1. Kapitel

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Heute wachte ich vor dem Läuten meines Weckers auf. Das war zwar nicht ganz freiwillig, aber sobald ich realisiert hatte, was mich da geweckt hatte, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ein Auto hupte ohne Unterbrechung. Als das Hupen aufhörte, dauerte es keine zwei Sekunden, bis es an der Tür läutete. Ich setzte mich in meinem Himmelbett auf und hörte wie unsere Haustür geöffnet wurde.
"Miss B ! Sie sehen so schön aus wie noch nie. Haben sie abgenommen?" Ich konnte das verlegene Lachen meiner Mutter hören. "Tom du hast dich nicht verändert! Pamela schläft noch..." "Gleich nicht mehr."

Jemand stampfte die Stufen zu meinem Zimmer hoch, während ich probierte mich aus meinen Laken zu befreien. Ich hatte mich gerade aus meinem Bett gekämpft, als die Tür aufflog und meine allerbeste Freundin, mein Partner in Crime, das Ying zu meinem Yang in der Tür stand.

"PAM!" "TOMSKY!" Wir fielen uns in die Arme. Oh Mann hatte ich diesen Kerl vermisst. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und wir sprangen wie zwei Wildgewordene durch mein Zimmer.

Als wir uns endlich wieder eingekriegt hatten, ließ er von mir ab und betrachtete mich von oben bis unten. Er stemmte seine Hände mit den perfekt lackierten Fingernägel in die Hüften. Ich lachte, so sah er aus wie eine richtige Diva. Er zwinkerte mir zu, bevor er mir über die Wange strich.
"Ich hab dich so vermisst. Aber wenigstens ist Pomela jetzt wieder vereint." "Ich hab dich auch vermisst. Warte ich mach mich fertig und wir holen uns noch einen Kaffee vor der Schule." Tom nickte, setzte sich an meinen Schminktisch und begann in den Fächern herum zu kramen.

Ich war so froh ihn endlich wieder da zu haben. Es waren die ersten Sommerferien gewesen, die wir nicht zusammen verbracht hatten. Meiner Meinung nach waren es auch die längsten und langweiligsten Ferien gewesen, die ich jemals hatte.

Ich ging also in das kleine Bad, was durch eine Tür mit meinem Zimmer verbunden war, duschte und putzte Zähne.
Als ich nur im Bademantel in mein Zimmer kam, saß Tomsky immer noch am Schminktisch und zupfte sich die Augenbrauen.

Während ich in meinem Schrank nach etwas zum Anziehen suchte, musste ich daran denken, wie unsere Freundschaft damals begonnen hatte.

Tom war vor zehn Jahren aus Südafrika nach Amerika gezogen. Seine Mutter hatte einen Job in der Anwaltskanzlei meines Opas angeboten bekommen und zugesagt. Damals fanden Toms Mutter und mein Opa es eine gute Idee, uns nach der Schule mit einander spielen zu lassen. Tom war neu und kannte niemanden und ich hatte keine Freunde weil ich von den anderen Kindern wegen meinem Schielen gehänselt wurde.
Von Anfang an wusste ich, dass Tom anders war. Ihm war es egal, dass ich die meiste Zeit wegen dem Richten meines Silberblicks wie ein Pirat rumlief. Wenigstens hatte es geholfen und das Schielen war weg. Er verbrachte fast jeden Nachmittag bei mir und wir verkleideten uns als Prinzessinnen oder schminkten uns gegenseitig.
Als wir zwölf Jahre alt waren, hatte mir Tom erzählt, dass er Jungs lieber hat als Mädchen. Auch wenn ich das schon längst geahnt und innerlich auch gewusst hatte, fand ich es gut, dass er sich geöffnet hatte.
Mit dreizehn hatten wir unseren ersten, einzigen und letzten Streit. Und alles wegen eines Jungen den wir beide süß fanden. Als der dann aus der Stadt gezogen war, war das Thema damit auch gegessen.
Wir waren wie Pech und Schwefel und das bis heute. Wir hatten sogar die gleichen Fußketten. Auf beiden war das Gleiche eingraviert: Pomela 21/22.09.
Unsere Geburtstage, Tom am 21. und ich am 22. Jeder, dem wir das erzählten, schüttelte dann nur ungläubig den Kopf. Ja, bei manche Dingen hat Gott wohl seine Finger im Spiel.

Ich war immer noch damit beschäftigt meinen Kleiderschrank zu durchsuchen, als Tom sich von seinen Augenbrauen abwandte und mit dem Stuhl zu mir rollte.
"Lass mich deine Lage definieren." Er zog eine perfekt gezupfte Augenbraue hoch. "Für den ersten Schultag möchtest du besonders hübsch aussehen, aber nicht so, dass man sieht wie viel Mühe du dir dabei gegeben hast." Ich brauchte einige Zeit um zu verstehen was er meinte, doch dann nickte ich eifrig.

Pam und die Schatten des Lebens Where stories live. Discover now