5. home is where your heart lies-Vom Wind und der Kerze

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Meine Realität verschwimmt und mischt sich mit dem Bild eines riesigen, weißen Hauses. Die Fronten sind geziert von Fenstern, es muss ganz hell und freundlich sein von Innen. Der Schnee rundherum unterstreicht die Farbe des Haus, und fast fließen auch die Umrisse ineinander. "Ist das dein Haus?" wende ich mich an Ardent. Sie nickt und stellt eine Gegenfrage: "Gefällt es dir?" Ich genieße kurz den wunderschönen Anblick der glitzernden, kalten Decke des Winters und des modernen Hauses und das faszinierende Geräusch der nahezu erstickten Stille: " Mein Traumhaus" Ardent lächelt leicht: "Na komm" und zwinkert mir zu. Ich schreite voran, durch die Schwarze Glastür, die mit den schwarzen Fensterrahmen den einzigen Kontrast zur hellen Landschaft bildet. Im Haus ist es noch viel wunderschöner als man es von Außen erahnen hätte können, die Räume, die Farben, die Einrichtung; Alles genau nach meinen Wünschen. Aber besonders faszinieren mich die kleinen Details, die ein Haus zu einem Zuhause machen. Die liebevoll platzierten Dekorationen und Bilder. Dies musste sich durch Jahre hinweg zu einem perfekten Rückzugsort entwickelt haben, mit viel Überlegung und vielen Geschichten dahinter. "Ich muss sagen, du hast Geschmack!" Ardent grinst breit, sie setzt an etwas zu sagen, belässt es aber dann dabei. Sie führt mich in die Küche und bietet mir zu Essen und zu Trinken an. Ich entscheide mich dankend für simplen Tee, während Ardent fastet. Wir sitzen auf der gemütlichen Couch und genießen die Ruhe. Kein einziges Wort wird gewechselt. Sie weiß wohl genau, dass ich im Moment nachdenken muss.
Nach einer ewigen Zeit wage ich, noch einmal zu versuchen ihr genauere Informationen zu entlocken.
"Du, Ardent. Ich blick immer noch nicht durch. Warum bringst du mich an diese ganzen Orte? Warum zur Hölle bin ich nicht tot? Oder ist das hier etwa mein Leben nach dem Tod?" Ardent mustert mich. "Zu. Viele. Fragen. Genieße den Augenblick, er wird nicht für immer derselbe bleiben" ok das waren jetzt ganz weise, und offenbarende Worte, kommentiere ich sarkastisch in meinem Kopf. Ich bin genauso schlau wie zuvor..  "Gut, aber hör mal, ich habe mich verdammt nochmal umgebracht, also was mache ich hier?" Ardents Ton schießt scharf heraus "wir sollten schlafen gehen". Und tatsächlich, es war auf einmal fast stockdunkel?! Warum war mir nicht aufgefallen, dass es so spät wurde? Ich bin mir sicher vorher war es noch hell. Egal..
Ich stehe auf, nehme meine Tasse (die übrigens schon 3 Mal wiederbefüllt worden war und stelle sie in die Küche. Ardent leitet mir den Weg zum Schlafzimmer, öffnet den Kasten, legt mir einen gemütlichen Pyjama heraus und sucht sich selbst auch einen. "Gut, also hier ist das Bett, du kannst heute drin schlafen!" "Und du?" "Ich nehm die Couch, kein Problem." Ihre Stimme ist wieder so weich wie eh und je. Sie sieht mich an, vielleicht sogar ein bisschen zu lang, streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dann wendet sie sich ab und verschwindet ins Wohnzimmer. Ich fahre mit der Hand die Stelle nach, an der sie mich berührt hat. Gänsehaut. Irgendetwas ist hier nicht ganz normal... Aber was ist schon normal in einer Welt in der man sich umbringt und von einem Engel durch die Gegend gebeamt wird. Engel?? Warte?! SIE IST EIN ENGEL ODER?!  Ja, das musste so sein. Meine Gedanken nahmen weiter ihren Lauf, während ich mir das ausgesuchte Gewand anlege, mich ins ausgesprochen weiche Bett lege und das Licht abknipse. Aber wo sind ihre Flügel? Und warum kann sie zaubern?  Ist das überhaupt Zauberei?!
Ich weiß nicht wie lange es noch so geht, doch ich sollte wirklich längst schon schlafen. Ich beschließe aufzustehen und etwas zu trinken.. Und vielleicht auf Ardent zu treffen um sie mit meiner Vermutung zu konfrontieren.
Als ich die Küche am Korridor erspähe, entdecke ich Licht. Und gleich darauf eine etwas in einen Block kritzelnde Ardent, die im Raum auf und ab schlurft. Sie sieht von ihrem Block auf, legt ihn ertappt weg und fragt einfühlsam "Hey was ist los? Es ist spät! Kannst du nicht einschlafen?"  Sie streicht sanft über meinen Arm. "Ich, ja.. Aber. Mir geht da so ne Frage durch den Kopf." Ardent legt den Kopf schief. Es kostet Überwindung das zu fragen, was ist wenn ich sie damit verletze, oder es gar nicht stimmt. "Bist du ein Engel?" frage ich beiläufig, während ich mir Saft in ein Glas leere, und diesen runterschütte. Sie überlegt wie sie reagieren soll, lacht aber dann. "Schön wär's! Hach Gott, sowas lustiges hab ich lang nicht mehr gehört!" Sie lächelt und schiebt mich, ihren Arm um mich legend, ins Schlafzimmer, nachdem sie überall das Licht abgedreht hat. "So du legst dich jetzt wieder hin. Kann ich dir noch etwas bringen?" Ihre sanfte Hand legt sich auf meine Stirn und findet ihren weg zu meiner Wange herab."Ich würde sicher besser schlafen können wenn du bei mir bleiben würdest" WAS? Woher kam das jetzt?! Du dummer Mund! Will ich das eine fremde... Echt sexy... Vielleicht göttliche... Frau... Mit mir in einem Bett schläft? Ok, ja eigentlich doch. "Oh-k- Nagut" zögert Ardent. Sie schlurft zur anderen Seite des Bettes und kuschelt sich neben mich unter die Decke. Es folgt eine angenehme Stille, doch noch sind nicht alle Fragen geklärt. "Ardent?" "Ja?" "Warum warst du eigentlich noch wach?" "Ich kann nicht schlafen." "Achso" Ich rücke enger zu ihr, wie kriege ich sie dazu mich in den Arm zu nehmen? (Ich meine, verurteilt mich nicht, aber ich fühle mich echt angezogen von ihr, also ausgezoge- Hach was auch immer, ich kenn sie doch gar nicht). Ich versuche noch enger zu ihr zu rücken. "Ist dir kalt?" Ardent richtet sich auf und ich kann mir vorstellen wie sie mich verwundert und genervt ansieht. "J..Ja" Das ist meine Chance. "Dann dreh ich die Heizung ho-" "Nein, warte. Ich- also wie wär's wenn du mich ein bisschen wärmen könntest?" "Verstanden" und ich könnte schwören sie grinst in der Dunkelheit vor sich hin. Ihre Arme schlingen sich gefühlvoll um meine Taille und ihr warmer Körper schmiegt sich an mich.  WOW. Ich bin erfüllt von einem Gefühl der Wärme, Gelassenheit und Ruhe. Fast wie paralysiert. Und auch mein Kopf wird ganz leer und kühl, und ich schlafe ein, wie eine Kerze, ausgeblasen vom Wind.

Dead In The Eye (girlxgirl)Where stories live. Discover now