Überraschung

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Ich weinte und weinte. Es tat so weh und in gewissem Maße tat es mir auch leid was ich getan hatte doch jetzt war es geschehen. Irgendwann schleppte ich mich ins Bett und verließ es nur für die Schule. Auch die Ferien verbrachte ich nur im Bett.
Die Tage, Wochen, Monate liefen vorbei doch ich merkte nicht wie sie vorüber gingen. Ich war unfähig etwas anderes zu fühlen außer Schmerz. In der Schule riss ich mich zusammen um nicht zu weinen doch zu Hause ließ ich den Tränen freien Lauf. Oft saß ich einfach nur da und starrte in die Leere. Innerlich fühlte ich mich leer als wäre mit Chris ein Teil von mir gegangen. Ich vegetierte nur so vor mich hin. Meine Freunde versuchten immer wieder mich dazu zu bewegen mit ihnen was zu unternehmen und aus meinem Zimmer zu kommen doch auch diese Versuche wurden immer weniger und hörten irgendwann auf. In der Kita riss ich mich zusammen sodass dort niemand etwas merkte und so bekam ich auch keine größeren Probleme in der Schule.

Monate später...
"ES REICHT!", schrie mich meine beste Freundin an die gerade ins Klassenzimmer gestürmt kam. Die Schule war gerade zu Ende und ich packte meine Sachen zusammen. "Was reicht?", fragte ich emotionslos. "DU. DEIN VERHALTEN. ES WIRD ZEIT DAS DU MAL WIEDER RAUS KOMMST." Ich ließ ihre Schimptirade über mich ergehen und packte einfach weiter ein. Ohne zu antworten ging ich an Jasmin vorbei und ließ sie hinter mir stehen.
Zu Hause lag ein Brief für mich auf dem Tisch. Es war kein Absender darauf und ich öffnete ihn. Darin waren ein Brief und noch ein länglicher Umschlag. Zuerst öffnete ich den Brief und las was dort stand.

Hallo Karin,
da du ja nicht an dein Handy gehst versuche ich es halt auf diesem Weg und ich hoffe du liest diesen Brief.
Du fehlst uns wirklich sehr. Nicht nur Chris und mir, sondern auch Aylin, den Kindern und der Crew. Wir alle würden dich gern mal wiedersehen. Ich verstehe wenn du keine Lust hast Chris zu begegnen aber wenigstens mit uns anderen könntest du noch reden. Ich hab dir Karten für dich, deine Familie und Jasmin mit geschickt. Ich hoffe du kommst aber es ist deine Entscheidung. Ruf mich mal wieder an. Egal wann und wegen was. Wir vermissen dich.
Liebe Grüße
Andreas

Während ich las kamen mir wieder die Tränen und ich bekam ein schlechtes Gewissen Andreas und Aylin gegenüber. Ich zog die Karten aus dem Umschlag und schaute sie mir an. Ich wollte eigentlich auf das Datum schauen doch ich blieb an Chris' Gesicht hängen. Ich starrte es einfach nur an und hatte dabei das Gefühl, dass das Loch in meinem Herz noch größer wurde. Schnell steckte ich die Karten zurück in den Umschlag. Sollte ich wirklich hin? War ich wirklich bereit ihm gegenüber zu treten? Die Antwort lautete definitiv Nein. Selbst wenn ich ihn nicht sah, wenn ich mich nur mit Andreas unterhielt, würde ich ihn zumindest auf der Bühne sehen. Und das würde ich nicht aushalten. Außerdem stand die Frage im Raum ob Chris mich überhaupt sehen wollte. Nach dem Anruf bestimmt nicht. Ich entschloss mich nicht zur Show zu gehen, würde Andreas aber eine Nachricht schicken. Er hatte ja Recht. Die anderen konnten ja nichts dafür das ich mich von Chris getrennt hatte. Jasmin würde ich ihre Karten geben damit sie gehen konnte. Auch wenn mir in letzter Zeit vieles egal war und ich sie wie Dreck behandelt hatte war sie mir wichtig und ich wollte ihr die Möglichkeit geben zur Show zu gehen. Auch meine Familie würde die Karten bekommen.
Am nächsten Tag saß nur Jasmin im Klassenraum als ich ankam und ich reichte ihr wortlos die Karten. Verwirrt starrte sie mich an. "Was ist das?" "Karten. Hat Andreas mir geschickt." Sie schaute auf die Karten und dann wieder zu mir. "Gehst du mit?", fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Ich glaube das schaffe ich nicht." "Bitte komm mit. Philip (ihr Freund) kann da nicht. Ich will nicht allein da hin.", bettelte sie. Wieder schüttelte ich den Kopf. "Versteh doch ich kann nicht. Außerdem geht meine Familie auch und du könntest ja auch einfach jemand anderen fragen." Bei meinen Worten zog sie eine Augenbraue hoch. "Deine Familie. Toll. Die kenne ich ja auch soo gut. Und ich hab niemanden der mit mir zu den Ehrlich Brothers fährt. Das weißt du. Überleg es dir wenigstens nochmal." Um sie zu beruhigen nickte ich. Dann verließ sie den Raum und ging in ihre Klasse zurück.
In den nächsten Tagen versuchte Jasmin mich die ganze Zeit dazu zu bringen doch mit zur Show zu gehen. So langsam kam ich auch immer mehr ins Hier und Jetzt zurück. Ich bekam wieder mit was um mich herum ablief und lächelte auch ab und zu. Das war zum einen Jasmin zu danken die mir immer einen imaginären Arschtritt verpasste wenn ich wieder depressiv wurde und zum anderen Andreas mit dem ich schrieb und seit kurzem auch telefonierte. Er freute sich riesig als er hörte das ich zur Show kommen würde und auch Jasmin freute sich riesig.

Am Tag vor der Show ging ich mit Jasmin shoppen. Sie hielt mich auf Trab und ich hatte keine Gelegenheit auch nur mal kurz an die Show morgen zu denken. Das war wahrscheinlich auch gut so denn ansonsten hätte es gut sein können das ich doch noch einen Rückzieher machen würde. Ich schlief heute bei Jasmin und würde morgen auch mit ihr zur Show fahren. Meine Eltern und meine Schwester würden wir dann dort treffen. Bei Jasmin schauten wir dann noch ein paar Filme und schliefen irgendwann gegen morgen ein.
Als ich aufwachte stand die Sonne schon hoch am Himmel und Jasmin machte gerade Essen. Ich hatte nur ein paar Stunden geschlafen aber ich fühlte mich gut. Als wir mit essen fertig waren bestand meine beste Freundin darauf mich so richtig zu stylen. Ich fand das ja echt unnötig aber wenn sie ihren Spaß daran hatte sollte sie doch machen. Ich sah das ein wenig als Teil des Ausgleichs dafür das ich sie so vernachlässigt hatte. Irgendwann war sie zufrieden mit mir und ich schaute in den Spiegel. Wow. Sie war echt ein Naturtalent. Ich sah echt gut aus. Zum Dank umarmte ich sie, dann verließ ich das Bad damit sie sich fertig machen konnte. Ich kramte meine neuen Sachen aus den Tüten und zog sie an: Eine helle Jeans, eine weißes T-Shirt mit einem Spitzenelefant darauf, eine Bluse im Jeansstyle und dazu passende hohe Schuhe.
Während der Fahrt sprach Jasmin dauernd über ihre Hochzeitsvorbereitungen und den Antrag den Philip ihr vor kurzem gemacht hatte. Es hörte sich wirklich romantisch an doch es trug nicht gerade positiv zu meiner Stimmung bei. Als sie das merkte änderte sie sofort das Thema.
Auf dem Parkplatz war noch nicht viele Menschen zu sehen. Kein Wunder denn die Mittags-Show lief noch. Wir begaben uns zum Eingang und zeigten unsere Tickets. Andreas hatte uns extra Karten besorgt mit denen wir früher reinkamen damit wir uns mit ihm treffen konnten. Meine Familie würde erst heute Abend zum normalen Einlass kommen. Wir wurden durch den Vorraum nach hinten geführt als ich plötzlich Chris' Stimme hörte und stehen blieb. Jasmin nahm mich in den Arm und drückte mich zärtlich weiter. "Komm. Gleich kommen die Leute raus." Ich setzte einen Fuß vor den anderen und folgte ihr. Im einem Raum warteten wir auf Andreas. Manuel leistete uns in der Zeit Gesellschaft und informierte mich darüber wie die Tour so lief. Nach ein paar Minuten kam dann auch Andreas und wir umarmten uns. Wir redeten und redeten bis das Thema auf Chris fiel. "Er vermisst dich wirklich sehr. Er reißt sich zwar zusammen für die Shows aber man merkt das etwas mit ihm nicht stimmt. Er wollte zwischendurch sogar aufhören zu zaubern." Ungläubig starrte ich ihn an und seufzte. "Ich vermisse ihn ja auch. Sehr sogar. Aber ich habe diese langen Trennungen einfach nicht verkraftet. Da musst du verstehen." "Ich verstehe dich ja", sagte er mitfühlend. "Es macht dir ja auch niemand einen Vorwurf." In diesem Moment steckte Manuel seinen Kopf in die Tür. "Hey Andreas du musst los. In 5 Minuten beginnt die Show." "Sehen wir uns nachher nochmal? Dann können wir weiterreden." Ich drehte mich zu Jasmin um da ich ja mit ihr nach Hause fahren würde. Sie nickte, ich schaute wieder zu Andreas und nickte ebenfalls. Er ging und auch wir beeilten uns um noch rechtzeitig auf unsere Plätze zu kommen. Kaum saßen wir ging es auch schon los. Als Chris auf der Bühne erschien setzte mein Herz aus und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Als Chris mich sah blieb auch er wie vom Blitz geschlagen stehen und starrte mich an. Andreas holte ihn mit einem Schlag auf den Arm zurück auf die Bühne. Während der Show schaute Chris immer wieder in meine Richtung. Die beiden hatten zwei/drei Tricks von der letzten Tour mitgenommen und auch der Rosentrick war am Ende der Show dabei. Doch nachdem dieser vorbei war hörte Andreas nicht wie üblich auf Klavier zu spielen sondern machte einfach weiter. Chris begann zu reden: "Soo. Eigentlich wäre die Show jetzt zu Ende aber es gibt eine kleine Änderung. Heute sitzt jemand ganz besonderes im Publikum den ich euch gern vorstellen würde." Sein Blick suchte meinen und er kam auf mich zu. Vor mir blieb er stehen und zog mich hoch. "Darf ich vorstellen: Karin!" Ich folgte ihm auf die Bühne. Ich war unfähig mich zu wehren. Auf der Bühne stellte er sich vor mich und nahm meine Hände. "Karin. Ich weiß das die letzte Zeit nicht einfach war. Für uns beide nicht. Aber ich möchte dir sagen: Ich liebe dich und ich habe nicht vor dich je wieder gehen zu lassen. Und deshalb möchte ich..." Er sank auf ein Knie und holte eine kleine Schachtel aus seiner Jackentasche. "...möchte ich dich fragen ob du mich heiraten willst."

Traum Oder Wirklichkeit? -Ehrlich Brothers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt