Cold Weather

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"Es tut mir so leid, Astrid..."
Entsetzt starrte Ich auf den strahlend weißen Umschlag in meiner Hand. In fein säuberlicher Schrift stand dort drauf: Letzte Gehaltsabrechnung.
"A-Aber Herr Friedrich! Das können Sie mir nicht antun!" rief Ich mit zitternder Stimme.
Die sonst so freundlichen Augen meines Chefs funkelten traurig:"Wir haben keine andere Wahl! Das Café läuft nicht mehr so gut wie früher. Wenn wir nicht in Schulden versinken wollen, müssen Wir es wohl oder übel schließen!"
Ich wischte über meine nassen Wangen und rang mir ein Lächeln ab.
Meine Lippen zitterten und meine Wangen fingen an zu schmerzen bei dem gezwungenen Lächeln.

Wieso musste immer mir so etwas passieren?

Meine Hände zerdrückten der Briefumschlag fast, als ich mich von meinem ehemaligen Arbeitgeber und seiner Frau verabschiedete und aus dem Raum lief.
Geruch nach Gebäck und Kaffee stieg in meine Nase.

Eine einzige Kundin saß noch im Laden. Es war eine alte Frau. Sie sah mich und lächelte mich freundlich an:"Guten Abend, Astrid!" Ich übertönte meine Traurigkeit mit einem Lächeln und meinte:"Guten Abend, Frau Hamilton. Kann Ich noch etwas für Sie tun?" Ich arbeitete zwar eigentlich nicht mehr hier, aber ich wusste das Ken, der andere Mitarbeiter im Café, die alte Dame komplett ignoriert hätte, bis sie gegangen wäre.
Nichtsnutziger Bengel!
Frau Hamilton nickte:"Könnten Sie das eventuell einpacken, bitte?"
Ich nickte höflich:"Natürlich!"
Den Teller mit dem halben Brötchen knallte Ich auf den Tisch direkt vor Ken und knurrte:"Du wirst das jetzt sofort für Frau Hamilton einpacken oder ich quetschte dich wieder in den Wandschrank!"
Ken riss sofort die Augen auf, schnappte sich das Brötchen und brachte es mit einem breiten Lächeln Frau Hamilton.
Diese bedankte sich und verließ das Café. Mit einem letzten Blick nach hinten, schnappte Ich mir meine Jacke und trat nach draußen.

Eine Welle von Kälte kam mir entgegen und Ich zog meinen Reisverschluss höher. Während ich lief, zog Ich mein Handy hervor und wählte die Nummer meiner besten Freundin Elsa. Nach mehreren Tuten nahm Sie endlich ab:"Ja? Astrid?" Ich versuchte angestrengt normal zu klingen:"H-Hey Els'!", doch natürlich durchschaute sie mich wieder:"Hast Du geweint, Astrid?"
Ein heiseres Lachen drang aus meiner Kehle:"Beobachtest Du mich etwa? Egal! Kannst Du mich abholen? Es ist eiskalt und ich werde meinen Bus nicht mehr bekommen!"
Ich hörte sie seufzten:"Tut mir leid, aber ich kann nicht! Jack ist gerade hier! Er ist extra für mich hergeflogen! Ich kann ihn jetzt nicht sitzen lassen!"
"Mach dir keine Sorgen! Ich versteh das schon! Viel Spaß euch beiden!" erklärte Ich und versuchte dabei so fröhlich wie möglich zu klingen. "Es tut mir wirklich leid! Bitte sei vorsichtig!"
Ich rollte mit meinen Augen:"Jaja! Erzähl mir morgen wie es war! Tschüss!"
Ein "Tschüss, Süße!" erklang noch, bevor ich auf den roten Hörer drückte und somit auflegte.
Das Handy verschwand wieder in meiner Jackentasche, genau wie meine Hände.
Meine Handtasche schlug mir unangenehm gegen meinen Rücken und ich knurrte genervt.
Ich war kurz vor meiner Bushaltestelle und musste nur noch über eine Straße. Der Bus war schon vom Weiten zu sehen und meine Beine spannten sich an. "Komm schon Ampel werd grün!" bettelte Ich in Gedanken, als der Bus einfuhr. Die Türen öffneten sich und Menschen stiegen aus und ein. Genervt starrte Ich die Ampel an und biss mir auf die Unterlippe, als sich die Türen wieder schlossen.

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein!?

Der Bus fuhr seelenruhig an mir vorbei und im gleichen Moment leuchtete mir das grüne Ampelmännchen fröhlich entgegen. Mit den Nerven am Ende schrie Ich auf und erntete mehrere Blicke von vorbeiströhmenden Passanten. Dann muss Ich halt laufen!
Sind ja nur 13 Kilometer!
Ich holte tief Luft und machte mich auf den Weg, mir blieb ja nichts anderes übrig! Der Bus fuhr hier nur alle dreiviertel Stunde und so wahr ich wesentlich schneller zu Hause! Die Kilometer schlichen nur so dahin und ich fing an schwer zu atmen. Es war klirrend kalt und da ich weder Handschuhe noch Schal und Mütze dabei hatte, fühlte es sich dem entsprechend auch kalt an. Mein Haus kam in Sicht und meine Augen leuchteten hoffnungsvoll auf. Gleich, Gleich war Ich in meinem kuscheligen, warmen zu Hause! Gleich kann Ich mir kuschelige, warme Sachen anziehen und es mir mit einem Kakao auf der Coach bequem machen! Meine Schritte wurde automatisch schneller und zielstrebender. Meine eine Hand schon in meiner Tasche, nach dem Hausschlüssel suchend, doch plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen und fiel auf meine Knie. Den gesamten Inhalt meiner Tasche verteielte Ich auf den Boden.
"Nein! Nein! Das ist doch nicht euer ernst, oder?" schrie Ich in die Leere und merkte wie die alten Tränen durch Neue ersetzt wurden. Schluchzend räumte Ich alles wieder ein und ließ mich auf eine naheliegende Bank fallen. Mein Gesicht vergrub Ich in meinen Händen und weinte vor mich hin. Nachdem ich mich beruhigt hatte, überlegte Ich wer noch einen Schlüssel zu meiner Wohnung hatte. Eine Person hämmerte sich in meinen Kopf, aber mir fiel einfach nicht ein wer!
Rapunzel!
Sie wohnt gar nicht so weit von hier weg und ist momentan durch ihre Zwillinge zu Hause!
Schnell sprang Ich auf und stolperte mit meinen müden Beinen in die Richtung ihrer Straße.
"Sofort stehen bleiben!" brüllte eine zittrige Stimme hinter mir.
Erschrocken blieb Ich stehen und drehte mich um. Meine Augen weiteten sich. Ein Mann, wahrscheinlich etwas älter als ich, stand nun vor mir. Eine schwarz glänzende Waffe glitzterte in seiner Hand und war direkt auf mich gerichtet. Automatisch hob Ich meine Hände und flehte:"B-Bitte nimm alles w-was du willst, aber b-bitte nicht schießen!" Er kam langsam näher und streckte eine Hand nach mir aus:"Gib mir deine Tasche!" Rasch nahm Ich die Handtasche ab und hielt sie ihm entgegen. Er riss sie mir aus den Händen und stammelte:"W-Wenn du zu-zur Polizei gehst, werde Ich dich u-umbringen!" Ich nickte mit zusammen gekniffenen Augen und wimmerte leise. Der Mann machte auf den Absatz kehrt und rannte in die Dunkelheit davon.
Vor Schreck taub, taumelte Ich Richtung statt. Auf einmal fielen kalte, dicke Tropfen auf meine Schulter. Die Tropfen vervielfältigten sich schnell und trommelten auf den Boden. Das Trommeln wurde ein stätiger Rythmus, der sich auf mir verteielte. Ich fing an zu rennen und achtete nicht darauf wo ich lang rannte. "Mist!" fauchte Ich, als mein Bein wegknickte und ich auf meine Knie fiel. Der Schotter des Wegs bohrte sich in meine Knie und Schienbeine und riss die Haut auf. Ein brennder Schmerz durchschoss meine Beine und ich heulte auf. Wie konnte einer einzelnen Person nur so viel Pech wiederfahren?! Ich ballte meine Hände zu Fäusten und drückte diese in den dreckigen, nassen Boden. Meine blonden Haare, klebten mir in nassen, schmutzigen Strähnen im Gesicht und wurden durch meine Tränen mit Salzwasser überschwemmt. Der Regen prasselte auf mich nieder und durchnässte meine Jacke komplett. Von dem vielen Weinen bekam Ich totale Kopfschmerzen, doch das ware mir egal! Ich konnte die Tränen eh nicht stoppen, also warum erst versuchen?

"Astrid? Schatz?"

Perplex hob Ich meinen Kopf. Zwei starke Arme umschlangen mich und der Regen hörte schlagartig auf. Ein Regenschirm befand sich über mir und ich blinzelte, um wieder klar sehen zu könnnen. Zwei grüne Augen starrten mich sorgenvoll an:"Schatz, was ist passiert?" Ohne zu überlegen warf Ich mich ihm um den Hals und fing an zu heulen:"Oh Hicks, es war schrecklich!" Seine Hand strich mir beruhigend über den Rücken und die andere wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Er küsste mich auf die Stirn und flüsterte sanft:"Shhh... Beruhig dich erstmal! Ich bin doch hier! Jetzt wird dir nichts mehr passieren!" Ich drückte mich ganz fest an ihn und presste meinen Kopf gegen seine Brust. Hicks war so wundervoll warm! Plötzlich drückte Er mich von sich weg und ich sah ihn verwirrt an. Seine Jacke glitt von seinen Armen. Er legte diese um meine Schultern und knotete Sie dann an den Ärmeln zusammen. Eine Hand schob sich unter mich und hob mich hoch. An Hicks gekuschelt und vor dem Regen geschützt, schloss Ich meine Augen und ließ mich von meiner Liebe wegbringen. Es war mir völlig egal wohin, ich vertraute ihm voll und ganz!

