TAPE 18《Poison Girl》

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Zu glauben jeder Mensch würde auf dieselbe Art und Weise mit Geschehnissen klarkommen, mit denselben Ereignissen konfrontiert werden, war schlicht weg eine Untertreibung und eine noch größere Lüge. Abgesehen von der Tatsache, dass das Leben betrügerische Züge enthielt, ließ es sich gleichermaßen auch dem Konzept der Individualität unterteilen, weshalb 'der Schmerz' weder kategorisiert noch ebenso wenig unter einer klaren Begriffsbestimmung unterworfen werden konnte. Es konnte nicht exakt darauf beharrt werden, dein Leid ist größer, weil... dein Schmerz ist weniger wert als das von... Nein. Derartige Differenzierungen zu ziehen war schlicht weg unmöglich. Denn der entscheidende Faktor, auf den es hierbei wirklich ankam, war der Charakter. Manch einer mochte viele Verluste, viele Niederlagen einstecken müssen, war aber vielleicht resistenter gegen den Schmerz, als einer, der dies frisch und erfahrungsgemäß seltener miterlebt hatte, aber dafür eine äußerst ausgeprägte sentimentale Ader besaß.

Schmerz veränderte den Menschen, ganz gleich auf welchem Wege und durch welche Aspekte auch immer beeinflusst. Der Preis, den jeder von ihnen dabei bezahlen musste, blieb hingegen immer derselbe und zwar genau das was einen in diesen Irrgarten führte, nämlich den Verlust des Charakters.

Schutzlos, gleichwohl machtlos dem Teufelskreis ergeben, blickte man am Abgrund stehend seinem Alten-Ich entgegen und ließ los. Für immer.

Schmerz. Es war ein kleines Wort, bestehend aus sieben Buchstaben, aber es war das schrecklichste, das selbstzerstörerischste Merkmal, dass die Menschheit je zu Fühlen bekommen hatte. Es war wie ein Gift, der sich in einem Teich ausbreitete und am Ende alles verseuchte und vernichtete was ihm in die Quere kam. Psychische Hilfe, Isolation oder Resignation. Ab hier, genau ab diesem Punkt trennte sich jedermanns Weg, denn jeder einzelne folgte seinem eigenen Pfad, um den Kampf gegen dieses eine Wort zu bewältigen. Nichtsdestotrotz waren die häufigsten Maßnahmen, die diesbezüglich ergriffen wurde Drogen und Alkohol. Betäubungsmittel vom allerfeinsten, die einem eine Fluchtmöglichkeit aus der Realität verschafften, damit sie sich der Verantwortung entziehen und diesen höllischen Schmerz vergessen konnten. Der Kernpunkt und Nebeneffekt dieser ganzen Angelegenheit jedoch war, dass es nie half. Nicht einen Augenblick lang. Es war nur ein Verschieben, aber niemals eine Lösung. Niemals eine Erlösung für den Schmerz, für die Konfrontation, die am Ende folgte und der Entgegenstellung mit sich selbst. Es war nichts weiter als ein langwieriges Selbstmordkommando.

Und genau auf diesem Trip befand er sich. Er... Shane.

Derweilen ich mich wie erstarrt an den Türrahmen abgestützt hatte und die Erkenntnis zu verdauen versuchte, dass Shane Alkoholiker war, tauchten Gedanken vor meinem geistigen Auge auf, die sich auf der Stelle mit Ereignissen zusammenfügte, die für mich zuvor überhaupt keinen Zusammenhang ergeben hatten, aber jetzt den verborgenen Sinn dahinter enthüllten.

Jack der zu Beginn in Shanes Büro total übertrieben reagiert hatte, als dieser mit ihm ein Glas trinken wollte. Shane der niemals bei Veranstaltungen, bei Meetings sein Glas anrührte, Zacs Bemerkung, die er abgegeben hatte von wegen Shane dürfe nicht mit anstoßen und letztendlich Shanes eigene Selbstbelastung. Er hatte es mir gesagt. Shane hatte zugegeben, dass er keinen Alkohol trank, an dem Abend als wir gemeinsam im Auto nach Hause fuhren, derweilen Elvana betrunken im hinteren Sitz lag. Er hatte sich entlarvt, doch ich hatte ihm keinerlei Glauben geschenkt. Innerlich hatte ich mich sogar über seine Unverschämtheit aufgeregt, denn ich hielt auch diese Worte für eine riesen Lüge. Aber dass er es auch nur ansatzweise ernst meinte, war mir nicht eine Sekunde lang durch den Kopf gegangen. Kein einziges Mal.

Ich spürte wie sich mein Griff um das Holz verstärkte und wie ich mich nur noch schwer am Türrahmen festhielt, während ich nach Luftzügen rang. Meine Sicht verschwamm, mein Blick wurde ganz trüb und eine beklemmende Trockenheit machte sich in meiner Luge bereit.

《Sex Tape》Where stories live. Discover now