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"Was ist mit deiner Vergangenheit!?" Fragtest du, als du mich ins nächste Stockwerk gezogen hattest und du warst grober als sonst mit mir umgegangen. Ein wenig hatte es mich verletzt, aber im Gegensatz zu den anderen Sachen die du getan hattest, war es eigentlich nur eine nebensächliche Tatsache.

Natürlich stelltest du diese Frage. Shane hatte so oft davon gesprochen das du gar nicht anders konntest als mir diese zu stellen, ob ich sie dir beantwortete war jedoch eine andere. Du hattest sie nicht verdient und ich war mir sicher das dir dies bereits bewusst war. Warum du mir diese dennoch stelltest hinterfragte ich nicht.

Ich schwieg, da ich der Hoffnung war das mich dann mit der Frage in Ruhe lassen würdest, aber so warst du nicht. Du würdest so lange darauf beharren bis ich dir mindestens etwas von meinem Leben berichtet hatte und ich wusste nicht ob ich die Kraft dazu hatte dies stand zuhalten. Du würdest es so oder so herausfinden. Es war egal ob es nun jetzt oder später war.

"Ich will dich nicht dazu zwingen müssen Fallon!" Zischtest du und deine Stimme ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich hatte in diesem Augenblick eine Heiden Angst vor dir und ich wusste das du dies so eben auch ausnutztest. Du warst klug, dies wusste ich und ich war dumm zu glauben das dich meine Vergangenheit nicht interessieren würde, auch wenn ich wusste das diese dir definitiv nicht sonderlich gefallen würde.

"Ich war sechzehn als es passiert, quasi vor zwei Jahren, es gab da einen Jungen den ich..."

"Wenn du mir hier etwas über deine verflossene Liebe erzählen willst kann ich dir gleich sagen das es mich kein Stück interessiert!" Fauchtest du und ich war mir sicher das du auch ein wenig verletzt warst, das ich gegenüber dir einen anderen Jungen erwähnte, aber du hörtest mir nicht zu, du hattest dazwischen gesprochen sodass ich meinen Satz nicht einmal hatte beenden können.

"Halt die Klappe und höre zu!" Erwiderte ich schon beinahe hysterisch und ich wusste wie wütend du über meinen Ton und meine Worte Gegenüber dir warst, doch du schwiegst und hörtest mir weiter zu und ich wusste nicht ob ich dir dankbar dafür sein sollte oder nicht, denn ich hatte diese Geschichte lange nicht mehr erzählt "Dieser Junge war ganz sicher nicht jemand den ich liebte. Er hätte es sich gewünscht, dies weiß ich, aber es ist nie dazu gekommen" Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen als ich an das Vergangene dachte. Ich hatte es verdrängen wollen und das ausgerechnet du mich darauf ansprachst brachte mir mehr Schmerz als du vielleicht denken mochtest.

Ich musste mich an der Wand anlehnen und auf den Boden setzten, da ich sonst das Gleichgewicht verloren hätte. Mir war schwindlig und am liebsten hätte ich an dieser Stelle aufgehört zu reden, doch dein Blick duldete keinen Rückzug und ich wollte dich unter keinen Umständen verärgern.

"Sein Name war Kai und er hat jedes Mal mitbekommen wie mein Vater mich geschlagen hatte. Weißt du wenn ich die Geschichte erzähle denken die anderen immer wie schrecklich es doch ist vom eigenen Vater geschlagen zu werden. Sie ignorieren die Tatsache das Kai viel schlimmer gewesen war, auch wenn er mich niemals angerührt hatte. Wenn ich heute darüber nachdenke hätte ich liebe die Schläge meines Vater weiter in Kauf genommen als Kai begegnet zu sein" Du knietest dich vor mich, nahmst meine Hand, als würdest du mir beistehen wollen wenn ich weiter erzählte und du wusstest nicht wie dankbar ich dir für diese Geste war.

Du hattest immer noch die Wunden, welche man dir beim Verprügeln vor zwei Wochen zugefügt hatte. Vorsichtig strich ich mit dem Zeigefinger darüber, doch du wichst nicht zurück. Ich wusste das du es genosst von mir berührt zu werden und ich wusste das du mir so unsagbar dankbar warst das ich dich immer noch liebte, auch wenn du so viel Schreckliches getan hattest.

"Er war ein Manipulierer gewesen, wie du" Fuhr ich fort als ich dir durchs Haar strich "Nur eben besser" Ich machte eine kleine Pause, wollte das du meine Worte verstandst und genauestens realisiertest. Ich wollte das du begriffst, dass Kai im Gegensatz zu dir noch viel schlimmer gewesen war und das ich deswegen mich nicht von dir abwendete "Er liebte die Gewalt, mehr noch als du es jemals tun wirst"

"Was hat er dir angetan Fallon" Flüstertest du und legtest deine Stirn gegen meine. Ich schloss die Augen und ein paar Tränen bahnten sich den Weg über meine Wange herab. Ich hatte immer so stark gewirkt, mich gegen Riley gestellt und dich geliebt, aber das hatte ich nur Kai zu verdanken. Er hatte mich stark gemacht in dem er mich kaputt gemacht und gebrochen hatte und ich wusste nicht was ich tun würde wenn er erneut vor mir erscheinen würde. Ich hatte Angst, ich hatte mehr Angst vor ihm als alles andere.

"Er hat sich in mich verliebt Dylan und damit hat alles angefangen. Er konnte die Menschen so lenken das sie das taten was er von ihnen verlangte, aber bei mir hat er es nie geschafft und genau deshalb hat er sich in mich verliebt. Ich war anders und das hat ihm gefallen" Die Tränen begannen nun richtig zu fließen und du wischtest mir behutsam die Tränen mit einem Taschentuch weg, um mich zu beruhigen.

Nachdenklich drücktest du das Tuch in deiner Faust zusammen und hieltest es dir an den Mund. Du dachtest nach, dies war unschwer zu erkennen und wahrscheinlich warst du auch etwas Geschockt von meiner Geschichte, aber du hattest noch nicht alles von dieser gehört.

"Er hat meinen Vater umgebracht Dylan, er hat ihn umgebracht weil er mich verletzt hat. Er hat seinen Kopf aufgespießt auf einen Pfahl und diesen vor unsere Tür gestellt. Er hat mit Vaters Blut an die Wand geschrieben das er das für mich getan hätte und wie sehr er mich liebte. Sie haben seinen Körper nie Gefunden. Er ist ein grausamer Mensch und er würde in deiner Situation viel schlimmer Vorgehen als du vielleicht denken magst. Er ist nach dem Mord an meinem Vater verschwunden mit der Nachricht das er wiederkommen und nach mir suchen würde" Ich krallte mich an dir fest und begann laut los zu schluchzen. Ich hasste es dir von meiner Vergangenheit berichten zu müssen, weil es mir einfach so verdammt schwer fiel und ich alles andere als gerne darüber sprach.

Ich hatte so Angst vor Kai, mehr noch als ich je vor irgendetwas anderes Angst haben würde und ich war mir sicher das dir soeben bewusst wurde wie falsch es gewesen war mich darauf angesprochen zu haben, aber du konntest nichts dafür. Shane hatte dich quasi drauf gebracht und du hattest nicht gewusst wie schrecklich es für mich gewesen war.

"Es tut mir so leid" Sagtest du und zogst mich in eine Arme. Ich genoss deine Nähe so ungemein und beruhigte mich sogar ein wenig, jedoch erst als du deine Lippen sanft auf meine presstest hörte ich auf zu schluchzten. Du hattest eine ungeheure Wirkung auf mich, dies wurde mir so eben bewusst und ich wusste nicht ob ich dies als gut oder als schlecht auffassen sollte.

Ich wusste nicht wie es wäre wenn ich Kai begegnen würde, aber irgendetwas sagte mir das es bald soweit sagen würde.

Und in diesem Augenblick ertönte eine verzehrte Stimme aus Lautsprechern, welche vor draußen kamen.

"Dylan O'Brien die Schule ist umstellt, sie haben keine Chance, kommen sie mit erhobenen Händen heraus und stellen sie sich!"

Wie lächerlich, wie überaus lächerlich dieser Versuch doch war.

TRUST ME BABEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt