Das Mal

296 16 0
                                    

Schreckliche Schreie. Klirrende Schwerter. Unendlicher Schmerz. Da tauchte ein großer Mann auf, größer als Morgan. Er hob sein Schwert und schlug einen nach dem anderen nieder. Blut spritzte und die Schreie wurden noch lauter.

Link schrak hoch. Es war Nacht. Schon wieder dieser Traum! Da meldeten sich wieder seine Wunden von dem Kampf mit Morgan. Leicht zuckte er zusammen. Er blickte sich um und bemerkte, dass er noch immer in der Seitengasse lag, in die er sich zurückgezogen hatte. Der junge Mann stand auf und brach gleich darauf fast wieder zusammen. Alles drehte sich, ihm war kälter als sonst und als er sich an die Stirn griff, stellte er fest, dass sein Fieber schon wieder gestiegen war. Tagsüber konnte er verbergen, dass er krank war, aber nachts verlor er jegliche Kontrolle. Schwankend und zitternd machte er sich auf, in den Stall zu seiner treuen Stute Epona zu gehen. Zum Glück war nachts so gut wie niemand unterwegs. Vor der Box von Epona brach Link trotz aller Mühen doch zusammen. Er stöhnte leise ihren Namen. Als Antwort kam ein sanftes Schnauben und ein weicher Luftzug bewegte sein Haar. Keuchend sah er auf und erblickte verschwommen den Kopf der braunen Stute, der mit seltsamen weißen Mustern geziert war. Mit aller Kraft rappelte Link sich auf, öffnete die Box und trat zu seinem Pferd. Es fiel ihm schwer, sich aufrecht zu halten. Epona schnaubte besorgt und versuchte, ihn zu stützen, aber er stellte sich vor sie, nahm ihren Kopf in seine verschwitzten Hände, drückte seine glühende Stirn an ihre und begann keuchend, leise zu sprechen. "Was soll ich nur tun, Epona? Wenn das so weitergeht, werde ich bald sterben. Zurück nach Ordon kann ich nicht, es ist für jeden Waisenjungen Pflicht, in die Ritterschule zu gehen. Wenn ich verschwinde, finden sie mich bestimmt. Der Arzt kann mich nicht heilen, geschweige denn will er es. Alle hassen mich, aber auch nur, weil ich so schwach bin. Egal wie oft und lange ich trainiere, mein Körper bleibt immer gleich. Ich bekomme fast nichts zu essen und verhungere bald. Sie lachen mich wegen meiner langen, spitzen Ohren aus, verspotten mich wegen meinen blauen Augen...und dann ist da noch dieses seltsame Zeichen auf meinem linken Handrücken." Er blickte verzweifelt auf den schmutzigen Verband, den er nun schon seit acht Jahren nicht mehr gewechselt hatte, weil er Angst hatte, was das Mal bedeutet. Plötzlich zitterte er noch mehr, seine Stirn wurde noch heißer und er keuchte laut auf. Link schloss die Augen und brach zusammen, während das Mal hell aufleuchtete und durch den Verband zu sehen war. Die in schwarz gehüllte Gestalt, die zugehört hatte, kam aus ihrem Versteck hervor und beugte sich zu ihm hinunter.

The Legend of Zelda: The Chosen One/AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt