Die Rose

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Sie saß da. Eine verwelkte Rose fest in ihrer Hand. Eine einsame Träne rann über ihre Wange bis zum Kinn. Das kleine Mädchen lief freudestrahlend über die Wiese. Sie wusste nicht, was die Rose und der Brief zu bedeuten hatte. Der Bote hatte ihr einen Brief gegeben. Der Brief kam von ihrem Liebsten.

Die Familie war eine Bauernfamilie, und dennoch wurden alle Männer, die über 18 waren, dazu gerufen, bei der Schlacht zu helfen. Eine verfeindete Armee griff den König an und es wurden tatkräftige Männer gebraucht. Die Front musste bestehen bleiben. Es traf ihren Mann und ihren Sohn. Beide waren mit der Feldarbeit beschäftigt, als die Nachricht kam, bei der Front zu helfen.

Die beiden Männer zögerten nicht. Im Namen des Königs zu dienen war für jeden eine Ehre. Der König war gütig und fürsorglich. Er bedauerte es zu tiefst die Bauern zur Front rufen zu müssen.

Der Mann pflückte auf dem Weg nach Hause, um noch ein paar Sachen zu holen, eine rote Rose. Er gab sie seiner Liebsten mit den Worten, dass die Rose erst verwelkt, wenn er in der Schlacht fiel.

Jede noch so ehrliche Träne brachte es nicht, den Bauern umzustimmen. Er wollte für sie kämpfen. Für sie, den König und dem ganzen Volk.

Traurig über diese Entscheidung half die Frau ihrem Mann und ihrem Sohn ihre Sachen zu packen. Das Mädchen holte Wasser in einer Vase und stellte die Rose hinein.

Zusammen mit ihrer Tochter brachte die Frau ihren Mann zur Straße, wo viele Familien sich von ihren Männern verabschiedeten.

„Solange ich Siegreich bin, wird die Rose für dich blühen", sprach der Mann zu seiner Frau und küsste sie auf die Stirn.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren brachen der Mann und der Sohn auf, um dem König zu dienen.

Traurig hielt die Frau die Tochter fest, damit sie ihnen nicht nachlaufen konnte.

Tage und Wochen verstrichen ohne eine Nachricht ins Land. Immer wieder fragte die Frau den Boten nach Nachrichten von der Front, die sie nicht bekam. Bekommen konnte, da der Bote nicht viel mehr wusste, als die Frau.

Die Rose blühte. Sie blühte in ihrer schönsten Pracht. Das gab der Frau Hoffnung. Ob die Hoffnung vergebens war wusste sie nicht. Immer wieder bekamen die Familien der Stadt gesagt, dass immer mehr und mehr Männer verstarben und die Stammhalter im Krieg blieben.

Je länger die Frau nichts von ihrem Mann und ihrem Sohn hörte, desto größer wurde die Hoffnung, dass der Krieg beendet wurde und beide gesund nach Hause zurück kamen.

Eines Morgens wachte die Frau auf.  Die Rose in der Küche war verblüht und lies traurig den Kopf hängen. Blatt für Blatt löste sich von ihr.  Die Frau erschrak und betete, hoffte, dass ihr Man noch lebte. Doch der Bote brachte keine guten Nachrichten. Ihr Mann war im Krieg gefallen und vom Sohn gab es keine Spur mehr.

Die Frau rief die Tochter und zusammen beerdigten sie die Rose. Ein Stein mit dem eingeritzten Namen markierte die Stelle.

Trostlos machte sich die Frau zur Arbeit auf dem Feld. Sie wollte nicht, dass ihr Tochter das Leid um ihren Vater zu sehr mitbekam. Sie war noch so jung.

Wochen später, der Schock um den Vater war noch nicht vergessen, war wieder viel Arbeit am Feld zu erledigen.

Am Feld angekommen sah sie einen Mann mit Schild und vielen Verletzungen. Die Frau sah zu ihm und rannte zu ihm. Sie umarmte ihn und küsste seine Stirn. Es war ihr Sohn, der nach Hause gekommen war. Zu seiner Mutter und seiner Schwester.

Der Krieg war gewonnen und doch hatte niemand Grund zum Feiern. Es waren zu viele Verluste.

Jeden Tag beteten die Familien, dass ein weiterer Krieg nicht so schnell kommen würde.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 13, 2016 ⏰

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