Epilog

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Lachend befreie ich mich aus Sirius Armen, als er mich fest an sich drückt.
„Ich muss jetzt wirklich meine Tasche holen."
„Ich hol sie dir!", ruft Sirius eifrig und lässt die Tasche mit einem Wink seines Zauberstabes vom Gepäcknetz herunter gleiten.
„Vielen Dank, mein Herr."
„Für Sie immer wieder gerne, die Dame." Fynn stöhnt genervt auf.
„Das ist ja schrecklich mit euch beiden. Ihr seid doch schon über ein Jahr zusammen, könnt ihr dieses grauenhaft kitschige Getue nicht mal lassen?" Sirius wirft ihm einen bösen Blick zu. Er hatte Fynn lange nicht akzeptiert, da dieser in Slytherin ist und wir hatten viel Streit deswegen, doch mir zuliebe zanken Fynn und die Rumtreiber sich nicht mehr so oft. Jedenfalls nicht in meiner Gegenwart. Im Laufe des restlichen sechsten Schuljahrs habe ich mich sehr gut mit Fynn angefreundet. Trotz seiner durchgängigen schlechten Laune, weiß ich, dass er mich eigentlich auch mag und dass er eigentlich auch einen weichen Kern hat. Langsam haben die Rumtreiber und er  sich auch miteinander abgefunden. Besonders seit James und Lily zusammen sind, zeigt James seinen Generalverdacht, alle Slytherins seien Todesser, nicht mehr so deutlich.
„Och Fynnilein", säusele ich und muss grinsen,„jetzt sei doch nicht so eingeschnappt!"
„Wieso eingeschnappt?", ruft James, der mit Peter, Remus und Lily noch in unserem Abteil sitzt,„das ist doch sein fröhliches Gesicht." Lily kichert verliebt und gibt ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Seit sieben Monaten sind die Beiden jetzt schon zusammen und sind das Paradebeispiel für verliebte Teenager.
„Haltet alle die Klappe", mault Fynn, doch ich sehe wie ein kleines Lächeln über sein Gesicht huscht. Etwas wehmütig sehe ich auf die  vorbeiziehende Landschaft kurz vor London, die ich schon so oft gesehen habe. Es ist das letzte mal, dass ich sie vom Hogwartsexpress aus sehen werde. Keine Süßigkeitenschlachten mehr mit den Rumtreibern. Keine wilden Partys, wegen gewonnenen Quidditchspielen mehr. Unsere Zeit in Hogwarts ist jetzt endgültig vorbei.
Lächelnd sehe ich Sirius und James dabei zu, wie sie Peter so heftig kitzeln, dass er vor Lachen fast am Boden liegt. Remus und Lily schütteln nur über die kindischen Albereien den Kopf.
„James, benimm dich endlich mal erwachsen! Du bist Schulsprechen", zischt Lily irgendwann, kann sich aber trotzdem ein klitzekleines Grinsen nicht verkneifen.
„Oh nein, Lily", sagt James und richtet sich auf,„ich war Schulsprecher. Jetzt habe ich meinen Abschluss in der Tasche und bin frei von allen Pflichten!"
„Es ist trotzdem Schade, dass wir nicht mehr nach Hogwarts gehen", murmelt Peter, nachdem er sich wieder richtig auf seinen Platz gesetzt hat,„Hogwarts war unser Zuhause." Wir nicken einstimmig und kurz herrscht betretene Stille.
„Aber wir haben nie wieder Unterricht!", ruft Sirius plötzlich fröhlich,„nie wieder bei Binns einschläferndem Vorträgen die Zeit absitzen! Nie wieder Anschiss von der McGonnagal bekommen, nur weil wir den dritten Stock geflutet haben. Nie wieder  den Kerkerboden wegätzen, weil James mich mit Florfliegen bewirft, die zufällig alle in den Trank fallen!" Er schaut James böse an.
„Das nehme ich dir immer noch übel, Prongs. Ich hab ein T auf den Trank bekommen!" James lacht nur.
„Nie wieder nächtliche Ausflüge mit Moonys pelzigem Problem", sagt Peter und alle Rumtreiber murmeln zustimmend, selbst Remus, für den das ja eigentlich am unangenehmsten ist. Fynn, Lily und ich wissen alle von den Animagusgestalten der Jungs und Remus "Krankheit". Obwohl Fynn es eher aus Zufall herausgefunden hat.
„Ich glaube, wir dürften jeden Moment ankommen. Wenn wir nicht in die lange Schlange vor der Tür geraten wollen, sollten wir uns langsam mal Richtung Tür bewegen", sagt Fynn, um das melancholische Schweigen zu unterbrechen und alle nehmen ihre Taschen und stellen sich in den Gang.
„Wisst ihr was, Leute?", sagt James während die Tür sich öffnet und wir der Reihe nach auf den überfüllten Bahnsteig springen.
„Meine Eltern holen mich sowieso nicht ab. Wie wär's wenn wir im Tropfenden Kessel unseren Abschluss feiern?" Alle bis auf Fynn, dessen Eltern sofort mit ihm nach Neuseeland reisen wollen, stimmen zu. Auch ich werde nicht abgeholt.
Meine Eltern sind tatsächlich in Amerika untergetaucht. Es sei sicherer, haben sie in den Weihnachtsferien zu mir gesagt. Ich sollte in Hogwarts bleiben. Das ist, der Meinung meiner Eltern nach, das vernünftigste. Sie wollen mich, sobald sie können nach holen. Unser Haus habe ich bis dahin für mich alleine.

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now