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"Sou, das war mein Test." beende ich meine Erzählung. Meine Stimme ist leiser als sie ohnehin schon gewesen ist. Hoffman betrachtet mich skeptisch. Seine Arme sind vor dem Körper verschränkt und seine Beine hat er überschlagen. "Gibt es noch etwas, was du weißt?" Fragt der Detective. Was soll das den? "Äh... nein. Nichts was sie nicht wissen" antworte ich wahrheitsgemäß. Was mach ich eigentlich noch hier? Jetzt weiß er doch was passiert ist. Hoffman atmet tief ein: "Du weißt das ich dich jetzt fragen muss, warum du verheimlicht hast was passiert ist, hm?" meint er. Oh ja, das hab ich befürchtet. Deshalb WOLLTE ich es euch ja nicht erzählen. Aber gut. "Mhm." antworte ich, obwohl ich die Frage eher nicht beantworten kann. Zumindest nicht, ohne dass ich ernsthafte Probleme bekomme. "Aber das werde ich nicht." sagt Hoffman mit einem breitem Grinsen im Gesicht. Scheiße, was dann? "Ich würde nämlich nur gerne wissen, warum du den Aufzug genommen hast." Stille. Das traf mich wie ein Schlag. Das war quasi die selbe Frage, nur anders Formuliert. Und beide kann ich nicht beantworten, ohne meinen Kopf zu riskieren. Mit erwartungsvollem Blick sieht der Detective mich an und erwartet eine Antwort. "Ich..." beginne ich. Was soll ich darauf antworten? WIE soll ich darauf antworten? "Ich... kann... eh... nicht... weil..." stammele ich, während ich rot anlaufe und den Tisch fixiere. "Du kannst was nicht?" fragt er ernergisch. "Die. Frage. Nicht. Beantworten." presse ich hervor. Frag jetzt bitte nicht warum! "Warum?" God damn it "Weil... weil... weil sonst alles im Umkreis von 3 Metern in die Luft fliegt." Bravo Mey, was besseres ist dir auch nicht eingefallen. Hoffman grinst. Sadist "Willst du damit andeuten das du eine wandelnde Zeitbombe bist?" mein er belustigt. Er kann sein Lachen kaum unterdrücken, gleich platzt er. Was passiert wenn ich ja sage? "Nein... ich äh... wollte... will damit sagen das ich sonst Probleme bekommen könnte." Verdammt große Probleme. Dagegen ist ein Jigsaw-Test 'ne leichte Kitzelattacke von der kleinen Schwester. "Wer genau macht dir Probleme?" fragt Hoffman. "Komm auf's gleiche raus, wenn ich's sage." brumme ich. "Ich versichere dir das dir nichts passieren wird." Oh nein, das kannst du nicht. "Nein." Erwiedere ich schroff. "Sie können das nicht. Niemand kann das." Verwirrt starrt der Detective mich an. "Was würde passieren wenn du es mir erzählst" fragt er schließlich. "Was schlimmes. Die Person wäre sauer auf mich. Sie wird meinen Tot wollen." "Woher weißt du das?" Will Hoffman wissen. "Weil er schon mal gemordet hat." Antworte ich leise. "Kennst du ihn?" "Ja... nein, nicht persönlich." Verdammt was erzählst du denn da?! "Hat es was damit zutun das du den Unteren Eingang des Parkhauses nicht nehmen konntest. War er da? Hast du irgendwas gesehen?" Ok sie haben mich. "Scheiße Mann! Ich kann es nicht beantworten." Brülle ich ihn an. Doch dann fällt mir was auf. Ein fataler Fehler den ich gemacht habe. Ich stehe in einer verdammten Zwickmühle. Ich kann es ihm jetzt erzählen. Ansonsten wird er eins und eins zusammenzählen und dann bin ich richtig am Arsch. Wenn ich es nämlich nicht gewusst hätte, hätte ich nicht den Aufzug genommen. "Ich... erzähl's ihnen." Ein zufriedenes Grinsen macht sich auf Hoffmans Gesicht breit. "Okaaaay." Fange ich seufzend, meine verkrampften Hände fixierend, an.

"Es war vor zwei Wochen. Abends. Es war schon dunkel. Ich war draussen, bei den leer gestellten Gebäuden, die bald abgerissen werden sollen. Es hat leicht geregnet und ich saß im fahlen Licht der Straßenlaterne, an die Putzwand des Gebäudes gelehnt, auf dem Boden und habe die wenigen Leute beobachtet, die vorbeikamen. Doch nach einer Weile hörte ich Stimmen. Ich dachte sie kämen von draußen, aber dann bemerkte ich, dass sie aus dem Gebäude kamen. Neugierig wie ich war, ging ich um das Gebäude rum und fand schließlich ein kleines Loch und guckte durch. Und dann sah ich..."

Keuchend, mit zusammengeballten Fäusten, sitze ich auf dem Stuhl. Nein, ich kann das nicht. Meine Augen sind vor Schreck weit aufgerissen und mein Herz pocht wie der voll aufgedrehte Bass einer riesigen Lautsprecheranlage. Hoffman beugt sich zu mir vor. "Was hast du gesehen, Mey. Hm?" Fragt er ruhig. "Ich..." beginne ich. "Dir passiert nichts, alles ist gut, dir passiert nichts." Redet er auf mich ein. Das macht mich wütend. Sie wollen die Wahrheit, hm? Die Wahrheit? Ich geb ihnen die Wahrheit. "Nein!" Jammer ich. "Nenn mir die ersten vier Dinge, die du gesehen hast." Fügt Hoffman noch hinzu. Die ersten vier Dinge, ja? Aufmunternd nickt er mir zu. Ich hole Luft. Das was ich jetzt erzählen werde wird alles verändern. Ein weiter Psycho wird hinter mir her sein. "J-Jigsaw" beginne ich mit zittriger Stimme. Meine Hände verkrampfen sich unterm Tisch. "Einen Spiegel, e-eine S-Shotgun" fahre ich fort. Ich blicke von meinen Händen zu Hoffman hoch in sein Gesicht. Er ist ganz ruhig. Noch. Herausfordernd gucke ich ihn nun an. Wütend auf die Tatsache das ich es jetzt sagen muss. Das es jetzt rauskommt. Aber er hat es so gewollt. Ich atme ein, die Zeit scheint still zu stehen. Ich gucke in seine blauen Augen:
"Und sie!"

Hoffmans Gesichtsausdruck wechselt von ruhig und gelassen zu entsetzt und erschrocken. Er lehnt sich zurück in seinen Stuhl und blickt mich finster an. Aber er bleibt ruhig und atmet ruhig weiter. Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich fahre wütend fort:
"Naiv wie ich war, hab ich alles mit angesehen. Von der Sache mit ihrer Schwester, bishin zu dem Punkt an dem sie sich Jigsaw angeschlossen haben. Okay, dachte ich mir, machste halt keinen Ärger und landest nicht bei Jigsaw, dann betrifft's dich nicht mehr. IRRTUM! Ein paar Tage später sehr ich sie plötzlich überall in meiner Nähe. Im Supermarkt, in der Anime DVD Abteilung bei Saturn und sogar im Schreibwarenladen. Ja verdammt, es ist mir aufgefallen als sie plötzlich neben mir standen und sich rosane Copics angeguckt haben. Und spätestens als sie abends an meiner Haustür geklingelt haben, weil ich mein Skateboard draußen stehen gelassen habe, wusste ich: Ich. Bin. Dran. Also hab ich mir noch am selbem Abend Stacheldraht geholt und bin zum Parkhaus um mein Leben zu beenden, bevor sie es tun. Doch Sie standen am unteren Haupteingang, wo die Autos immer reinfahren, am Ticket Automaten. Alleine. Also hab ich gewartet. 15 Minuten, und ausser Ihnen war keine Menschenseele anwesend. Aber ich wusste das ich auf Gefahr laufe geschnappt zu werden, wenn ich jetzt an ihnen vorbei gehe. Also versuchte ich es durch den Hintereingang, doch der war verschlossen. Ich glaube das sollte erklären, warum ich den Aufzug genommen habe." Die Nerven zum Zereissen gespannt, lehne ich mich zurück in den Stuhl, während ich meine Finger knete. Eine Weile hört man uns nur atmen. Dann unterbricht Hoffman die Stille: "Nenn mir einen VERDAMMT guten Grund dich am Leben zu lassen!" Faucht er. Seine Augen sind zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen und funkeln mich warnend an. "Töten ist etwas widerliches und unmenschliches." Zische ich zurück. Da ist sogar was dran. Immerhin hat er das von Jigsaw gesagt bekommen, so von Mörder zu Mörder. Der Detective schnaubt, der Satz klang schon damals verdammt ironisch. Hoffman verzieht das Gesicht, als hätte ich einen schlechten Witz gemacht. "Schlampe" brummt er und steht langsam auf. Wie vereist bleibe ich sitzen und versuche halbwegs Ruhig zu atmen. Er umrundet den Tisch und stellt sich hinter mich, während ich mich am Tisch festkralle. "Inwiefern gehst du davon aus, das sie mich verdächtigen werden?" Meint er ruhig. "Wer sollte es denn sonst tun?" Frage ich mit dünner Stimme. "Glaubst du es ist vorbei, nur weil du mehr oder weniger abgehauen bist? Eigentlich wärst du tot." Antwortet Hoffman. Eigentlich. "Du musst wissen, das er sehr nachtragend sein kann." Meint er finster. Jigsaw. Er weiß wovon er spricht. "Sie würden ihm also wieder einen Mord anhängen." Brumme ich feststellend. Ich kneife mir ihn die Hand um nicht vor Angst loszuheulen. Nein! Nicht vor ihm! "Was heißt hier anhängen? Du würdest dich selbst umbringen, wenn du nach den Regeln spielen würdest. Ich muss dann garnichts machen." Bemerkt der Detective. "Will heißen?" Brumme ich. Hoffman beugt sich zu mir runter. Ich spüre seinen Atem an meinem Hals. Ich sitze da wie gelähmt und starre auf seinen leeren Stuhl. Ich halte den Atem an. "Ein falsches Wort und ich sorge dafür, dass du deinen verdammten Test nicht überleben wirst." Zischt er mir warnend zu. Ich atme erschrocken aus. Das hat gesessen. Erschrocken sitze ich da und realisiere was er wirklich damit meint. Wenn du auch nur IRGENDETWAS zu irgendwem sagst, bring ich dich um. "Wenn sie mich umbringen, wird Jigsaw dahinter kommen." Zische ich zurück. "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht." Meint er verschwörerisch. Hoffman umrundet den Tisch wieder und stützt sich auf der Tischplatte auf. So steht er mir gegenüber und funkelt mich finster an. "Ein falsches Wort und ich krieg dich!" knurrt er. "Ein falscher Schuss und Sie sind dran!"

Saw VIIIWhere stories live. Discover now