12. Confessions

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Song: "Migraine" von twenty one pilots

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„Es ist schön, dich wieder hier zu sehen, nachdem unsere letzte Sitzung unter eher nicht idealen Bedingungen geendet hat."

Ja, ich frage mich ehrlich gesagt auch was zur Hölle ich hier tue. Die Psychologin lächelt mich mit ihrem gewohnten aufgesetzten Lächeln an und bedeutet mir, Platz zu nehmen. „Ich möchte mich für meine Worte letztes Mal entschuldigen. Ich habe mich falsch ausgedrückt, was deinen Bruder anging."

Ich nicke nur, habe keine Lust, schon wieder mit diesem Thema anzufangen. Soll sie doch denken was sie will. Ich bin nur für Jel hier.

„Also Jess, wie ich hörte habt ihr vor ein paar Tagen Miles' Geburtstag gefeiert." „Mhm." Ich betrachte den Raum. Er wirkt auf mich noch immer so trostlos wie bei meinem ersten Besuch hier. „Und? Wie ging es dir dabei?"

„Na ja, Miles ist tatsächlich ein ganzes Jahr älter. Kaum zu glauben. Die Natur ist wirklich ein großes Wunder." Ich weiß, was sie hören will, aber wenn sie Antworten will, soll sie ihren Job zumindest gut machen. Und indirekte Fragen würde ich nicht als gut bezeichnen.

„Das meinte ich nicht. An diesem Tag vor einem Jahr seid ihr auf dieser Insel befreit worden. Ich denke, dass euch das bei Miles' Geburtstagsfeier allen bewusst war, vor allem wo ihr alle zusammen wart."

„Außer die, die tot sind", antworte ich trocken. Ich habe wirklich keine Lust auf dieses Gespräch. Kurz sagt die Psychologin nichts, dann nickt sie jedoch. „Ich hörte von dem Vorfall mit Elvio wegen Sasha." Ich nicke ebenfalls. „Was dann meiner Meinung nach in Elvios Therapiestunde gehört, und nicht in meine."

Sie legt den Kopf schief. „Ich denke wirklich nicht, dass Sashas Tod dich völlig kalt lässt." Ich schüttele den Kopf. „Das tut er auch nicht. Sasha hatte das nicht verdient und ich wäre verdammt froh, wenn wir es alle lebend da raus geschafft hätten. Aber Sasha ist Sasha. Mein Verhältnis zu ihm war nicht besonders eng. Für Max oder Elvio ist das Ganze sicher schwerer."

„Also belastet dich sein Tod nicht?" Ich schüttele erneut den Kopf. Ich will nicht grausam klingen, aber es ist nun einmal so. „Natürlich ist es traurig und ja, seltener gibt es diese Momente in denen ich realisiere, dass er nicht mehr da ist. Aber ich hatte wie gesagt wenig mit ihm zu tun."

„Viele der anderen Jungs hatten das auch nicht." Ich nicke. „Alle außer Miles und Jel haben gesehen, wie er gestorben ist, und die beiden selbst haben es gehört. Ich war nicht einmal wirklich bei Bewusstsein. Ich hab es nicht mitbekommen und ich denke, dass es das ist, was es mir leichter macht."

Die Psychologin schreibt sich etwas auf. „Das ist verständlich. Okay, Jess. Heute möchte ich mit dir noch einmal über dein Leben davor sprechen." Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Ist das wirklich nötig?" Sie lächelt mich an, als würde sie das sympathischer machen. „Das ist es in der Tat."

Ich lehne mich zurück. „Meinetwegen. Schießen sie los." In Wirklichkeit schreit alles in mir, aufzustehen und aus der Tür zu rennen. Aber ich kann das schaffen. Einmal nur und dann muss ich nie wieder darüber sprechen.

„In Ordnung. Aber bevor wir anfangen: Du weißt, dass dein Vater angefragt hat, mit dir zu sprechen?" „Nein", antworte ich sofort und ein bisschen zu laut. Mit gesenkter Stimme spreche ich weiter: „Ich meine, ja, das weiß ich. Aber das werde ich nicht tun. Er kann meinetwegen in seiner Zelle verrotten." Eher springe ich eine Klippe runter als meinen sogenannten Vater im Gefängnis zu besuchen.

„Gut, du hast natürlich keine Verpflichtung dazu und ich persönlich halte es auch für keine gute Idee. Falls du deine Meinung trotzdem ändern solltest, wende dich an mich." Ich zucke mit den Schultern. „Werde ich nicht, aber okay."

Fixing Hearts [Book 2]Where stories live. Discover now