One

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"Name?"- "Alice."

"Nachname?"- "Steinert"

"Alter?"- "17"

"Geburtstag?"- "20.12.1997"

"Verwandte?"- "Alle unbekannt, nur mein Bruder, er müsste noch leben, nur wurde er von den Einbrechern entführt..."

Der Polizist sah mitleidig von seinem Block auf und mir direkt in die Augen, ich spielte nervös an den Ärmel des, mir viel zu langen, Pullis herum und nickte zaghaft, er nickte und schrieb weiter. Stille trat ein, in welcher ich in dem kahlen schwach beleuchteten Raum herum blickte und den Polizisten genau unter die Lupe nahm, er hatte eine beginnende Glatze und graue, fast schon weiße, Haare und dunkel graue Augen. Das blaue Hemd seiner Uniform spannte über seinem Bauch. Als er auf blickte, senkte ich meinen Blick direkt wieder auf meine Hände.

"Also Alice, da deine Eltern an dem Überfall am Samstag ermordet wurden, nach den Täter wird noch gefahndet. Und da sonst keine Verwandten bekannt sind, wie es aussieht, musst du in ein Heim, da du noch nicht Volljährig bist. Wir werden jetzt das Jugendamt informieren." erklärte er, klappte meine Akte mit voller Wucht zu, stellte sie auf und stand auf, was ich aus dem Augenwinkel beobachtete. Dann verließ er den Raum.

Sein gesagtes wurde mir erst klar, als die Tür hinter ihm zu fiel, ich wollte in kein Heim!

Konzentriert starrte ich die Wand an und begann fieberhaft zu überlegen, die kleine Platzwunde an meiner Stirn, welche mit vier Stichen genäht wurde und mit drei Heftpflastern geschützt wurde, begann leicht zu pulsieren.

Eine Idee schoss mir in den Kopf, einfach weg rennen!

Ich stand auf, riss die Tür auf, ein Polizist starrte mich an, doch ehe er reagieren konnte, rannte ich an ihm vorbei Richtung Ausgang des Präsidiums.

Ich stieß die Tür auf und dabei fast jemanden um, der mir ein "Hey!" nach rief und wetzte die Treppen vor dem Präsidiums runter und den Gehweg entlang.

An Menschen vorbei, ein paar rempelte ich an, welche sich daraufhin beschwerten. Ich zog die Kapuze des Pullis im Rennen über meinen Kopf, es war kalt und überall waren Pützen, auf welche ich nicht achtete sonder einfach rein trat, meine Schuhe waren nach kurzer Zeit durch nässt.

Außer Atem bog ich in eine Seitenstraße und lehnte mich keuchend gegen die Wand, in der kleinen Gasse war es dunkel und kalt, auf dem Boden lag Kaugummi und es roch ziemlich unangenehm. Der Geruch kam vermutlich von den Müllkontainer an der linken Hauswand. Allgemein war die Gasse ziemlich dreckig und herunter gekommen.

Ich glitt an der Hauswand herunter und die Ereignisse der letzten Tage überkamen mich wie eine Welle. Langsam zog ich die Knie an und legte meine Kopf auf dieselbigen. Kalte Tränen suchten nach und nach ihren Weg über meine Wangen auf den Boden.

Ich verschränkte meine Arme vor meinem Kopf und begann leise zu flüstern: "Warum er? Er ist doch erst acht!" Meine Lippen bebten, weshalb sie auch leicht geöffnet waren.

Eine salzige Träne glitt über meine Lippen und tropfte von meiner Unterlippe auf den Boden, ich kniff die Augen zusammen und schluchzte leise, zu meinem Pech begann es auch noch zu regnen. Immer wieder wimmerte ich: "Warum er?"

Ich war mittlerweile voll kommen durch nässt und meine Augen klebten durch das weinen zusammen. Mittlerweile weinte ich nicht mehr sondern saß nur noch da und starrte die, versiffte und mit Grafitti übersähte, Wand vor mir an.

Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so leer Gefühlt. Der Regen prasselte auf den Boden, es war schon spät und nur noch wenige Menschen waren unterwegs, plötzlich hörte ich Schritte und riss den Kopf herum, eine schwarze Gestalt kam auf mich zu, ich presste mich gegen die Wand und riss die Augen auf.

"Dsche? Hier ist wer." sagte die Person auf ein mal. "Wo?" kam es zurück und ich hörte Schritte über den Boden und dann tauchte eine zweite dunkle Gestalt neben der anderen auf.

"Hey." meinte diese zu mir und kam langsam auf mich zu. "T-tu mir nichts!" stotterte ich laut und rutschte zurück.

"Ich will dir nichts tun, ich bin Jan und wer bist du?" beschwichtigte er mich.

"Das war nicht klug." kommentierte der andere. "A-alice." stotterte ich leise, Jan streckte die Hand aus und ich nahm sie zögernd, er zog mich hoch, da ich aber den ganzen Tag hier gesessen hatte, gaben meine Beine einfach nach.

"Wir nehmen sie erst mal mit." beschloss Jan dann an den anderen gerichtet. Ich fand derweilen mein Gleichgewicht wieder.

"Ich weiß nicht was die anderen dazu sagen werden." murmelte der zweite wieder. Jan schüttelte den Kopf: "Das ist erst mal egal, sie holt sich hier draußen den Tod."

Jetzt wurde mir die kälte erst wieder bewusst und meine Zähne begannen zu klappern, die beiden waren gut 10-15 cm größer als ich und so sah ich ängstlich zu den beiden auf.

"Na komm." meinte Jan leise und der ander drehte ab und lief los, Jan folgte ihm und ich ging mit ihnen, da Jan immer noch meine Hand umklammerte.

"Was machst du hier draußen?" versuchte Jan ein Gespräch auf zu bauen, ich schwieg.

"Dsche könntest du das unterlassen?" fragte plötzlich der größer, der vor uns lief, ziemlich bissig.

"'Tschuldigung" murmelte Jan oder auch 'Dsche'. Damit war es wieder still, nur der Regen, der auf die Straße prallte, war zu hören und unsere Schritte.

Die beiden führten mich durch Gassen und Straßen, immer weiter von der Stadtmitte weg. Die Kälte fraß sich immer mehr in meine Knochen und meine Lippen verfärbten sich blau, was ich im vorbei gehen an einem Fenster feststellte.

Life at the limit||Taddl FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt