Kapitel 1-Bella Italia

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"Schatz, ich bin zu Hause."
"Stefan",freute ich mich und eilte in den Flur.
Stefan Guccere war mein Freund. Er war Italiener, doch er zog vor zwei Jahren nach Los Angeles und hier lernten wir uns dann kennen. Stefan war mir sofort sympathisch. Wir trafen uns ein paar Mal und kamen dann zusammen. Das war's. Keine roten Rosenblätter, kein Kitch, das war meine Liebesgeschichte: Zum sterben langweilig.
Im Flur angekommen sah ich noch, wie Stefan sich kurz über den Mund wischte, was ich komisch fand. Aber ich sagte nichts, schließlich vertraue ich meinem Freund.
"Süße!",freute sich Stefan.
Er kam auf mich zu und küsste mich kurz auf den Mund. Dann schaute er erwartungsvoll in die Küche.
"Gibt es schon Essen?",fragte er.
"Ja",antwortete ich und lächelte.
Stefan lächelte ebenfalls, dann ging er in das Esszimmer und setzte sich an den Tisch. Innerlich stöhnend bediente ich den süßen Italiener, dann nahm ich mir selber was und setzte mich zu ihm.
"Wie war die Arbeit?",fragte ich neugierig.
Stefan war Architekt und entwarf wunderschöne Bauwerke. Meistens wurden seine Ideen nicht umgesetzt, weil das für viele zu viel Aufwand und zu teuer war. Dennoch war Stefan sehr gut.
"Mein Chef überlegt den Star Tower zu bauen",erzählte Stefan und ich klatschte glücklich in die Hände.
Der Star Tower war ein hohes Gebäude, welches aus wunderschönen Elementen zusammengesetzt wurde.
"Das ist ja wunderbar!",freute ich mich.
"Ich weiß",lachte Stefan, dann aß er seinen Teller leer.
Nachschlag konnte er sich zum Glück selber hohlen. Zum Nachtisch gab es einfach nur Pudding. Ich räumte nach dem Essen den Tisch ab und stellte das Geschirr in die Spülmaschine, welche ich sofort anstellte. Nach meiner Arbeit hatte sich Stefan nicht erkundigt, aber wahrscheinlich hatte er einfach nur einen schwierigen Tag gehabt.
Stefan saß im Wohnzimmer und schaute auf MTV Teen Wolf. Er wollte das immer mal gucken, weil ich diese Serie liebte, aber nun schien er League skeptisch zu sein.
"Dann schau ich lieber Glee",schnaubte er dann, schaltete aber nicht um.
"Ich weiß",lachte ich.
Stefan drehte sich erschrocken um.
"Wie lange stehst du denn da?",fragte er keuchend.
Ich lachte immer noch.
"So 2 Minuten",antwortete ich dennoch.
"Ach so, gut!",sagte Stefan.
Plötzlich erhellte sich sein Gesicht.
"Ich habe eine Überraschung, Bella",meinte er und nutzte meinen italienischen Kosenamen, was zeigte, wie sehr er sich freute.
"Und was?",fragte ich aufgeregt.
"Nächste Woche fliegen wir für drei Wochen nach Venedig!",rief Stefan.
Mir blieb die Luft weg, aber ich strahlte über das ganze Gesicht. Würde ich endlich seine Familie kennenlernen?
"Meine Familie lebt zwar in Verona, doch die wissen ja auch nicht, dass nach Italien reise",machte der Braunhaarige da meine Hoffnungen zunichte.
"Super",sagte ich erfreut, doch meine Freude war ganz schön gedämpft worden.
Wieso durfte ich seine Familie nicht kennenlernen? Stefan war schon lange dagegen. Wieso? Bestand seine Familie aus Massenmördern?

