》40. Kapitel

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40. Kapitel

Milas P.O.V

Als ich mich im Schutz des kleinen Waldstückes befand, entspannte ich mich etwas. Mein Blick glitt zwischen den Bäumen hindurch zum Boot. Dort machte ich vier Gestalten aus. Zwei davon waren von der Größer und der Statur her, in meinem Alter. Sofort wurde mir schlecht. Als ein Schuss krachte, sprang ich einen Schritt und rannte schneller weter. Den Motor des Bootes konnte ich schon hören. Meine Füße wichen jeder Wurzel, jedem Stein aus. Fast so, als würden sie den Weg auswendig kennen. Als ich endlich am Steg war, wollte ich mich entspannen, doch nun hatte ich keine Bäume mehr, die mich schützen würde. Mein Puls raste, mein Herz hämmerte. Das Adrenalin pumpte durch meinen Körper.

"Mila mach schon.", befahl Cem und streckte mir eine Hand hin. Vom Überlebenswillen getrieben, ergriff ich sie und sprang aufs Boot. Sofort zwang mich Cem dazu, mich zu ducken, indem er meinen Oberkörper runter drückte. So eilte er mit mir im Schlepptau zum Führerstand. Kurz darauf sausten wir davon. Doch die Anspannung wich nicht von meinem Körper. Nichtmal, als wir die Bucht hinter und liesen.

"Haben sie dich erwischt?", besorgt musterte er meinen Körper.

"Nein.", kam es knapp über meine trockenen Lippen. Cem scannte weiter meinen Körper ab. Als er seinen Blick wieder nach vorne richtete, konnte man einen anderen Motor hören. Reflexartig krallte sich meine Hand um Cems Arm.

"Mila so kann ich nicht fahren. Geh nach unten.", befahl er mit strenger Stimme. Ich lies seinen Arm los, rührte mich jedoch nicht weiter.

"Mila verdammt, ich meine das ernst.", mit intensivem Blick sah er mich an, was mich schlucken lies. Doch wenn ich da unten war, würde ich nur noch mehr Angst haben.

"Nein.", entschlossen kam dieses Wort über meine Lippen.

"Mila, mach einmal was man dir sagt!", fauchte er und beschleunigte das Tempo.

"Ich bin kein doofes Hündchen!", fauchte ich zurück.

"Nein, sondern ein stures Mädchen.", seufzte er und konzentrierte sich dann wieder. Somit war das Gespräch beendet. Ich konnte also bleiben. Ich presste mich also in den Sitz und versuchte nicht daran zu denken, dass wir Verfolger hatten. Unruhig spielte ich mit meinen Händen. Cem beschleunigte immer mehr. Die Venen an seinen Armen traten hervor. Seine Anspannung war direkt zu spüren. Vorsichtig legte mich meine Hand auf seine. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie er kurz zu mir sah, dann aber wieder aufs Wasser sah. Seine Hand war eiskalt. Ich runzelte die Stirn und tastete mich an seinem Arm hoch. Auch dieser war kalt.

"Ist dir vielleicht kalt?", fragte ich über den Fahrtwind hinweg.

"Keine Ahnung. Das einzige was ich weiß, dass ich dir hier heil rausbringe. Der Rest ist egal.", gab er von sich. Mit einer leichten Bewegung schüttelte er meine Hand ab.

"Wegen mir sollst du aber nicht frieren.", sagte ich leise.

"Mila das spüre ich gerade nicht.", gab er etwas schroff von sich. Sofort verstummte ich und presste mich einfach in seinen Sitz. Wieder krachte ein Schuss. Also da fand ich sie am Anfang echt kreativer. Okay was denke ich mir hier bitte?! Schnell schüttelte ich den Kopf. Angestreng versuchte ich mich auf das Meer zu konzentrieren. Dies funktionierte allerdings nicht sonderlich. Seufzend summte ich eine Melodie in meinem Kopf. Dabei wippte ich mit dem Kopf mit. Die Melodie gehörte zu Animal von Alvaro Soler. Dies entspannte mich einwenig. Das Boot schien allerdings immer näher zu kommen. Die Melodie verpuffte aus meinem Kopf. Vorsichtig wagte ich einen Blick über meine Schulter. Tatsächlich, dass Boot war vielleicht noch 10 Meter von uns weg. Angst machte sich wieder in mir breit. War sie überhaupt verschwunden? Schnell sah ich wieder nach vorne und dachte an das, was Cem mir gesagt hatte.

"Bleib ruhig und rühr dich nicht. Lass dich weiter in den Sitz sinken, so dass die Lehne deinen Kopf verdeckt."

Dieser Anweisung folgte ich nun auch. Ruhig saß ich da und starrte gerade aus. Die Erkenntnis, dass sie dicht hinter uns waren, versuchte ich zu ignorieren.

"Hätte nicht gedacht, dass du dich daran erinnerst.", hörte ich Cem sagen.

"Ich habe doch kein Sieb als Hirn.", sagte ich einfach und sah zu ihm. Er schien zu lächeln, doch - wie immer, konnte ich es nicht genau sagen.

"Das dachte ich auch nicht.", sagte er und sah dann wieder schnell aufs Meer. Das Wasser spritzte nur so an den Seiten des Bootes empor. Die Heckwelle, die wir schmissen, war gewaltig hoch. Zum Glück war niemand anderes hier draußen. Doch wie sollen wir sie auf dem offenen Meer einfach verlieren? Hier gab es keinen Wald. Oder etwas ähnliches. Hier hatte meinen Schutz. Hier warst du Verfolgern gnadenlos ausgeliefert.

"Cem?", verunsichert sah ich ihn an.

"Wenn wir Glück haben, ist ihr Tank bald leer.", sagte er. Ich runzelte die Stirn.

"Dir ist bewusst, dass ihr Motor weniger schluckt, als der von uns oder?", mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an.

"Ja, dass ist mir bewusst. Das heißt aber auch, dass sie bestimmt in einer Tanke vor uns tanken waren, weil wir schon zweimal getankt haben. Das eine Mal hast du das nicht mitbekommen. Das heißt, wenn wir Glück haben, können sie uns noch ein oder zwei Stunden folgen.", sagte er und sah mich kurz an. Meine Augen wurden groß. In ein bis zwei Stunden konnte noch so viel passieren. Laut schluckte ich.

"Vertraust du mir?", sein Blick haftete auf mir und brannte Löcher in meine Haut.

"Muss ich ja wohl.", sagte ich und wich seinem Blick aus.

"Beantworte sie richtig. Würdest du mir auch vertrauen, wenn du es nicht müsstest?", seine Stimme war nur noch ein Hauchen. Kurz überlegte ich, auch wenn ich die Antwort tief drinnen eigentlich wusste. Doch würde diese Antwort wieder alles kaputt machen? So einen Rückschlag konnte ich langsam nicht mehr verkraften. Jedesmal nagte es an. Zerrte es an mir. Dieses Gefühl raubte mir alles. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

"Ja. Ja ich vertraue dir.", mein Blick haftete dabei an seinen Augen. Seine Augen nahmen einen komischen Glanz an, als würden wir Weihnachten feiern. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, welches mein Herz erwärmte. Plötzlich drehte er ruckartig das Lenkrad und steuerte genau auf das Boot zu. Doch diemal überkam mich keine Panik. Ich vertaute ihm. Ob das gut oder schlecht war, musste ich erst herausfinden.

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