-3- Freak

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Der Bus hielt, Louis stieg aus und huschte ganz schnell an Liam, Harry und Zayn vorbei, um vor ihnen zu Hause zu sein.

Er hatte seinen Rucksack nur auf einer Schulter, weil alle so herumliefen, immerhin war das cool. Und weil Harry kurz hinter dem Jungen lief, konnte dieser kaum einen klaren Gedanken fassen, er versuchte panisch, nichts falsch zu machen, achtete selbst auf seine Atmung.

Und warum? Harry interessierte sich gar nicht dafür, ihm viel gar nicht auf, dass sich der Kleine so viel Mühe in seiner Gegenwart machte, um dem Lockenkopf zu gefallen. Er bekam es gar nicht mit. Für ihn lief vor ihm einfach nur der kleine Bruder seines Kumpels und ihn interessierte es schon gar nicht, wie Louis seinem Rucksack trug. Von ihm aus konnte er ihn auch hinter sich herschleifen.

"Was gibt es eigentlich bei euch zu essen?", wollte Zayn interessiert wissen, während er Louis ein paar Meter vor ihm von oben bis unten musterte. Denn er fand dieses Verhalten komisch, sonst war der Wuschelkopf irgendwie anders.

"Ich weiß nicht. Mum ist arbeiten, also bestellen wir uns am besten einfach was, oder?", schlug Liam vor und kickte einen Stein vor sich her, welcher ausgerechnet genau gegen Louis Ferse stieß und sich dieser deshalb erschreckte und umdrehte.

Dort war Harry und schaute ihn an. Okay, die anderen beiden auch, aber trotzdem: Harry blickte zu ihm!

"Guckt nicht so blöd, Louis!", zischte der Liam und Angesprochener blickte entschuldigend zu Boden. Er hatte gedacht, gehofft, die Jungs wollten mit ihm reden.

Aber da hatte er - wie so oft - falsche Hoffnungen gehabt, also zog er seinen Pullover nur über seine Hand und bog in seine Einfahrt ein, schloss rasch die Türe auf und huschte ins Innere, ließ jedoch den Eingang offen, weil Liam und seine Freunde gleich kommen würden, und wie Louis seinen Bruder kannte, hatte dieser seinen Schlüssel nicht dabei.

Louis zog sich seine Schuhe aus und ging in die Küche, um sich sein Mittagessen zu machen.

Dies bestand aus dem Auflauf von gestern, der so gut geschmeckt hatte. Und glücklicherweise waren Liam, Harry und Zayn nach oben verschwunden, sie machten wahrscheinlich sofort die PlayStation an.

Dies ließ Louis ein wenig von Innen strahlen, da er nun in aller Ruhe seine Lieblingsserie The Vampire Diaries weiterschauen konnte, während er zu Mittag aß. Denn leider besaß er keinen eigenen Fernseher, da er jünger als Liam war, sprich, er durfte noch keinen Flimmerkasten in seinem Zimmer. Auch, wenn Liam es in Louis Augen nicht verdient hatte, einen zu besitzen (doch wenn er wieder einmal Mist bebaut hatte, griffen seine Eltern trotzdem durch und Liams Fernseher oder irgendetwas anderes von ihm wurde beschlagnahmt).

Die Mikrowelle piepte, Louis nahm seinen Auflauf heraus, schnappte sich seine Trinkflasche, die er auch mit zur Schule hatte und schon lümmelte er sich auf die Couch.

Und ihn interessierte es auch nicht, von was sich die 'Gang' ernährte. Wahrscheinlich lagen noch irgendwelche abgelaufene Chips in Liams Zimmer herum, die man noch essen konnte.

Und ja, Louis beneidete Liam um seinen Körper. Denn sein Stoffwechsel funktionierte einfach besser. Während Liam einfach das aß, auf das er gerade Lust hatte, und trotzdem einen super Körper besaß, war der Blauäugige schon immer der etwas Pummeligere gewesen und hatte bis jetzt keinen Weg gefunden, sein Gewicht drastisch zu verändern. Ja, er war eine kleine Naschkatze und er trieb vielleicht nicht andauernd Sport, aber er war ja auch einfach unsportlich, ihm lag es nicht so. Er hatte Angst davor, in einen Verein zu gehen. Dort konnten es alle und sie würden Louis auslachen, wenn er versuchte, irgendetwas richtig zu machen, dabei aber kläglich scheiterte.

Und wenn er alleine zu Hause war (was regelmäßig vorkam, mindestens zweimal in der Woche, wenn auch nur für eine Stunde), dann stibitzte sich der Doncaster die Yogamatte seiner Mutter und machte Workouts. Niemand sah ihn dabei und das war auch gut so. Immerhin war er nicht so trainiert und er konnte die Übungen auch nicht immer bis zum Ende halten. Außerdem: Wenn Liam mitbekommen sollte, dass sein kleiner Bruder heimlich Workouts in seinem Zimmer machte, dann lachte dieser bestimmt nur, es sei mädchenhaft und dann würde er es Harry und allen erzählen. Er wollte nicht blamiert werden, obwohl Louis wusste, dass die Ansicht seines Bruders ziemlich oberflächlich war. Aber dieser war nun mal beliebt, also schauten Menschen zu ihm auf. Louis sollte sich von niemandem runterziehen lassen, aber es war nun mal verdammt schwierig, stark zu bleiben, wenn man keinen hatte, der hinter einem stand. Klar, seine Eltern, und Louis wusste, dass er ihnen alles sagen konnte, aber dann würde er sofort als Muttersöhnchen abgestempelt werden, sobald es jemand mitbekam. Er war doch so schon nicht überall willkommen, also musste er den 'coolen' Menschen nicht noch mehr Wurfmittel vor die Füße legen, oder?

Es klingelte.

Verwirrt schreckte Louis aus seinen Gedanken, merkte, dass er den Anfang der Folge nicht mitbekommen hatte und ärgerte sich, hörte dann jedoch Getrampel von oben und kurz danach öffnete jemand die Türe. Louis horchte und dann vernahm er einen angenehmen Geruch in seiner Nase. Pizza.

Kurz danach ertönte noch mehr Getrampel und Liam mit drei Kartons in der Hand betrat das Wohnzimmer, gefolgt von Harry und Zayn.

Fuck.

Sofort versuchte der Wuschelkopf, seine Serie zu beenden, Liam lachte eh schon immer darüber, dass er "Mädchenkram" guckte.

Es hielt ihn doch eh schon jeder für einem Freak, Harry bestimmt auch.

Und dahin war Louis' gute Laune.

"Schaust du schon wieder diesen Babykram, Louis?", grinste Liam und ließ sich geräuschvoll auf die Couch fallen. Wie automatisch machte sich Angesprochener etwas kleiner und fühlte sich unwohl. Er blamierte sich komplett vor Harry.

Die Jungs begannen sofort, ihre Pizzen zu verschlingen und natürlich hatte Liam sich (nachdem er nochmal ausführlich betont hatte, was sein kleiner Bruder für einen Müll guckte) die Fernbedienung gekrallt und einfach seinen Kram angemacht. War ja nicht so, dass Liam oben einen eigenen Fernseher stehen hatte.

Louis wusste nicht, was er tun sollte. Wenn er jetzt aufstände, käme das feige rüber, und so, als hätte er Angst vor der Gruppe. Und wenn er sitzen bliebe, müsste er noch länger bei seinem Bruder, Zayn und Harry bleiben.

Er atmete schwer ein und aus, versuchte, so ruhig wie möglich zu wirken.

Es machte den Kleinen echt traurig, wie dumm er eigentlich war. Ein Freak ersten Grades und Harry fand ihn auch eine Lachnummer. Wieso konnte er nicht einfach so sein wie die anderen? Klar, es hieß "Sei einzigartig, stich aus der Masse heraus, bla, bla", aber wenn Louis ehrlich zu sich selbst war, hatte er es satt, der kleine, pummelige, dumme Lou zu sein, der herumgeworfen wurde wie ein Ball. Er hatte auch Gefühle, er wollte nicht immer so behandelt werden, als sei er weniger wert. Er hatte es ganz einfach satt, der Freak für alle zu sein.

lovey-dovey // larry stylinsonWhere stories live. Discover now