Bonus

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Kaum zu glauben, dass heute Lewis' Geburtstag ist und er ihn gehasst hat. Olivia steht neben mir, eher gesagt liegt sie neben mir und starrt auf den Fernseher, während sie sich in die Decke kuschelt, die sie aus Lewis' oder nun auch ihrer Wohnung rausgesucht hat. Eigentlich wollten wir zum Friedhof, aber irgendwie gingen wir dann doch nicht. Es regnete allerdings, was Lewis am meisten mochte.

,,Wo sind eigentlich Vera und Andrew, deine Mitbewohner?", fragt sie mich plötzlich, während ich mich ihr zuwende. Eine einfache Umarmung hat sie lediglich am Anfang dieses Tages gekriegt und dies ist so eine Seltenheit, aber so besonders.

,,Sie wollten uns unbedingt Zeit für uns geben und sind deswegen auf ein Date gegangen", antwortete ich ihr und nippe an meinem alkoholfreien Bier. Nadja hasst es, wenn ich trinke und mich abschotte, weswegen ich damit aufhöre. Genau deswegen nennt Rey mich ein Weichei und Elias kennt es selbst von Bella.

,,Was ist mit deiner Freundin? Kommt sie mit den Jungs und Bella vorbei und wie verkraftet sie unsere Freundschaft?"

Neugierig und misstrauisch wie immer.

,,Nadja meinte zwar, dass heute nur unser Tag wäre, aber sie kommen in zehn Minuten vorbei. Sie mag dich, also bau keinen Blödsinn mit ihr."

So böse wollte ich nicht klingen, aber es kam einfach aus mir raus und Olivia sah mich mit großen Augen und einem riesigen Lächeln an.

,,Mein kleiner Zack wird erwachsen."

Ich kann nichts gegen das kleine Grinsen unternehmen, aber ich weiß, dass ich bei Nadja sogar noch schlimmer bin als bei jedem anderen meiner Freunde. Und kaum klingelt es an der Tür, sprintet Olivia los und öffnet sie, bevor sie Nadja in die Wohnung zieht und ihr erzählt, was ich Olivia gesagt und ihr damit angeblich gedroht habe. Etwas zurückhaltend, aber lächelnd nickt Nadja dann und ich rolle mit meinen Augen.

,,Das ist so, wenn man in einer Beziehung ist. Wie wäre es, wenn du dir auch mal einen Typen suchst?", mischt Rey sich ein und lässt sich auf den weichen Teppich fallen, während Nadja sich neben mich hinsetzt und ihren Kopf an meine Schulter legt. Ich bin zwar nicht der eifersüchtige Typ oder der, der seine Freundin immer an der Hüfte festhält oder einen Arm um sie legt, aber das weiß sie und findet es selbst total in Ordnung. Zu viele Berührungen hasse ich, auch wenn es Nadja ist.

,,Rey, halt den Mund. Olivia bleibt unser Mädchen, die eigenständig ist und keinen Freund sucht", sagt Joe, der sich auf dem Sessel breit macht und Bella mit Elias auf dem anderen sitzt. Olivia hingegen sitzt neben Nadja und trinkt ihr Glas Whisky aus.

,,Es ist wirklich gut, wenn wir dabei sind?", fragt Nadja mich leise, sodass die anderen uns nicht hören.

,,Es ist nur sein Geburtstag. So dramatisch ist es nicht", erkläre ich ihr mit einer gewissen Sorge, dass sie sich unwohl fühlt oder falsche Gedanken hat. Sie atmet kurz durch und fährt sich durch ihre lockigen Haare, weshalb sie ihren Kopf von meiner Schulter nimmt. Ich habe plötzlich das Bedürfnis sie zu küssen, aber stattdessen warte ich, bis ihre Hand aus ihren Haaren ist und fahre mit meiner Hand durch sie. Sie legt einen Arm um meinen Oberkörper und kuschelt sich an mich, was ich nur genießen kann.

Den Film beachte ich kaum und Nadja steht auch kurz vor dem Einschlafen, obwohl sie manchmal murrt, wenn ich aufhöre, ihre Haare zu streicheln. Bella und Elias sind auch schon gegangen und Olivia liegt lieber in dem Bett von Lewis. Ich wollte sie bei ihrem Abgang eigentlich umarmen, aber ich habe ihr zugenickt. Nadja sollte nicht wach werden oder zumindest nicht mehr einschlafen können, wenn ich aufgestanden bin. Joe hat noch ein Date mit mehreren Flaschen Alkohol und selbst Rey wollte nicht mehr bleiben.

Wenigstens waren Nadja und ich jetzt alleine und ich konnte sie in Ruhe auf die Stirn küssen.

,,Und dir geht es wirklich gut?", flüstert sie plötzlich und ich kann nicht anders als zu lächeln, weil sie sich um mich sorgt.

,,Nadja, es geht mir gut. Olivia geht es gut. Ich finde dein großes Herz und deine sorgenvolle Art toll, aber manchmal bist du viel zu sozial."

Sie lacht kurz, obwohl ich es vollkommen ernst meine.

,,Zu sozial? Das sagt der, der nicht offen gegenüber neuen Leuten und Dingen ist. Aber wenigstens kümmerst du dich gut um die Leute, die dir etwas bedeuten."

,,Ich bin halt gerne genervt von allem."

,,Und ich dachte, du bist eher der fröhliche und verständnisvolle von Lewis und dir."

,,Ich bin eher der, dem die Augen bald rausfallen, wenn er sie weiterhin verdreht."

Daraufhin lacht sie wieder und ich kann nicht anders, als einen Arm um ihre Hüfte zu legen, auch wenn ich es hasse. Erst als sie sich wieder beruhigt hat, fragt sie mich, ob wir nicht lieber im Bett schlafen wollen.

,,Ich würde ja, aber dann müssten wir aufstehen."

Müde laufen wir also in mein Schlafzimmer und lassen uns auf das Bett fallen. Ich weiß echt nicht, wie die Typen in Filmen die Frau beim Schlafen festhalten können. Ich kriege davon eher einen tauben Arm und Haare im Gesicht. Selbst Nadja musste sie eingestehen, dass es nervte und dennoch lag sie gerne neben mir. Sie hatte manchmal Schlafstörungen und ging dann erst um drei Uhr am Morgen ins Bett oder wachte dann auf und machte sich etwas zu essen. Es wurde allerdings immer besser, obwohl sie keine Tabletten nehmen wollte.

Ich blieb zwar ein Morgenmuffel, aber einer, der morgens Brötchen holen ging und sich dann wieder ins Bett legte. Wenn Nadja mal wieder um drei Uhr aufwachte, brachte ich sie wieder ins Bett und erzählte ihr etwas über meine Vergangenheit.

Happy birthday, Lewis.

Dead friendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt