Kapitel 1

6.2K 201 34
                                    

"Scheiß verschissenes Görenkind", zischte Levi und schlug zum sicher hundertsten Mal auf das Lenkrad. Und zum sicher tausendsten Mal verfluchte er Eren, seinen Freund. Oder wohl eher Exfreund, denn Levi hatte keinen Nerv mehr sich immer wieder von ihm versetzen zu lassen und sich danach die Entschuldigungen anzuhören, die der Werwolf ihm dann erzählte. Levi hätte schon wieder laut fluchen können. Dieses Mal jedoch viel mehr über sich selbst.

Warum konnte er sich nicht einfach mal auf einen Menschen einlassen? Wie schaffte er es immer an die "speziellen Wesen" ihrer Welt zu gelangen?! Ein Spinnenmensch, ein Gestaltenwandler und Werwölfe. Vor allem die zog Levi an wie Licht die Motten. Es war schon fast wie ein Fluch!

Gestresst seufzte Levi und sah sich die Anzeigen der Läden am Straßenrand an, während er immer langsamer fuhr und schließlich vor einer Bar zum stehen kam. "Red Zone". Klang doch nicht schlecht. Levi suchte sich also einen Parkplatz und betrat dann die Bar, um sie im nächsten Moment gleich wieder verlassen zu wollen. Die Bar hatte den Flair einer Koboldhöhle. Es stank, die Einrichtung hatte schon deutlich bessere Tage gehabt und die Gestalten, die in manchen Ecken an den Tischen saßen, hätten gut zu den Bewohnern so einer Höhle gehören können. Doch am schlimmsten war die Hygiene. Angeekelt verzog Levi das Gesicht beim Anblick der Bierflecken auf den Tischen oder den Essensresten auf dem Boden.

Normalerweise hätte Levi sich sofort umgedreht und fluchtartig den Raum verlassen, doch er wollte seinen Frust im Alkohol ertränken können und hier schien man das hervorragend zu können, ohne dass man ihn schief ansah. Dennoch ließ er sich nur ungern auf dem Hocker vor der Theke nieder, ehe er ein Bier anordnete. Der rundliche Mann hinter der Bar kam dem Wunsch nach:"Kommt selten vor, dass sich ein Mensch hier blicken lässt."

"Kann mir denken, wieso", gab Levi grimmig zurück. Der Barkeeper schnaubte leise und wandte sich dann lieber den anderen Gästen an der Theke zu, nachdem er Levi die Flasche hingestellt hatte. Leise seufzte Levi und strich sich das Haar zurück, ehe er einen Schluck vom Bier nahm. Zum kotzen. Er hätte wirklich eine andere Bar aufsuchen sollen.

Also zwang er sich noch den Rest des Bieres rein, ehe er das Geld dafür auf den Tresen legte und aufstand, doch bevor er die Bar verließ, zog jemand seine Aufmerksamkeit auf sich. Denn gerade als Levi sich umgedreht hatte, betrat ein großer Mann die Bar. Sein kurzes, blondes Haar war ordentlich nach hinten gekämmt, die Augen von einem starken Blau, dass es Levi eine Gänsehaut verpasste, als der Fremde ihn ansah. Und dieses Lächeln dazu! Atemberaubend...

"Kommen oder gehen Sie gerade?"

Levi brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass der Mann - welcher mit seinem Aussehen und der edlen Kleidung so gar nicht in diese Bar passte - mit ihm sprach. Er räusperte sich und versuchte wieder seinen üblichen Gesichtsausdruck zu bekommen:"Ich wollte gehen. Dieser Laden ist der letzte Dreck."

Der Mann lachte leise. Levi verengte etwas die Augen während er zu ihm aufsah:"Was ist daran so lustig?"

"Nichts", sagte der Blonde lächelnd. Verwirrt runzelte Levi die Stirn. Weshalb lachte er denn dann?! Er schnalzte leise mit der Zunge und wollte an den Mann vorbei, doch dieser hielt ihn sanft an der Schulter fest:"Entschuldigung. Ich glaube, das war ein schlechter Start. Erwin Smith, freut mich."

Nur langsam drehte Levi sich um und sah zu ihm auf:"Was für ein scheiß Name."

"Ich habe ihn mir nicht ausgesucht", meinte er schmunzelnd und nahm die Hand wieder von Levis Schulter. Dieser schnaubte leise:"Levi. Weiß noch nicht, ob es mich freut."

"Das lässt sich bestimmt ändern. Kann ich Sie auf einen Drink einladen? Natürlich in einer Bar mit deutlich mehr Niveau", schlug Erwin vor. Eigentlich hätte Levi verneint. Er würde sich lieber alleine betrinken wollen, doch das Lächeln dieses Mannes war einfach zu verführerisch. Zu vertrauenserweckend. Außerdem bemerkte Levi nichts unmenschliches an ihm. Warum also nicht?

"Gut. Hoffentlich versprechen Sie nicht zu viel", murrte und verließ dann an Erwins Seite die Bar.

Never Ending LoveWhere stories live. Discover now