Licht aus. [2016]

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Das kleine Mädchen hatte eigentlich nie ein großes Problem mit der Dunkelheit gehabt. Schließlich änderte der Fakt, dass man des Nachts weniger von seiner Umgebung wahrnahm, nichts weiter als eben das. Keine Geister. Keine Dämonen, die sich in den Schatten verbergen. Wir sehen nur weniger als sonst.
Unsere Augen versuchen nur durch die Finsternis zu starren und verbinden dabei undeutliche Schemen, zu den Bildern unserer Vorstellung. Bilder, die von Angst und Wünschen gefüttert werden.

Das Mädchen, aber fürchtete sich nicht und dachte sich nie viel dabei. Sie sah keinen Anlass dazu an Geister, Dämonen und Monster zu glauben. Das ließ sie des Nachts klarer sehen, als so manch ein anderer.

Ein Gewitter tobte draußen. Das Mädchen konnte die Winde um das Haus pfeifen hören und der Regen trommelte gegen ihr Fenster. Donnergrollen und Blitze zuckten. Es störte sie nicht sonderlich beim Schlafen. Sie zog einfach ihre Decke über den Kopf und döste weiter.
Zumindest, bis zu dem Moment, als ihr Vater die Tür ihres Zimmers aufschlug.

,,Anni, Schatz wach auf!" Das Mädchen zuckte zusammen und dachte für eine Sekunde, dass es schon Zeit zum Aufstehen war. Die Stimme ihres Vaters, jedoch hatte viel zu ernst geklungen und ein Blick auf ihren Wecker sagte ihr, dass es tatsächlich erst 3 Uhr in der Früh war.
,,Papa, was ist los?" Doch Anni bekam keine Antwort. Stattdessen lief ihr Vater auf sie zu, hob sie hoch auf den Arm und sprintete zusammen mit ihr aus dem dunklen Zimmer. Erst jetzt fiel ihr der verbrannte Geruch im Haus auf. Erst jetzt wurde sie auf die dicken Rauchschwaden im Treppenhaus aufmerksam.
Es brannte.
,,Schatz, halte die Luft an."
Anni tat, wie ihr geheißen und vergrub ihren Kopf an der Schulter ihres Vaters. Presste Augenlieder und Lippen zusammen. Dachte nicht nach. Hatte nur Angst, dass sie es nicht schaffen würden. Schließlich spürte das Mädchen, wie die Hitze nachließ und Regen und Kälte sie umfing.

,,Wir sind draußen! Sieh nicht zurück Anni!" Aber das Mädchen hob bereits ihren Blick zurück auf ihr Heim. Das Feuer loderte aus dem zweiten Stockwerk. Genau hinter dem Fenster, hinter welchem sich das Zimmer von Annis Eltern befand. Sie rannten weiter.
,,Papa, wo ist Mama?!"
Er gab keine Antwort. Rannte weiter.
,,Papa, wo ist Mama?!"
,,Es tut mir Leid, Schatz! Es tut mir Leid. Es tut mir Le-" Anni hörte, wie seine verzweifelte Stimme abbrach.
In diesem Moment zersprang das Dachfenster hinter ihnen in Millionen Teile und an dessen Stelle schossen Flammenzungen hervor. Es zischte und dampfte, als diese mit dem Regen in Berührung kamen.
Mehr konnte das Mädchen jedoch nicht mehr erkennen. Denn es war Nacht und es stürmte, während das Feuer weiter ihr Haus fraß. Es verschwand im Unwetter und Rauch.

Nur aus dem Augenwinkel, glaubte das kleine Mädchen noch gesehen zu haben, wie das Licht unten im Wohzimmer, an und aus ging.

An. Aus. An.

Eine Silhouette stand in mitten das Lichts und rührte sich nicht.

An. Aus. An.

Aus.

Und es war nicht mehr als Dunkelheit zu erkennen.


Was glaubt ihr ist in dieser Nacht vorgefallen?

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