Prolog

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Wie viel Uhr ist es? Irgendwann in der Nacht. Aber genauer wollte ich es auch, ehrlich gesagt, nicht wissen. Mit eiligen Schritten ging ich durch die Straßen. Wo zum Fick ist denn diese verdammte Adresse?! Sowas hasste ich. Auftragskrimineller. Kein Navigator. Vor einem Hochhaus blieb ich stehen. Das dürfte sie sein. Ich kramte einen zerknitterten Zettel aus meiner Hosentasche hervor. Yep. Brunnenasphalt 7. Niedermeier. Zielsicher drückte ich auf die Klingel. Man hatte mir gesagt, dass der Mann eher nachtaktiv ist, also würde es ihm bestimmt nicht stören, wenn irgendjemand mitten in der Nacht bei ihm klingeln würde. Ich wartete einige Zeit, dann hörte ich das vertraue Geräusch des Türe Öffnens. Ich ging also in das Treppenhaus und sah mich nach einem Aufzug um. „Gesperrt", stand in großen, roten Druckbuchstaben davor. Genervt seufzte ich auf und fing an die Treppen hoch zu joggen. Ich bemerkte, wie mir die Puste ausging. Man, ich sollte mit Trainieren anfangen! Ich musste in den sechsten Stock. Atemlos und, wie ein Hund, hechelnd stand ich vor der Tür. „Ah. Herr Posern. Schön sie zu sehen", ein älter und ein jüngerer Mann warteten scheinbar schon auf mich. „Hi", begrüßte ich sie. Schnell checkte ich die beiden ab. Der Ältere hatte graue Haare und grüne Augen. Er dürfte um die 1,73m groß sein. Zudem hatte er einen großen Bauch, welcher weit über seine schwarze Jeanshose drüberstand. Der Mann trug eine rote Krawatte und ein, ebenfalls, schwarzes Hemd. Der Jüngere war das komplette Gegenteil. Er befand sich ungefähr im Alter von sechzehn Jahren, war fast so groß wie ich und hatte braunes, verstrubbeltes Haar mit dunkelroten Strähnen. Der Junge trug eine lässige Jogginghose und ein dunkelblaues T-Shirt, was ihm aber viel zu weit war. Auffällig in seinem Gesicht waren zwei stechendblaue Augen. „Kommen sie doch rein", bat mich der ältere Herr. Neugierig betrat ich die Wohnung. Und staunte nicht schlecht. Normalerweise sahen die Behausungen meiner „Kunden" immer ziemlich heruntergekommen und vergammelt aus. Doch diese hier sah tadellos aus. Zudem war sie viel größer, als die Wohnungen von meinen Vorgängern. „Ich weiß, dürfte eine ungewohnte Umgebung für sie sein", der alte Mann lächelte leicht. Bestätigend nickte ich. Ich war nicht so der gesprächige Typ. „Ach ja. Mein Name ist übrigens Anthony Niedermeier. Und das hier ist mein Sohn. Nico. Ab und zu besucht er mich", stellte sich mein „Kunde" vor. „Hey man", sein Sohn reichte mir seine Hand. „Was geht?", ich schlug in sie ein. So als wären wir jahrelang befreundet. „Sie fragen sich sicherlich, was wir von ihnen wollen, Herr Posern?", Anthony zog eine Augenbraue in die Höhe. Ich nickte. „Es geht um folgendes. Sie müssen diese Person zu sich locken und innerhalb von dreißig Tagen an die angegebene Adresse bringen. Alle Informationen stehen in der Akte, die ihnen mein Sohn geben wird. Bitte seien sie pünktlich. Kein Tag zu früh und kein Tag zu spät. Und die benannte Zeit beachten!", ernst sah mich Herr Niedermeier an. Schon verschwand Nico und kam wenige Augenblicke später mit der „ach so wichtigen" Akte. „Wie sieht es aus mit der Bezahlung?", misstrauisch blickte ich von Sohn zu Vater. Der Ältere kniff die Augen zusammen. „Sie sind scheinbar ein Geschäftsmann. Nun gut. Eintausend Euro schon im Voraus. Bei Ablieferung der Person Zehntausend". Ich klappte den Mund auf. „Na gut. Zweitausend im Voraus. Mehr kann ich aber nicht geben. Und gehen sie bitte jetzt. Ich habe jetzt dann eine wichtige Besprechung", grummelte Anthony. „Ähm... Okay. Bis dann", murmelte ich völlig verdattert und trat zu der Wohnungstür heraus. Wieder lief ich die sechs Stockwerke nach unten und verließ das Hochhaus...