Am Montag der nächsten Woche ging es los. Wir saßen bereits im Flieger nach Venedig.
"Es wird ein wunderschöner Urlaub",versprach Stefan.
Ich lächelte.
"Hoffentlich",sagte ich dann.
"Bella Italia",seufzte mein Freund und lehnte sich nach hinten.
Kurz danach war er eingeschlafen. Ich schaut aus dem Fenster. Hauptsächlich erkannte ich den Himmel, was nicht grade viel war. Hoffentlich würde der Urlaub schön werden. Hoffentlich würde ich mich entspannen können. Ich war zwar immer noch enttäuscht wegen der Sache mit Stefans Familie, doch ich akzeptierte seine Entscheidung, ich stand hinter ihm, wie immer. Eigentlich tat ich immer, was Stefan sagte. Wenn er rief, rannte ich zu ihm. Wenn er was wollte, machte und brachte es ihm. Wenn er was brauchte, holte ich es ihm. Manchmal fühlte ich mich wie seine Dienerin, erst recht wenn er diese komischen Bettspiele veranstaltet um bessere Laune zu bekommen. Und ja, ich meinte Bettspiele. Jedes Mal, wenn er neue Ideen hatte, musste ich mich fast übergeben. Konnte er es nicht einfach lassen? Diese Spielchen waren abartig, schrecklich oder langweilig. Und das hieß, ich mochte diese Spiele nicht. Dennoch liebte ich Stefan. Er nahm mir auch Arbeit im Haushalt ab, meistens am Wochenende oder wenn ich Überstunden machte. So war das nunmal bei uns. Kompliziert.
"An was denkst du, Süße?",fragte Stefan nach einer Weile verschlafen.
"An nichts",log ich einfach und schaute ihn an.
Er musterte mich kurz, dann zuckte er mit den Schultern und holte seinen Laptop raus. Er hatte noch einen Chat offen.
Michelle.
Wer war Michelle? Bestimmt eine Arbeitskollegin. Oder ging Stefan mir fremd?
Schnell klickte eben genannter den Chat weg, doch es war ja schon zu spät.
"Wer ist Michelle?",fragte ich.
"Eine Kollegin",antwortete Stefan.
Also ging er mir doch nicht fremd. Oder hatte er gelogen? Aber warum sollte er das tun?
Ich sah erneut zu Stefan, der wohl eine Antwort von mir erwartete.
"Aha",sagte ich und drehte meinen Kopf wieder zum Fenster.
Wer war Michelle wirklich? Diese Frage plagte mich die ganze Zeit. Hatte er mir die Wahrheit erzählt oder gelogen? Aber warum hätte er lügen sollen? Was würde das bringen?
Der Flug dauerte lange. Ich hatte viel Zeit, über diese Michelle nachzudenken. Irgendwie war ich misstrauisch geworden, obwohl Stefan mir noch nie einen Grund dazu gegeben hatte. Noch nie hatte er mich betrogen oder belogen. Außer er hatte mal eine Notlüge erzählt natürlich. Aber das war ja nicht schlimm. Dennoch hegte ich hier eine dunkle Vorahnung und kalte Angst legte sich um mich. Was, wenn ich ihm nicht genug war und er diese Michelle vögelte? Was, wenn er bald Schluss machen wird? Was, wenn er alles zerstören wird.
Ich lugte zu denen Laptop rüber. Nun schrieb er mit einer Sophie M.! Und als hätte Stefan meine Blicke gemerkte, klappte er den Laptop zu und schaute zu mir.
"Schon fertig mit arbeiten?",scherzte ich und sah Stefan an.
"Jap. Es war ja nicht viel",meinte Stefan.
Genug, um mit gleich 2 Frauen zu schreiben.
"Was machen wir so in Venedig?",fragte ich den Schwarzhaarigen.
"Ich weiß noch nicht. Aber wie wäre es mit Sightseeing?",schlug dieser vor, doch er schien in Gedanken schon etwas total anderes vorzubereiten.
"Wunderbare Idee",lachte ich.
Nur ein paar Stunden später landete der Flieger und ich erblickte zum ersten Mal in meinem Leben die italienische Sonne.

"Bella Italia",seufzte Stefan überglücklich und regte sein Gesicht der Sonne entgegen.
Stefan und ich warteten auf ein Taxi, was uns zu der Ferienwohnung in Venedig bringen sollte. Er hatte es rufen müssen, schließlich konnte von uns beiden nur er Italienisch sprechen. Ich nicht.
Das Taxi ließ nicht lange auf sich warten. Schnell fuhr es uns zur Ferienwohnung, in welcher Stefan sich zu erst auf's Bett schmiss.
"Bella Italia",wiederholte er.
Schönes Italien. Einfach schönes Italien.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 02, 2016 ⏰

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