27: eine Rose für Misa

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"Hallo? Ist da jemand? " frage ich. Heute Morgen lag ein Zettel vor meiner Zimmertür. Ich sollte am Abend, wenn alle anderen schon schlafen, hinaus in den Garten kommen. "Schön... das du da... bist." haucht mir jemand ins Ohr. Ich werde von hinten umarmt und seufze. "Wieso sollte ich herkommen, Azusa? " frage ich. "Ich wollte... dich... sehen. " flüstert er. Eine kleine Rose taucht vor meinen Gesicht auf. Ich nehme sie an. Ein angenehmes Kribbeln durchfährt meinen Körper. Sein Haar kitzelt meinen Hals. "Ja, aber was ist, wenn die anderen uns sehen? ". "Werden... sie nicht. Sie schlafen... längst. " Er legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. "Azusa? ". "Ja... ? ". "Du weißt, das es gefährlich ist? ". "Ich... weiß. ". "Und trotzdem willst du mich sehen? " Ich spüre sein leichtes Nicken. Ich muss unwillkürlich lächeln. So gerne würde ich hier und jetzt die Zeit anhalten, für immer in diesem Augenblick leben. In meinem Kopf schaltet sich ein Schalter um, ich sehe mit einer ganz neuen Sicht auf die Dinge. Wir können zusammen sein. Wir können uns lieben. Wir müssen uns nicht verstecken, vor rein garnichts. "Azusa? ". "Ja... Misa-chan? ". "Ich liebe dich. " flüstere ich. Ich spüre, wie er sich verkrampft. "Was... wird das? ". "Nichts. Ich sage es nur einfach hinaus. " Ich löse mich aus seinem Klammergriff und drehe mich mit dem Gesicht zu ihm. Er schaut mich an, seine schönen Augen scheinen in meine Seele zu schauen. "Du... meinst das... ernst." Ich nicke. "Kein verstecken... mehr?". "Nein. ". "Keine... heimlichen... Treffen? ". "Nicht nötig. " Ich lege meinen Kopf an seine Brust und ziehe seinen Duft ein. Er riecht süßlich, nach Rosen. Doch auch etwas Blut von Vampiren ist zu riechen, was seinen Geruch nicht ekelig macht, im Gegenteil. Es macht ihn noch besser. "Ich... liebe dich... auch. " sagt er und schließt mich wieder in seine Arme. Ich schließe die Augen und kuschel mich an ihn. "Nie... wieder? " fragt er noch mal. "Nie wieder. " antworte ich leise.

Am nächsten Morgen wache ich glücklich auf. So wohl habe ich mich lange nicht mehr gefühlt. Gähnend stehe ich auf und ziehe mich um. Ich muss mich beherrschen, nicht nach unten zu stürmen, um ihn zu sehen. Seid gestern Abend stehe ich einigermaßen offen zu meiner Liebe. Doch als ich vor dem Esszimmer stehen bleibe, kommt das Geräusch von aufeinander treffendem Metall aus einem der anderen Räume. "Was ist da los? " fragt Reiji, der gerade eben die Treppe hinunter gekommen ist. "Weiß nicht. " sage ich und stoße die schwere Holztür auf. Auch meine anderen Brüder haben es gehört und stehen neben uns. Wir schauen in den Raum. Er ist leer, große weiße Vorhänge verdecken die Fenster. Und mittendrin stehen sich Vater und Richter gegenüber. Sie halten Schwerter in den Händen, solche mit denen man Vampire verletzen und umbringen kann. "Was haben die vor? " fragt Ayato-kun entgeistert. "DU HAST WAS?!?!?! " brüllt Vater seinen jüngeren Bruder an. "DAS HAST DU GANZ GENAU VERSTANDEN!!!" brüllt dieser zurück. "MEINE FRAU, MEINE! UND DU TRIFFST DICH MIT IHR?!?!?! ". "ICH HABE MICH MIT IHR GETROFFEN!!!! JETZT WILL ICH DEINE TOCHTER. SIE STEHT MIR ZU, MIR, DEINEM KLEINEREN BRUDER!!!!". "MISAKI GEHÖRT NIEMANDEM!!!!" brüllt Vater und holt mit dem Schwert nach Richter aus. Dieser wert ab, doch er muss ganz schön viel Kraft aufbringen, um nicht nach hinten zu fallen. Schon schlägt er zurück, doch Vater wert wie er ab. Sie schlagen immer öfter, mir immer mehr Energie. "Aufhören!" rufe ich, doch sie hören mich nicht. Beide versuchen, den anderen zu verletzen. Ich glaube nicht, dass sie sich gegenseitig umbringen wollen, aber es interessieren würde sie auch nicht. Wieder einmal schlagen die Klingen aneinander. Vater wert ab und zielt dann auf die Brust seines Bruders. Er trifft. Richter zieht scharf Luft ein und verzieht das Gesicht schmerzvoll. "Wenn ich... sterbe... dann... stirbst du... mit... mir... " keucht er und drückt sein Schwert in Vaters Brust. Auch er verzieht das Gesicht. Wir stehen völlig benebelt an das Tür, wissen nicht, was wir tun können. Sie sacken auf den Boden, schauen zu uns und lächeln mich an. "Auf Wiedersehen, Misaki. " haucht Richter. "Lebt wohl, meine Kinder." Flüstert Vater. Wir regen uns nicht. Sie schließen ihre Augen und es bleibt still. "Sie... sie sind tot? " fragt Laito überrascht. Ich nicke stumm. Tot, einfach tot. Nicht mehr da, nicht mehr unter uns. Weg, für immer. "Räumt sie weg. " sagt Reiji kalt. Ein paar Männer in schwarzen Anzügen schaffen die beiden weg. "Wir haben unsere Mutter getötet, jetzt sollten wir nicht schwach werden, wenn sich unser Vater und unser Unken gegenseitig umbringen, nicht wahr Teddy? " sagt Kanato-kun und lächelt leicht. "Da hast du recht. " stimme ich ihm zu und lächel auch leicht. "Wir sind frei. " flüstere ich hinterher. "Das heißt, Misa-chan muss nicht mehr heiraten. " sagt Subaru und alle Mienen hellen sich auf. Nur meine nicht. "Misa-chan? " Ayato-kun klingt besorgt. "Ich habe mich entschieden. " sage ich gut hörbar. Mit schnellen Schritten gehen ich ins Esszimmer, wo die Mukamis und die Tsukinamis schon sitzen. "Vater ist tot, genauso wie Richter." Verkünde ich. Es scheint sie recht wenig zu interessieren, nur Ruki scheint ein wenig bedrückt. Azusa will gerade aufstehen, doch ich schüttel den Kopf in seine Richtung. "In wenigen Tagen ist mein Geburtstag, in wenigen Tagen werde ich trotz dieser Umstände verkünden, wen von euch ich heiraten werde, vorausgesetzt, ihr wollt mich noch heiraten." Alle nicken. "Gut. " sage ich und gehe. An der Tür stehen meine Brüder. "Für wen hast du dich entschieden? " fragt Kanato-kun. "Ihr werdet es erfahren, wenn es soweit ist. " sage ich lächelnd und gehe an ihnen vorbei. Es gibt noch so viel zu tun. In meinem Zimmer angekommen, bestelle ich mir einen kleinen Kuchen hoch und die Frau, die die Hochzeit mit meinem Vater planen wollte. "Ich übernehme die Leitung. " sage ich und sie ruft ihr Team von Hochzeitsplanern an.
Nach wenigen Stunden sitzen wir in einem freien Büro im Schloss. "Ich hatte an Silber und schwarzweiß gedacht. Nicht zu kitschig. " erkläre ich ihnen. Alle nicken. "Was halten Sie von weißen Rosen? " fragt einer der Mitglieder. "Sehr schön. Weiße Rosen und... was haltet ihr von einer alten verlassenen Kirche? " frage ich. "Sehr gut. Es gibt eine nicht weit von hier entfernt. ". "Sie sollte nicht renoviert werden, vielleicht nur etwas gefegt und geschmückt. " Wieder nicken alle.

Misaki Sakamaki - Der Zwilling der Drillinge  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt