Der 2. Teil, in L.A.

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Als Marlon meine Träne sieht wendet er seinen Blick von der Straße ab und schaut besorgt zu mir herüber. Schnell wische ich sie weg und lächle ihn an, damit er weiß, dass es mir gut geht. Marlon ist knappe 18 Jahre alt, genauso wie Christoph. Die beiden sind Zwillinge. Somit sind sie die zweitjüngsten bei den Brüdern. Wie gesagt, Luca ist der älteste, er ist 24. Danach kommt Martin, 22. Und dann Ian, 20. Finn ist 19. Und wie gesagt, Jayden ist der Jüngste, er ist 17. Ich hinke ihnen ziemlich nach. Ich bin 15. Ihr glaubt mir ja gar nicht, wie anstrengend es ist, die Jüngste zu sein. Ständig werden einem Streiche gespielt oder über einen gewitzelt. Aber sechs Brüder haben mich ziemlich abgehärtet. Also...würde man Martin zitieren würde man sagen, Ich reise die Klappe manchmal so weit auf, dass er Angst hat, dass ein Flieger dort einen Zwischenstop einlegt. Was ich noch ziemlich unfair finde ist, dass alle meine Brüder die schönen schwarzbraunen weichen Haare meiner Mutter und meines Vaters geerbt haben. Meine Mutter kommt aus England, mein Vater lebte schon immer hier in Amerika. Aber wir waren bei der Haarfarbe. Also, wie gesagt, kommt meine Mutter aus Großbrittanien, aber meine verstorbenen Großeltern haben ihre Vorfahren in Irland. Und Jeii! Ich erhalte natürlich die krausen, lockig tanzende wilde Flammenmähne der Iren. Außerdem habe ich klitzekleine Sommersprossen auf der Nase, ich bin froh, dass es so wenige sind, dass es kaum auffällt. Aber dazu diese verdammten langweilig braunen Augen meines Vaters und diese so kindische Babynase... Tja, jey, jedenfalls bin ich mal was anderes!(man überhöre die Ironie) Meine Brüder lieben meine Haare. Und ich übertreibe nicht. Zweimal am Tag mindestens zieht mich jeder auf den Schoß und wickelt sich meine roten Haare um den Zeigefinger. Irgendwie finde ich das ja auch noch süß, aber andererseits, kann es auch nerven. Meistens wenn ich in der Öffentlichkeit bin, trage ich deshalb eine Kapuze oder eine Mütze, die meine Haare nicht sofort offenbaren. Ich liebe es, im Mittelpunkt zu stehen, wegen einem coolen Spruch, oder weil ich mir etwas nicht habe gefallen lassen oder so, aber ich hasse es im Mittelpunkt wegen meiner HAARE zu stehen! Es ist mir soo unangenehm, wie mir die Leute auf den Kopf starren, meistens belächeln sie mich dabei. Ich weiß noch, dass ich, als ich in der Grundschule war, meine Haare, die ich sonst immer zu zwei festen Zöpfen gebunden hatte, öffnete. Natürlich sprangen meine Locken sofort wieder um mein Gesicht, und alle kicherten ein bisschen über meine wilde Frisur. An diesem Tag habe ich meine Bastelschere genommen und meine Haare bis kurz über die Ohren geschnitten, sodass ich eine absolute JUngsfrisur und keine Löckchen mehr hatte. Meine Brüder hatten sich sehr darüber geärgert, weil sie meinten, durch meine Haare wäre ich auffällig und das wäre gut. Sie hatten mir solange eingeredet dass die langen Locken schön gewesen wären, dass ich es bald selber glaubte. Und den Jungen, der mich am meistens ausgelacht hatte, hatte Jayden eine runtergehauen, und dafür eine Verwarnung erhalten. Aber auch hinterher meinte er, dass sei es ihm wert gewesen. Ich bin mir zwar sicher, dass auf der Highschool niemand mehr über meine Haare lachen würde, vielleicht würden sie sogar gefallen, aber ich hatte beschlossen, sie vorerst immer versteckt zu halten. Vielleicht übertreibe ich, aber das mit den Haaren ist so ein Tick von mir.

Inzwischen waren Marlon und ich schon über eine Stunde gefahren und langsam aber sicher fielen mir wieder die Augen zu. Müde lehnte ich meine Wange an die kalte Fensterscheibe. Mein Atem ging langsamer und ruhiger, und ich schloss die Augen. Marlon schaltete den Radio auf volle pulle an. Natürlich musste gerade so ein Hardcore Lied laufen. Marlon lachte laut auf, als ich vor Schreck den Kopf in die Höhe riss und gegen den Sitz knallte. "Maaaan! Marlon! Dein Ernst?" "Absolut, Prinzessin." Knurrend boxte ich ihm gegen den Oberarm, und er verzog gespielt schmerzvoll das Gesicht. "Au. Du schlägst so fest, Romy. Du bist so kräftig. Ich glaube, dass eine Fliege mich schon mal stärker geboxt hat." Da ich solche Späße gewohnt war, spielte ich mit. "Tjaja, die Fliegen von Heute können kleinen Bubis wie dir, schon ordentlich das Popöchen versohlen. Ne ordentliche Rechte haben die, das muss man ihnen lassen. "Und ob!" Marlon grinste breit. Er verlangsamte das Fahrtempo etwas, um mich durchzukitzeln und dabei keinen Unfall zu bauen. Kichern zappelte ich unter dem Sicherheitsgurt, als er mit seinem Finger tief in meinen Bauch pikste. Inzwischen tat mein Bauch weh, vor lauter Lachen. "Lahh...Lass...hihihi...lass das Marlon...phhihi!" "Sag: Marlon ist der liebste, schönste große Bruder der Welt!" "Neiiiin! Sag ich nicht!" prustete ich. In diesem Moment wurde unser rostiger Truck von einem schnittigem Porsche überholt. Um keinen Unfall zu bauen,riss Marlon geschockt das Steuer herum, so dass wir beinahe von der Straße fuhren. Ich schrie auf, aber Marlo bekam unsere Kiste nach einem Moment panisch atmend wieder unter Kontrolle. "Verdammte Shitte! Was war denn das?" keuchte ich. "Der Wichser! Alter, glaubste das kannste mit mir machen?" knurrte Marlon und trat fest auf das Gaspedal. Wir konnten den Porsche noch am Straßenende sehen, bevor er um die Ecke fuhr. "LA ME 345" murmelte ich. "Was?" fragte Marlon, immer noch über das Überholungsmanöver des Idioten zornig. "Sein Kennzeichen." grinste ich, und speicherte es schnell in meinem Handy. "Den finden wir schon, den Arsch." meinte Marlon, und wirkte ein Stückchen zufriedener. Nach knappen weiteren zwei Stunden konnte ich die Gipfel der Häuser in L.A. sehen. "Wir sind da!!" quitschte ich aufgeregt. Marlon sagte nichts, aber er strahlte. 

Er hielt vor einem großen Backsteinhaus , ein bisschen außerhalb der Stadt. Staunend stieg ich aus und betrachtete unsere zukünftige Unterkunft genauer. Das Haus selber hatte bestimmt vier Stockwerke und war umgeben von einer niedrigen roten Backsteinmauer. Die Fenster waren ziemlich groß und das Dach war rötlich gedeckt. Außerdem verbarg sich hinter der Mauer eine kleine Blumenwiese und ein großes Gemüsebeet, mit allerlei Gewürzen und Gemüsesorten, wie Tomaten, Gurken, Karotten... Mein Mund stand immer noch offen, als Marlon an der Haustür läutete und ein großgewachsener schlanker Mann mit denselben dunkelbraunen Haaren wie unser Erzeuger uns die Tür öffnete. Aber bis auf die Haare hatte er keinerlei Ähnlichkeiten mit ihm. DAs Gesicht meines Onkels war viel offener, die Augen strahlender und der Körperbau etwas schmächtiger. Erster Eindruck: Perfekt! Er strahlte glücklich als er zuerst Marlon in die Arme nahm, den er schon kannte. Früher war meine Familie oft hierhergefahren, aber nachdem unsere Mutter alkoholsüchtig wurde und mein Dad aggressiv, machten wir keine Ausflüge mehr. Ich hatte den Bruder meines Vaters also nie kennengelernt. Dieser nahm nun auch mich in die Arme und ich erwiderte glücklich. "Hallo Marlon! Und du bist Romy!" Als er uns ins Haus bat, erstarrte ich. Es war lichtdurchflutet, die Wände waren in hellgrün und weiß gehalten, und ein weicher beiger Teppich lag im Eingangs 'bereich. Mit offenem Mund sagte ich: "Marlon, pack schon mal aus. Hier geh ich nicht mehr weg." Marlon schmunzelte und mein Onkel Matthew brach in schallendes Gelächter aus. "Tja, schön dass es dir gefällt." gluckste er schließlich. "Und ich hoffe doch, dass ihr bleibt!" Ich wirbelte zu ihm herum und sprang ihm um den Hals. "Danke, Onkel Matthew. Dass du uns lieb hast!" Matthew erwiderte meine UMarmung und als ich mich vorsichtig wieder löste, sah ich in seinem Gesicht leichte Trauer. "Ihr tut mir so leid...eure Eltern" Auch Marlon machte jetzt einen Schritt auf ihn zu und drückte ihn kurz. "Wir halten das schon aus, Onkel. Aber..." Sein Magen knurrte."Das" er deutet auf seinen Bauch "Halt ich nicht mehr lange aus"

Sechs Brüder, ein Badboy und IchWhere stories live. Discover now