Kapitel 3

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"Mia?", raunte er mir zu. Ich erschauderte.
Ich drehte mich um und sah ihm in seine karamellfarbenen Augen. "Ja?", sagte ich betont lässig, aber es kam trotzdem eher ein Krächzen heraus.
"Würdest du dich häufiger mit mir im Traum treffen? Ich vermiss dich immer ganz schrecklich, wenn ich an der Uni bin." Oh mein Goooott!
"Klar gerne", antwortete ich. "Ich vermiss dich auch", sagte ich und meinte es auch so. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Gleich nächste Nacht wieder?", fragte er hoffnungsvoll. Ich nickte und lächelte auch. Er sah mich weiter an und mir wurde ein wenig mulmig, weswegen ich verunsichert wieder zur Leinwand sah. Ich spürte Graysons Blick noch kurze Zeit auf mir, bis er sich ebenfalls wieder umdrehte. Mein Herz konnte sich einfach nicht beruhigen, aber trotzdem schaffte ich es, mich diesmal auf den Film zu konzentrieren. Es war ziemlich offensichtlich, wer der Mörder war, so gut war Graysons Geschichte dann doch nicht, aber ich verriet es ihm erst kurz vor dem Höhepunkt. Er sah ein wenig enttäuscht aus, weil ich es herausgefunden hatte, lächelte dann aber anerkennend.
"Du bist echt verdammt gut!", sagte er. Ich wurde ein winziges bisschen rot, bei seinem Kompliment.
"Naja ich hab schließlich Secrecy bezwungen!", meinte ich spöttisch.
"Stimmt! Dich wird sicher keiner bezwingen!" Ich grinste. Florence hatte mich nach ihrem Abschluss gefragt, ob ich ihre Nachfolgerin als Secrecy werden wollte und ich hatte mich riesig gefreut. Ja, ich führte den TittleTattleBlock jetzt schon eine ganze Weile und noch keiner hatte annähernd herausgefunden, dass ich es war. Nur Liv und Grayson hatte ich erzählt, dass ich es war und sie behielten Stillschweigen darüber, worüber ich sehr dankbar war. Ich hatte mich nach dem Film widerstrebend von Grayson getrennt und mich wieder in meinen eigenen Traum begeben. Ich war mega durcheinander von allem fragte ich mich aber, warum er gerade jetzt angefangen hatte sich mit mir zu treffen. Warum nicht schon in den Ferien? Oder viel früher? Schließlich kannten wir uns ja jetzt schon seit ungefähr vier Jahren.

Ich war schrecklich verwirrt, als ich morgens aufwachte. Ständig erwischte ich mich dabei, wie ich von Graysons Augen oder Haaren träumte oder einfach nur daran dachte mich in seine Arme zu kuscheln. Ich war echt ein hoffnungsloser Fall.
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, ging ich zum Frühstückstisch. Es war jeden Morgen aufs Neue komisch alleine mit Mom und Ernest da zu sitzen. Alle anderen waren am College und auch wenn sie alle am Wochenende nach Hause zu kommen pflegten, fühlte ich mich schrecklich einsam. Vor allem war es komisch ohne Livvy hier zu sein, die ich am allermeisten vermisste. Sogar noch ein kleines bisschen mehr als Grayson, wie mir auffiel.
In der Schule war es wie immer. Ich redete mit meinen Freunden über das Wochenende, und dies und das, mein Exfreund Josh warf mir böse Blicke zu. Ich war mit ihm drei Monate zusammen gewesen, bis ich mir endgültig eingestanden hatte, dass er mich mehr nervte, als dass ich ihn mochte und so hatte ich mit ihm Schluss gemacht. Ich war sowieso nicht richtig in ihn verliebt gewesen und so hatte ich die Trennung relativ gut verschmerzt. Aber Josh war erst am Boden zerstört gewesen, was mir wirklich leidgetan hatte, aber dass er jetzt kein Wort mehr mit mir sprach und mich nur noch mit bösen Blicken bedachte, fand ich irgendwie auch affig, weswegen mein Mitleid sich mittlerweile in Grenzen hielt.
Im Deutschunterricht war es mal wieder so langweilig, dass meine Gedanken ganz von selbst wieder abdrifteten. Heute Abend würde ich mich erneut mit Grayson treffen. Er hatte eine Überraschung für mich, also würde ich wieder zu ihm kommen. Aber... wieso wollte er sich jetzt jede Nacht mit mir treffen. Bis vor kurzem hatte er noch Semesterferien gehabt und wir hätten einfach zu Hause was unternehmen können. Sonst war er doch auch nicht so wild auf die ganze Träumerei und immer der Meinung, dass das bewusste Träumen zu viel Kraft kostete und er morgens nicht richtig ausgeschlafen war. Je mehr ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Entschluss, dass Grayson es nicht Ernst mit mir meinen konnte. Wahrscheinlich vermisste er mich einfach nur als kleine Schwester und wollte Zeit mit mir verbringen. Deswegen fasste ich den Entschluss Grayson erst einmal nicht zu besuchen. Erstens, wollte ich um keinen Preis von ihm verletzt werden, wenn er verkündete, dass er gar nicht in mich verliebt war. Und zweitens, konnte ich so auch leichter herausfinden, wie wichtig ihm unsere Treffen in der Nacht waren und warum er sie unbedingt wollte. Aber obwohl ich diesen Entschluss gefasst hatte, fühlte ich mich nicht besser. Zu gerne wär ich wieder zu ihm gegangen, einfach nur um bei ihm zu sein, aber ich musste der Wahrheit ins Auge sehen. Grayson war nunmal um einiges älter als ich und obwohl wir uns immer gut verstanden hatten, konnte ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er etwas für mich empfinden könnte.
"Mia! Mia hallo wir haben Schule aus!"
"Was?" Ich schreckte hoch. Hatte ich so offensichtlich geträumt? Meine beste Freundin Daisy Dawn rüttelte an meinen Schultern und schaute ernsthaft besorgt. "Was hast du gesagt?", fragte ich ein wenig dämlich.
"Wir. Haben. Schule. Aus. Mia. Wo warst du die ganze Zeit mit deinen Gedanken?"
"Äh bei meiner Familie." Das war so ziemlich die dümmste Ausrede, die ich hätte bringen können, dabei war es nicht mal gelogen. Zu meinem Glück schüttelte Daisy Dawn nur ihren Kopf und fing an mein Mäppchen einzuräumen. Meine Lehrerin stand schon an der Tür und schaute ungeduldig auf die Uhr, deswegen beeilte ich mich meinen Kram zusammenzupacken. Na toll. Diese Stunde würde mir sicher eine schlechte mündliche Note einhandeln, obwohl Deutsch eigentlich mein bestes Fach war.

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Silber - die drei Bücher der Träume: Mia und GraysonWhere stories live. Discover now