Sommerkälte

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„Worauf wartest du?"

Lippen an meinem Nacken fühlten sich kalt an, und doch brachten sie eine temporäre, nie dagewesene Hitze mit sich. Ich begann, den Sommer zu mögen.

Geschmolzenes Eis tropft an der Waffel entlang zum Boden, meine Finger klebrig und meine Zunge süß.

Gottkomplex und Helferkomplex gingen bei ihr Hand in Hand. Sie war Güte und Strenge und oh Gott, ich wollte mich von ihr regieren lassen.

„Schrei doch endlich, schrei mich an!"

Meine Worte entwickelten ein Eigenleben, ich kontrollierte sie nicht länger. Sie sprachen von geweiteten Pupillen, vergessenen Nächten und kleinen Toden.

Ihre Fingernägel kratzen Geschichten in meine Haut, während ihre Lippen meine Geschichten aus meiner Haut saugen.

Sie kannte kein Grau, nur Rot und Schwarz und Dämmerungsblau. Sie war erbarmungslos in ihrem kompletten Sein. Sie war Eis auf meiner Zungenspitze.

Ich fürchte nichts mehr.

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