Vorzeichen, Kapitel 2: Das Problem

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''Was soll das heißen- verschwunden? '', ich setzte mich hastig auf und fühlte an der Wand nach dem Lichtschalter. ''Anastasia, hör mal...'', ich ließ Piper nicht einmal mehr aus sprechen. ''Wieso dackelt ihr bei mir zu Hause ein und verschweigt mir, dass meine Halbgeschwister vermisst werden!!'', herrschte ich sie an. Ich war stocksauer- was sollte der Scheiß? Jetzt wurde mir nämlich auch klar, warum sie mich abgewiesen haben als ich mitkommen wollte. ''Anastasia, bitte, es ist-'', ich sprang aus meinem Bett auf und holte tief Luft. ''Piper McLean! Du hast haargenau 2 Minuten in denen du mir alles unverschwiegen und ehrlich erzählst oder... oder es wird Konsequenzen für dich haben, die du dir nicht mal im Tartaros ausmalen kannst! '', schrie ich halber in den Hörer. Das war natürlich halb gelogen. Ich konnte Piper niemals weh tun, und schon gar nicht im Tartaros-Niveau. Es herrschte eine lange Pause am anderen Hörerende. ''Wir sind in Portland'', sagte sie nach einer Weile. Portland? ''Die Sache mit dem Dokument ist eine längere Geschichte, die kann ich dir nicht am Hörer erzählen. Als wir deine Geschwister wegen Dolmetscher Diensten aufgesucht haben, haben wir ihre Wohnungen verwüstet vorgefunden. Und von ihnen war auch keine Spur. '', ich schluckte hart. Verwüstet? Bei Mary konnte ich es mir vorstellen- die Frau hatte keinen Ordnungssinn. Aber Alabaster? Der Junge tickt bei Staubkörnern aus. Da passt verwüstet gar nicht ins Bild. ''Wir hatten befürchtet, dass du auch... naja, weg wärst. Aber den Göttern sei Dank bist du wohl auf'', fuhr sie fort und ich horchte angestrengt. ''Waren es Kampfspuren? '', fragte ich. Ich meinte die Verwüstung. ''Ja'', langsam ließ ich mich in meinen Korbstuhl sinken und dachte angestrengt nach. ''Piper, glaubt ihr es waren Personen oder Monster'', eine quälende Stille legte sich. Ich schloss die eine Variante ab, wurde aber eines besseren belehrt. ''Alles deutet auf einen Monsterangriff hin'', meine Kinnlade klappte runter. ''Das kann nicht sein, wir beherrschen alle den Zauber der Pfadverdeckung! Monster können es unmöglich gewesen sein'', rief ich aus. Es war unmöglich- Magie haltet ewig, schwächt zwar mit der Zeit ab, haltet aber ewig. Ich kannte meine Halbgeschwister gut genug um zu sagen, dass sie Meister der Tarnung waren. Kein Monster konnte sie per Fortuna gefunden haben. ''Komm her nach Portland. Guck dir die Verwüstung in Marys Apartment an'', meinte sie plötzlich leise. Ich legte die Falten in Stirn, dann ging mir ein Licht auf. ''Schlafen die anderen? '', fragte ich nun gedämpfter. ''Ja'', und wieder einmal bewies Piper was für eine gute Seele sie war. ''Ok. Ich reise so bald wie möglich ab. Sag den Anderen nichts. Unter irgendeinem Vorwand werde ich nach Portland kommen... keine Ahnung, Mary besuchen oder so. Ich bin bald da'', automatisch stand ich auf und suchte mir eine Reisetasche heraus. ''Anastasia, wie willst du so schnell her kommen? Es fahren keine Züge mehr nach Portland bis Montag'', ich lachte auf und schüttelte den Kopf. ''Piper, ich bin Hekate's Tochter- ich habe dutzende Wege, mein Ziel zu erreichen, mach du dir keinen Kopf. Und jetzt passt auf euch auf'', sagte ich und legte dann auf. Mitten im Schlaf war mir eingefallen, warum sie von den 4 Kindern ausgerechnet mich gefragt haben könnten. Und jetzt hatte sich meine Befürchtung befürwortet. Meine Geschwister waren weg. Ich haute ein paar Sachen in die Tasche und klingelte meinen Vater wach. ''Nastia? Was ist los Spätzchen? '', fragte er verschlafen in den Hörer rein. Bei seinem Kosenamen für mich musste ich einfach grinsen. Seit dem er russisch kann, liebt er es russische Brocken in sein Englisch rein zu hauen. Und so war auch mein Kosename russisch. Hastig erklärte ich ihm die Situation und hoffte, dass er nicht nein sagen wird. Aber zu meiner Überraschung willigte er ein. ''Kind, hör zu. Du rennst da in etwas Gefährliches rein. Denk genau nach- wenn deine Geschwister weg sind, kann es sein das auch du weg sein solltest! '', sagte er todernst und ich schluckte. ''Ich weiß'', hauchte ich. ''Es ist mir egal, wie oft du es machen kannst, aber benutz diesen Pfadverdeckungs Zauber mehrmals am Tag. Bitte'', ich konnte ihm nicht sagen, dass es dadurch besser wurde. Hält öfter mehr? Weiß ich nicht. Aber wenn ich das jetzt gesagt hätte, konnte ich die Reise nach Portland vergessen. ''Alles klar, Papa. Mach ich. Bleib du ruhig. Der Tag an dem mir etwas passiert wird der Tag sein, an dem ich von dieser Welt gehen werde'', der Spruch klang in meinem Kopf aufmunternder als ausgesprochen. Nach tausend versprechen ließ mein Vater endlich locker und ich legte auf. Ich hatte meine Tasche fertig gepackt, Alle Fenster geschlossen und mir noch kurz ein Sandwich gemacht, ehe ich mein Buch aufschlug und nach diesem Teleport-teil suchte. Nach etlichen 10 Minuten habe ich die Seite gefunden. Konzentration, Ana, mahnte mein Verstand mich und ich holte tief Luft. Komm schon, Mom, ich suche meine Geschwister, mein Stoßgebet klang ärmlich und ich konzentrierte mich auf die Hyroglyphen. Bereit?, fargte mein Verstand mich. Nein. Aber wen juckts? Ich umklammerte unwillkürlich fester das Buch und plötzlich wurde ich von einem Strudel erfasst. Die dunkle Wohnung verzerrte sich und mit einem Ruck fiel ich in einen Busch. Ich hasse Teleporte. Die sind sau schwer, und sau unangenehm. Das machte sich jetzt kenntlich in dem ich in den Busch kotzte. Scheiß Ortwechsel Zauber. Aber als ich nach vorne sah musste ich grinsen. Portland lag still im Schutz der Nacht da. Es war circa halb Drei.

Ich tapste eine Ewigkeit durch das nächtliche Portland, kam an Bars und Nachtclubs vorbei. Ab und zu fragte ich ein paar Straßentänzer nach dem Weg. ''Ach, das ist hier in der Nähe'', sagte ein schokoladenbraune Muskelprotz in XXL Hosen und mit einer Cap. ''Du gehst zwei Blocks weiter, dann siehst du schon die Große Hangweide'', er deutet in eine Richtung und nickte. ''Super, danke, Mann!'', er hob die Faust zur Ghettofaust hoch und ich schlug ein. ''Und wenn's Stress gibt, einfach schreien'', meinte er grinsend und wandte sich wieder an seine Gefolgschaft. Na, ob ich Hilfe brauchte war eine andere Frage. Ich tappte wohlgesonnen meine Weg weiter und war letztendlich angekommen. Die große Hangweide stand gespenstisch vor den Wohnblocks. Ich ging schnurstracks zu Marys Wohnung und klingelte Sturm. Bitte Mary sei doch wieder da, hoffte ich. Aber die Stille lachte mich aus.

Inevitable - The Shards of CosmosWhere stories live. Discover now