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Brooklyn.

Ich kann alles hinter mir lassen. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal gereist bin. Doch dieses Mal, würde es für eine längere Zeit bleiben. Hoffte ich zumindest. Ich schlug die Decke beiseite und augenblicklich legte sich Kälte, wie ein dursichtiger Schleier um meinen Körper. Ich fröstelte. Erleichterung durchflutete meinen Körper, als ich auf nackten Füßen ins Bad tappste und das Licht anschaltete, das den Raum kaum noch erleuchtete. Ich sah in den Spiegel. Verschlossen hinter einer Fassade, einer großen Mauer, befanden sich meine Gefühle, tief verdrängt, bereit darauf, niemals wieder frei gelassen zuwerden. Ich selbst zweifelte nicht daran, weiter so leben zu können. Alleine, ohne jegliche Gefühle. Immer hin, tat ich es schon seit einer längeren Zeit. Doch seit einer Woche, hatte ich die Möglichkeit endlich Deutschland zu verlassen. Ich bin achtzehn geworden und somit brauchte ich meine nervige  Tante nicht mehr, die eigentlich nur hinter dem Geld her war. Nachts, bemerkte sie nicht, wie ich sie heimlich beobachtete, während sie das ganze Haus, nach Geld absuchte. Selbst mein Zimmer blieb nicht undurchsucht. Irgendwie musste sie ihre Sucht, nach den Drogen stillen. Ohne Geld, fast unmöglich. Nachts, wenn sie dachte, ich würde schlafen, schlich sie sich leicht bekleidet aus dem Haus, nur um in der nächsten Bar Männer zuberauben, die nur auf ihr Äußeres achteten und somit selbst Schuld waren, wenn ihnen am nächsten Morgen ihr Geld fehlte. Leise suchte ich den Boden nach meiner Tasche ab und nahm sie vorsichtig in die Hand, während ich innerlich hoffte, meine Tante würde nicht aufwachen. Erleichtert stieß ich die Luft aus und schlüpfte in meine ausgetragenen Turnschuhe, bevor ich die Tür einen Spalt breit öffnete und mich durch zwängte. Ich schlich die Treppen herunter, sah mich noch einmal in dem kaputten Haus um und schüttelte meinen Kopf. Das Leben in Deutschland würde ich nicht vermissen. In den letzten Jahren, hatte ich Geld gespart, das ich nun für ein neues Leben in Amerika nutzen würde. Ohne Menschen, die mich kannten. ,,Zum Flughafen", bat ich den Mann im Taxi, als ich mich in das warme Leder setzte und die Tasche auf meinem Schoß plazierte. Still nickte er, lächelte nur leicht und fuhr los.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit bereits vergangen war, als ich den Flughafen wieder verließ und mich streckte. Müde strich ich mir mein zerzaustes Haar zurück und band es zu einem Zopf, um die lästigen Strähnen nicht mehr zurück streichen zu müssen. Im neuen Haus, warf ich meine Tasche in mein neues Zimmer und ließ meine Schuhe und meine Jacke achtlos im Flur liegen. Es konnte sich sowie so Niemand darüber beschweren, dachte ich schulterzuckend, als ich mich auf das Sofa nieder ließ und den Fernseher anmachte.

Ich hatte das Gefühl, sie würden mich alle ansehen. Ihre Blicke durchbohrten mich schamlos. Ich hörte wie sie aufgeregt über mich sprachen, nicht ein Detail ausließen und so über mich redeten, als wäre ich taub und könnte kein Wort verstehen. Doch ich blieb stumm, würdigte sie nicht einen Blick und stolzierte in die Schule. Im Seketeriat ließ ich mir meine Bücher und meinen Spindcode geben, wobei ich mich dennoch höflich bei der Frau bedankte und die Schließfächer suchte, die ich wenige Minuten später auch fand. Kaum merklich verdrehte ich meine Augen, als ich die große Gruppe Schüler bemerkte, die mitten im Flur einen Kreis gebildetet hatten. Sie lachten, hielten ihre Handy's griff bereit und lästerten über Jemanden. Laut schlug ich die Spindtür wieder zu, nachdem ich mein Mathe Buch heraus genommen hatte und warf den anderen giftige Blick zu, bis mein Blick auf das Mädchen fiel, das auf den Boden saß. Zitternd vor Angst und Scham, kauerte sie sich zusammen und hielt schluckend die Tränen zurück, die sich in ihren Augen sammelten. Erschrocken sah ich sie mit großen Augen an, bis ich verstanden warum sich alle überhaupt vor ihr versammelt hatten. Wut staute sich in mir an und das einzige was ich wollte, war der Puppe, die dem Mädchen gerade eine Falsche über den Kopf kippen wollte, die Flasche weg zunehmen. Mit schnellen Schritten lief ich auf sie zu und drängte die anderen weg, die mir lauter Beleidigungen hinter her riefen. Bei ihnen angekommen, riss ich ihr die Flasche aus der Hand und warf sie weg. Der Inhalt bildete eine riesige Pfütze auf dem Boden und beinah wäre Jemand ausgerutscht, hätte man ihn nicht gewarnt. ,,Sei froh, dass die Flasche auf dem Boden gelandet ist und nicht auf deinem Kopf", zischte ich bissig zu ihr. Sie sah mich arrogant an und verschränkte empört ihre Arme vor ihrer Brust, während sie ihr Gewicht auf einem Bein lagerte und den Mund schon öffnete, als ich angewidert meinen Kopf schüttelte. Verwirrt und gereizt fragte sie, was mein Problem sei. ,,Du stinkst". Gelangweilt zuckte ich mit meinen Schultern und half dem Mädchen auf, dessen Augen nicht mehr feucht waren. Ihre grünen Augen funkelten mir dankend entgegen und bevor Jemand etwas sagen konnte, rannte sie mitsamt Tasche davon. Ich folgte ihr.

,,Du musst Adelina Black sein", begrüßte mich Mrs Mendes und lächelte, wobei sich Grübchen auf ihren Wangen bildeten, die sie noch jünger wirken ließen, als sie schon war. Ihre roten langen Haare, fielen ihr in sanften Wellen über ihren Rücken und kaum sichtbare Sommersproßen zierten ihre Wangen. Nickend stellte ich mich auf ihre Aufforderung neben ihr und ließ meinen Blick über die Klasse schweifen. Zwar hieß ich nicht 'Adelina Black', aber meinen richtigen Namen konnte ich nicht nennen. Nicht, wenn die Gefahr zu stark war, gefunden zu werden. Das Blonde Mädchen, dem ich geholfen hatte, saß alleine ganz hinten. Vor ihr saßen, wie es aussah, die jenigen, die sich für 'Beliebt', hielten. Es war Schwachsinn sich von einer Rangliste treiben zulassen, die bestimmen sollte wie viel man eigentlich wert war. Es war einfach nur lächerlich. Besonders, die Mädchen in den Miniröcken, den schlecht gefärbten Haaren und den zuweiten Ausschnitten, sowie die Jungs mit dem viel zu gegelten Haar, dem dreckigen Grinsen im Gesicht und dem Schwanz gesteuerten denken. Ich wollte gar nicht wissen, wovon sie träumten. ,,Stell dich doch bitte vor", bat sie mich nett. Ich hätte fast aufgelacht. Wen interessierte es wie alt ich war, was meine Hobbies sind und welche Interessen ich hatte. Niemand interessierte sich für mich. Wenn sie mich sahen, stellten sie ihre eigene Meinung fest, ohne zuwissen wer ich bin.  Sie beurteilen mich nach meinen Aussehen und verurteilen mich nach meinen Taten, wobei sie nicht nach den Hintergrund fragen.
Ein gezwungenes Lächeln zierte meine Lippen, während ein falscher Ton über meine Lippen fiel.
,,Wie alt ich bin hat euch nicht zu interessieren, genau so wenig was meine Hobbies sind", gab ich gespielt freundlich von mir. Die erschrockenen und überraschten Blicke ignoriete ich und sah wieder zu Mrs Mendes, die sich still wieder einbekam. ,,Darf ich mich nun setzten?". Plerplex nickte sie und warf mir noch einen skeptischen Blick zu, bevor sie auf zwei Plätze zeigte. Der leere Platz neben Blondie, oder der leere Platz, wischen zwei Idioten? ,,Darf ich mich setzten?". Erschrocken zuckte sie zusammen und sah mich mit großen Augen an. Zögernd nickte sie und zog ihre Tasche von dem Stuhl, auf dem ich mich breitwillig niederließ. ,,Mein Name ist Cassandra", ich dachte ein ängstliches Lächeln sehen zu können. ,,Hallo Cassie", neckte ich sie amüsiert auf ihren ängstlichen Blick. Und damit war das Gespräch beendet.

Der restliche Unterricht verlief still und nach vier Stunden war es endlich Zeit für die Mittagspause, noch länger hätte ich es nicht ausgehalten Mr Norman zu zuhören, der beinah selbst eingeschlafen wäre, während er darüber sprach, wie interessant Chemie doch wäre. ,,Willst du mit mir essen?", fragte die Blondine neben mir schüchtern und lächelte leicht. Unsicherheit spiegelte sich in ihren Augen wieder. Ich konnte sie lesen, wie ein offenes Buch.  ,,Klar", gab ich zurück und ließ mich von ihr in die Cafeteria ziehen, wobei ich meinen Kiefer aufeinader presste. Wir beide setzen uns an einem Tisch, am Fenster und begannen zu essen.
Ich beobachtete währenddessen die Mitschüler. Viele waren Mitläufer, selten sah man Schüler mit eigenem Charakter. Einige Mädchen kicherten wie vmVerrückte und andere aßen still schweigend. Andere machten sich an Jungs heran und die anderen tuscheln wild mit einander.
An einem Tisch in der Mitte saßen die 'bad boy's'. Wenn diese Jungs bad boy's waren, was waren dann wir für sie, dachte ich schmunzelnd.
Auf ihren Schößen saßen klischeehaft Schlampen, die man einfach nur für seine Spaß brauchte. Einen Tisch entfernt saßen die Sportler, sie halten sich, sowie die bad boy's, für die 'Kings' der Schule. Neben ihnen saßen die Cheerleader, typische Highschool.
Ich habe mir früher oft gewünscht, ein normales Leben zu führen, aber wenn ich die Jungend von Heute sehe, bin ich zufrieden damit was aus mir geworden ist. Sich auf etwas herabzulassen, das man nicht tun will, beweist keine Stärke, sondern Angst. Ansgt davor nicht dazu zugehören, ausgeschlossen zuwerden und nicht azeptiert zuwerden. Sich zu öffnen, heißt sich selbst abzustechen. Geheimnisse werden inmer gegen einen selbst verwendet. Ein eiskalter Schauer fuhr mir über meinen Rücken.

,,Alles okay Adelina?". Besorgt sah Cassie mich fragend an. Aus meinen Gedanken heraus gerissen, nickte ich stumm und hoffte darauf, endlich nach hause gehen zu können.

Alovestory03 XX

The Mafiaboss Who Wants Me Where stories live. Discover now