„Hey warte!", eine bekannte Stimme ließ mich zusammenfahren. Ein joggender Nico kam angelaufen. „Was gibt's?", fragte ich leicht genervt. Ich war müde und wollte am liebsten hier und jetzt einschlafen. „Darf ich ein Foto mit dir machen?", grinste der Junge. Na super. Der Sohn eines scheinbar stinkreichen Kunden von dir ist ein Fan. Lifegoal. „Klar", murmelte ich. Wie ein Honigkuchenpferd grinsend stellte sich der Braunhaarige neben mich und richtete sein IPhone 6s in Selfie Position. Lässig zeigte ich meine linke Hand als Peace-Zeichen in die Innenkamera. Er drückte ab. Man bin ich froh, dass ich meine Sonnenbrille aufhabe! Der Blitz führt ja zur Erblindung! Wie kann Nico nur das aushalten? „Cool. Korrekt von dir, danke", er grinste tatsächlich immer noch. „Kein Thema", murmelte ich nur und sah, dass ich wegkam. „Bis dann", brüllte der Teenager mir noch hinterher und verschwand dann wieder in die Richtung aus der er gekommen ist. Witziger Typ. Auf meinem Weg nach Hause öffnete ich neugierig die Akte, um mir ein grobes Bild zu machen. Ich staunte nicht schlecht. Erst einmal sprangen mir die zwei Geldbündel ins Auge. Lol. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er Geld in das Kuvert reingelegt hatte, aber was soll's. Dann natürlich die ganzen Blätter. Ich seufzte. Morgen dürfte ich erstmals genügend Lesestoff haben. Ich schleppte mich in meine Wohnung. Erst beim Öffnen des Kühlschranks fiel mir auf, wie einsam ich doch war. Kein Geräusch erklang durch die Räume, abgesehen von dem Fernseher. Game of thrones. Eine gute Serie. Dennoch war es frustrierend, sie alleine ansehen zu müssen. So wie fast alles zurzeit frustrierend war. Da war niemand, der mich begrüßte. Der mich tröstete oder für mich da war, wenn es mir schlecht ging. Der mir zuhörte, wenn mich was bedrückte. Oder jemand, mit dem ich einfach alles machen konnte. Ich glaube, nach dem Auftrag kaufe ich mir ein Hund. Zehntausend Euro. Ich müsste in nächster Zeit dann nichts mehr annehmen. Ich könnte mich also voll und ganz dann um ein Tier kümmern. Und eine etwas größere Wohnung würde ich mir auch leisten können. Als Kind wollte ich immer einen braunen Labrador haben. Meine Idee mit dem Hund gefiel mir immer mehr, was dazu führte, dass ich nun viel motivierter war. Morgen würde ich gleich mit dem Durchlesen der Akte beginnen und Vorbereitungen treffen! Fröhlich öffnete ich meine Dosencola und sah mir noch eine Folge Game of thrones an. Wenn ich nur damals schon gewusst hätte, wo mich der Auftrag hinführen würde...

So, eine Punch Arogunz Fan-Fiction. Wir hoffen, dass sie euch neugierig gemacht hat. Vielleicht schreibt ihr ja eure Meinung in die Kommentare. Wir würden uns über Feedback freuen. ;)

Punch Arogunz - Hinter deinen AugenWhere stories live. Discover now