie ist nicht der Rede wert, ein Niemand so zusagen", knurrte er und seine Augen fixierten mich genau.

Ich kämpfte mit dem Gefühl, das sich in mir ausbreitete schaute ihn verletzt an. Ihn schien das jedoch nicht zu kümmern. Ich rutsche in meinen Stuhl weiter rein und senkte meinen Blick.

„Was machst du hier Paul?", wandte Ethan sich zu nun an den Typ.

„Ganz ruhig Owens, wir haben hier nur ein paar Sachen zu erledige", grinste er und faltete seine Hände zusammen.

„Paul, lüg mich nicht an, was verdammt wollt ihr hier? Zieh mich nicht schon wieder in so eine Scheiße rein ich schwöre es dir!" Ethan wurde lauter.

„Pass auf was du sagst Ethan, wir haben einen Vertrag, verdammt nochmal!"

Paul zog Ethan an seinem Kragen näher an sich ran. Die zwei lieferten sich einen Blick-Duell, ich glaube, dass sie gar nicht mehr reden mussten den die Blicke sagten schon alles. Diese Kälte die Ethan ausstrahlte ließ mich erschaudern, ich rieb mir die Gänsehaut an meinen Armen weg. Anscheinend hatten die zwei etwas was nicht geregelt worden ist. Ich zuckte zusammen als Paul auf eine andere Sprache anfing zu reden. Sie klang bedrohlich. Ich bekam Angst, jedoch zuckte Ethan nicht einmal mit der Wimper. Auch Ethan fing an in dieser Sprache zu reden und deren Blicke die ständig zu mir huschten waren mir unangenehm. Ich verstand die Sprache überhaupt nicht und hatte den Blick immer noch auf meine verschränkten Hände unter dem Tisch gerichtet. Ethan und Paul fingen an sich nun lauter zu unterhalten und beide schienen sehr wütend zu werden. Ich wurde nervös und fing urplötzlich ans zu schwitzen wie als wäre ich in der Sauna.

„Steh auf Johnson, wir gehen!", war sein letztes Wort.

Er legte Scheine auf den Tisch und stürmte aus dem Lokal hinaus. Ich schnappte mir meine Tasche, entschuldigte mich bei einigen Kellnern die das Drama anscheinend mitbekamen hatten. Ich blickte noch einmal zu Paul zurück, der mich mit einem merkwürdigen Blick anschaute und lief zu Ethan der bereits im Auto saß. Ich stieg ein, traute mich aber kaum ihn anzuschauen oder anzusprechen. Jedoch hielt ich die Stille nicht mehr aus und blickte langsam zu Ethan der seine Hände fest um das Lenkrad drückte.

„Ethan", flüsterte ich leise.

Keine Antwort. Keine Reaktion!

„Ethan?", fragte ich nun erneut.

Sein ganzer Körper war angespannt. Er war wütend, sehr wütend sogar.
„Hey hör mal", ging ich langsam an und legte meine Hand auf seine, die um das Lenkrad geklammert war.

Er reagierte blitzschnell und nahm meine Hand und drückte sie so stark zu, dass ich einen unglaublichen Schmerz in meiner Hand spürte. Ich bekam Angst und Tränen schossen mir in die Augen. Er drückte immer fester zu. Mit schmerzerfülltem Gesicht blickte ich in seine Augen. Nichts... ich sah einfach nichts. Nur Wut und eine große Leere.

„Ethan, bitte lass meine Hand los! Ethan bitte, lass sie los. Ich bin's Ethan, bitte lass meine Hand los, Ethan bitte!", rief ich und zerrte an seinen Arm. Er reagierte weiterhin nicht und drückte noch fester zu.

„AAAAAAAHHHH", schrie ich als es plötzlich knackste.

„ETHAN, VERDAMMT LASS MEINE HAND LOS! ETHAN BITTE... ETHAN LASS SIE LOS!", schrie ich unter Schmerzen.

Er blinzelte ein paar Mal und ließ meine Hand los. Ich zog sie sofort schützend zu mir. Ich wollte Ethan nicht anschauen. Ich nahm mir meine Tasche und sprang so schnell ich konnte aus dem Auto und lief planlos in irgendeine Richtung.


Ethans Sicht

Warum musste auch ausgerechnet Paul hier auftauchen, wo ich gerade mit Rosie unterwegs war? Ich mochte Rosie, sie war ein spezielles Mädchen und ich wünschte sie hätte ihre Familie nicht verloren. Paul machte mich wütend. Seit ich einen Deal mit ihm eingegangen bin komme ich nicht mehr aus der Scheiße raus. Meinen Hass gegenüber Paul hatte ich schon seit ich ihn das erste Mal kennengelernt habe. Mir fiel es unglaublich schwer bei dem Spiel von Rosie. Sie erzählte mir all das, weil sie mir vertraute, ich darf und kann ihr keine wahren Details über mich erzählen. Das sind die Regeln! Ich muss mich verschließen, um mich selbst zu schützen. Als aber plötzlich Paul bei uns auftauchte hab ich komplett die Nerven verloren und habe automatisch Rosie die eiskalte Schulter von mir gezeigt. Paul beobachtete Rosie verdächtig lange, was mich noch wütender machte. Ich kannte ihn zu gut. Leider. Ich wusste das Rosie mich so nicht kannte und dass ich sie mit meinen Worten verletzte tat mir unglaublich leid. Ich bekam mit wie Rosie sich im Stuhl klein machte und sich unwohl fühlte. Ich wollte so schnell wie möglich Rosie hier weg bringen, sie sollte ja keinen Kontakt mit Paul haben, er ist gefährlich. Das Gespräch zwischen Paul und mir machte mich so unglaublich wütend, dass ich mich für einige Minuten nicht mehr kontrollieren konnte. Im Auto konnte ich nicht mal beschreiben wie es mir ging. Gemischte Gefühle stiegen in mir auf, die ich nicht fühlen wollte. Also blendete ich alles aus. Ich spürte nichts mehr, ich wusste nicht mehr wo ich war, ich wusste nur, dass ich meinen Kopf, meine Gedanken und meine Sicht abschaltete. Mich brachte Rosies Schreie und Bitten wieder zurück. Wie in Trance ließ ich Rosies Hand los, die sie schützend wieder zu sich zog. Ich sah ungläubig auf meine Hand, wie konnte ich nicht bemerkt haben, dass ich sie verletzte. Sie schnappte sich ihre Tasche und ging schnell aus dem Auto.

„FUCK!", schrie ich und schlug auf das Lenkrad.

Ich versuchte sie anzurufen, hinterließ tausende Nachrichten und fuhr durch die Stadt und suchte sie überall. Ich gab es nach einer Weile auf und fuhr Nachhause. Schuldig und enttäuscht von mir selbst setzte ich mich auf die Treppe und stützte mein Kopf auf meine Knie und schloss die Augen. 

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