Wir liefen ein Stück und schwiegen uns dabei an. Ich starrte ihn die ganze Zeit an, während er nach vorne sah um nicht zu stolpern. Seine Augen waren gefüllt mit Sorge und Liebe. Müde kuschelte Ich mich enger an ihn und hörte sein Herz schlagen im Takt des Regens. Seine Hand unter mir bewegte sich und er zog einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche. Hicks schloss seine Haustür auf und zog seine Schuhe aus. Er war klitschnass und tropfte den ganzen Boden voll, doch das war ihm anscheinend völlig egal. Vorsichtig, um nicht auszurutschen, schlitterte Er ins Wohnzimmer und legte mich auf die Coach. "Du solltest deine nassen Sachen ausziehen!" murmelte Hicks und strich sich braune Haarsträhnen aus dem Gesicht. Röte stieg mir ins Gesicht:"A-Aber ich bin komplett durchnässt!" Er seufzte und ging aus dem Wohnzimmer.

Verwirrt sah Ich ihm hinterher. Mehrere Schubladen wurden geöffnet und er kam wieder. In seinen Armen waren zwei Handtücher, ein T-Shirt und eine Jogginghose:"Zieh das erstmal an!" Ich nickte nur und nahm die Sachen entgegen. "Ich bin kurz oben, um mich abzutrocknen! Wenn du in der Zeit etwas brauchst, ruf mich." Und wieder verschwand Er aus dem Zimmer. So schnell wie ich konnte trocknete Ich mich ab und zog mir die zu großen Sachen an. Sie waren wundervoll warm und kuschelig. Ich rubbelte meine Haare mit dem zweiten Handtuch so gut es ging trocken und wickelte es dann wie ein Turban um meinen Kopf. Im gleichen Moment kam mein Freund wieder rein und setzte sich neben mich.

Er stellte zwei dampfende Tassen Kakao vor uns auf den Tisch und legte einen Arm über meine Schulter. Seine Nase vergrub er in meinen Haaren und wisperte in mein Ohr:"Warum hast Du mich nicht angerufen, Liebling? Ich hätte dich doch sofort abgeholt!" Ich lehnte mich an seine Brust und murmelte:"Du warst noch auf Arbeit und außerdem habe ich... nicht daran gedacht!" Er seufzte und legte sein Kinn auf meinen Kopf. Sein Daumen malte Kreise auf meinen Oberschenkel und ein angenehmes Kribbeln durchfuhr mich. Ich hob meinen Kopf und sah ihm in die Augen:"Es tut mir leid. I-Ich hätte an dich denken soll-" Hicks legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen:"Ist schon in Ordnung! Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinen Zeigefinger weider wegnahm und ihn mit seinen Lippen ersetzte.

Ich legte meine Arme um seinen Nacken und zog ihn näher an mich, als ich in den Kuss schmolz. Unsere Lippen bewegten sich in einer perfekten Einheit. Seine Hände drückten mich sanft nach unten und ich gab nach. Seine Küsse verteielten sich auf meinem Hals und entlockten mir ein entspanntes Seufzen. Er massierte sanft meinen Bauch und wanderten zärtlich weiter über meinen ganzen Körper. Meine Hände legten sich auf seine Brust und ich drückte ihn wieder nach oben. Verdattert folgte Er mir und zog seine Augenbrauen zusammen. Er sah so niedlich aus wenn er das tat. Ich ließ mich auf seinen Schoß fallen und er sah mich erstaunt an. Meine Hände wanderten unter sein T-Shirt und strichen über seine nackte Haut. Hicks hob seine Arme und ich zog das Shirt über seinen Kopf und ließ es dann zu Boden gleiten. Er grinste mich an und ich wurde wieder rot. Mein Herz schlug schneller und Er führte meine Hand zu seinem. Sein Herz schlug schnell und er flüsterte:"Ich liebe dich so sehr Astrid! Solange dieses Herz schlägt wird es dich lieben und nicht mal das kälteste Wetter könnte sie erfrieren!" Ich lächelte sanft und flüsterte zurück:"Nichts könnte unsere Liebe einfrieren..." Glücklich drückte Ich mich an ihn und wisperte:"Ich liebe dich Hicks! mehr als alles andere auf der ganzen, weiten Welt..."

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