~ Usain Bolt und seine 10.000 Euro Nachtigall ~

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„I'm waking up to ash and dust
I wipe my brow and sweat my rust
I'm breathing in the chemicals" ~ Imagine Dragons

Ein lautes Piepen ließ mich hochfahren. Verflixt was ist das? Erst jetzt konnte ich das Geräusch identifizieren. „Verdammter Wecker!", brummte ich und schlug mit der Faust auf das Gerät. „Was?! Schon zehn Uhr?!", meine Augen nahmen ein Flackern wahr. Wie lange habe ich Game of Thrones denn angesehen? Kein Wunder, dass ich so müde bin! Wütend auf mich selbst, schleppte ich mich aus dem Bett und kroch zur Dusche. Nach ungefähr zehn Minuten kam ich wieder wie ein, einigermaßen normalaussehender, Mensch aus dem Bad. Mein Magen knurrte. Allerdings blieb für ein richtiges Frühstück keine Zeit, also bereitete ich mir ein „Punch-hat-mal-wieder-verschlafen"-Snack zu. Milch, Cornflakes, Honig und Heidelbeeren schüttete ich in eine Tüte und „vermischte" es. Angeekelt trank ich dieses „köstliche Mahl" während ich nebenbei die Akte holte. Ich beschloss spontan den restlichen Inhalt des Seniorenessens der Toilette zu überlassen und widmete mich nun meiner Arbeit. Als allererstes las ich mir die Zettel durch. Der erste Teil waren irgendwelche Geschäftsbedingungen, die eh kein Mensch jemals beachten würde. Dann kam ich schon zum interessanterem Teil an. Es ging nämlich jetzt um die zehntausendeurowert-Person. Meine Augen weiteten sich, als ich mit dem „Steckbrief" fertig war.

Vorname: Miljena

Nachname: Wolkow

Alter: Um die 22 Jahre alt

Geschlecht: Weiblich

Größe: Circa 1,67m

Haarfarbe: Braun

Augenfarbe: Blau

Körperbau: Sportlich, dennoch mit weiblichen Proportionen

Merkmale: Schwarze, beziehungsweise dunkle Kleidung. Befindet sich jeden Tag um halb zwölf Uhr morgens im Café "Morgenlicht". Keine Begleitung. Zudem werden Sie das Mädchen sofort erkennen, wenn Sie es hören.

Verdammt ist das etwa irgendeine Tochter von so einem russischen Mafiaboss? Ich fuhr mir nervös durch die Haare. Wie spät ist es? Wieder erlitt ich einen kleinen Schock. 11Uhr 15. In einer Geschwindigkeit wie Usain Bolt, riss ich eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes T-Shirt aus dem Schrank. Hastig schlüpfte ich in ein paar, ebenfalls schwarze, Nike. In aller Eile vergaß ich sogar kurz in den Spiegel zu sehen, ob ich nicht zu sehr „Punch-Haft" aussah. Aber das war mir, ehrlich gesagt, im Moment auch egal. Dann hatten halt meine Fans, die mir begegnen würden, Pech gehabt. Mein Blick wanderte auf die Uhr. 11Uhr 23. Im Normaltempo wären es ungefähr zwanzig Minuten bis zu dem Café und ich hatte ja keine Ahnung, wie lange die Olle dableiben würde! Also rannte ich wieder, natürlich total im Usain-Bolt-Style, zum besagten Ort. Klar, viele Leuten sahen mich sehr seltsam an, aber hey: Ich war ja auch ein Rapper. Und Kleinkrimineller. Nach wenigen Minuten, die sich für so einen kartoffelähnlichen Sportler wie Stunden anfühlten, war ich endlich am Café Morgenröte angelangt. Keuchend ließ ich mich auf einen Stuhl fallen. Da das Café sehr angesehen war, hatten sie auch viel Personal. Deswegen kam auch gleich eine, nicht unattraktive, schwarzhaarige Bedienung. „Einen Cappuccino bitte. Keine Milch und keinen Zucker". Ich versuchte sie einigermaßen freundlich anzulächeln. Schnell schrieb sie die Bestellung auf, nickte mir lächelnd zu und eilte wieder in das eigentliche Kaffeehaus. Auf meinem Tisch lag schon eine Zeitung bereit, die ich auch als „verdeckter-Ermittler-Objekt" verwendete. Mit meinen Augen schielte ich über den Rand des Papiers und suchte Miljena. Es war schon 11Uhr 35. Vielleicht besucht sie heute das Café auch erst später. Während ich weiterhin Ausschau nach der 10.000€-Lady hielt, brachte mir die Bedienung auch schon meinen schwarzen Cappuccino. Dankbar nahm ich einen Schluck von dem warmen Getränk. In meinem Blickfeld befanden sich mehrere Brünetten, doch keine von ihnen passte zu den übrigen Beschreibungen. Zwischendurch las ich tatsächlich mal die Zeitung. Allerdings gab ich es nach paar Artikeln schon auf, da mir die Grausamkeit zu viel wurde. Wieder kam die Schwarzhaarige und ich bezahlte den Kaffee. 11Uhr 53. Die Zeit verging schneller, als ich es geahnt hätte. Schon wollte ich aufstehen und gehen, als meine Ohren den Gesang einer Nachtigall wahrnahmen...

Gut. Ich hatte etwas übertrieben. Der „Gesang" war eine menschliche Stimme und bei der „Nachtigall" handelte es sich um das Mädchen. Nein, nicht um das Mädchen, sondern um das Mädchen. Eine blauäugige und brünette Schönheit, die ihr Handy ans Ohr hielt und etwas in einer fremden Sprache redete. Wahrscheinlich russisch. Währenddessen setzte sie sich an einen freien Tisch und führte ihr Telefonat fort. Ich wollte gerade auf sie zugehen, als der vertraute Klingelton von meinem IPhone plötzlich losging: „Now this looks like a job for me, so everybody, just follow me. Cause we need a little, controversy. 'Cause it feels so empty, without me!" Peinlich berührt biss ich mir auf die Lippe. „Wer stört?", brummte ich grimmig. „Hallo. Mir geht es auch gut, Benji", kam als sarkastische Antwort vom anderen Ende der Leitung. Ich musste leicht schmunzeln. „Was willst du, Eike?" „Mal wissen was du so machst. Ich habe schon lange nichts mehr von dir gehört. Kann ja sein, dass du beim Griechen warst, Ouzo getrunken hast und dann tot umgefallen bist", witzelte der Rapper. Genervt verdrehte ich die Augen. „Ich arbeite gerade", antwortete ich ungelogen. „Ich wusste, dass du das sagst, und genau deswegen habe ich auch angerufen, also folgendes...". Mein alter Freund wollte mir scheinbar was echt Wichtiges mitteilen, doch ich hörte nicht mehr zu, da ich mitansehen musste, wie meine 10.000€ aufstanden und davongehen wollten! „Benji?", fragte die zögerliche Stimme von Eike, bekannt auch als EstA. „Kann gerade nicht", gab ich zischend als Antwort und legte auf. Hastig lief ich dem Mädchen hinterher. Mist, wohin geht das Mädel denn? Meiner Meinung nach, lief sie orientierungslos und verwirrt durch die Straßen. Jedoch schien Miljena zu wissen, wohin sie wollte, denn ihre Haltung war aufrecht und ihre Schritte waren zielsicher und schnell. Ich glaube, Usain wäre stolz auf mich gewesen. Schon eine Zeit lang lief ich hinter dem Mädchen her, bis sie in eine Seitengasse einbog und stehen blieb. „Wer bist du?" Ihre Stimme hatte einen starken Akzent, dennoch war sie so schön, dass ich erstmal vergaß, was ich antworten wollte. Blitzschnell drehte sie sich um und zielte mit einer Pistole auf mich. „Wer bist du?", diesmal war Miljenas Stimme aggressiver. „Usain Bolt. Ähm... Ich meine, Benjamin", ich grinste verlegen. „Hände hoch und umdrehen!", befahl sie. Na super gemacht. Zögerlich befolgte ich den Befehl. Man ist das Weib vielleicht einschüchternd! „Was willst du von mir?", fauchte die Russin und drückte ihre Pistole in meinem Rücken. Schnell kombinierte mein Gehirn die Fakten.

Fakt Nummer 1: Sie hatte eine Knarre.

Fakt Nummer 2: Sie war Russin.

Fakt Nummer 3: Ein Krimineller wollte, dass ich sie entführte und versprach mir sogar sehr viel Geld, was folgernd ist für

Fakt Nummer 4: Ihr Vater hatte wohl mächtig Stress mit meinem Auftragsgeber, der sich wegen irgendeinem Grund jetzt rächen will.

„Dein Vater schickt mich!", gab ich also als Antwort. Seltsamerweise zitterte meine Stimme nicht so sehr, wie sonst beim Lügen. „Papa?", fragte sie zögerlich. „Ich habe seit Langem keinen Kontakt mehr zu ihm... Lügner!", die junge Frau schubste mich an die Wand. Kein Wunder. „Verdammt hör mir doch mal zu!", zischte ich. „Er hat mir viel Geld versprochen, um auf dich aufzupassen. In dreißig Tagen muss ich dich wohin bringen, damit du das Land verlassen kannst. Einige kriminelle Männer sind nämlich auf dich aufmerksam geworden". Letzteres war sogar ungelogen. Ich war leicht stolz auf mich. „Aber Papa würde nie einen Fremden schicken!", ihre blauen Augen funkelten wie wild.„Ich bin kein Fremder", brummte ich. „Mein Name ist Benjamin Posern und ich kenne deinen Vater schon lange. Wir führen schon seit längerer Zeit Geschäfte und ich beobachte kriminelle Aktivitäten. Also. Willst du deinen Papa enttäuschen?" Damit hatte ich wohl ins Schwarze getroffen. Sie zuckte kurz zusammen und reichte mir dann ihre Hand. „Also Veniamin. Ich glaube dir. Aber wenn es herauskommt, dass du ein Lügner bist", ihre Augen hatten ein gefährliches Funkeln, „dann wird meine Kugel das Letzte sein, was du noch spüren wirst." Ich nickte hastig. Na super Punch. Da hast du dich ja wieder auf was eingelassen!

Grüße gehen raus an: Punch Arogunz. Falls du das hier lesen solltest, was ich eh nicht glaube, dann bitte hasse mich nicht. Ich habe nur eine krasse Fantasie und du bist halt in dieser Geschichte der Hauptteil von ihr :D  Ps: Das Bild sollte das Café "Morgenröte" sein.


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⏰ Last updated: Jun 25, 2016 ⏰

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Punch Arogunz - Hinter deinen AugenWhere stories live. Discover now