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Als ich Cato in derselben Nacht in der Halle antraf, hatte ich ein klares Ziel vor Augen. Ich war nicht zufällig hier, nicht aus dem Grund, kein Schlaf gefunden zu haben wie die letzten Nächte. Ich würde ihn fragen, ihn zwingen, mir mehr beizubringen. Dieser Entschluss stand fest – so fest wie der Entschluss, an den Spielen teilzunehmen.
»Zeig mir, wie man mit dem Schwert umgeht«, platzte es aus mir heraus, während ich neben ihm stand und ihm beim Gewichtheben zusah. Kurz. Knapp. Schmerzlos. Es war keine Bitte, sondern ein eindeutiger Befehl.

Er schaute mich verdutzt an und ließ die Langhantel auf die Halterung zurückfallen, setzte sich auf und wischte sich mit einem Handtuch über die Stirn. »Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Sag nicht, du schämst dich wegen deiner grauenhaften Leistung von heute Nachmittag.«
Ich beobachtete das Spiel seiner imposanten Muskeln, als er beiläufig seinen Bizeps abtastete. Salzige Tropfen von Schweiß perlten an seiner Brust ab, die durch die Leuchtstoffröhren an der Decke silbrig glänzten.
Ich schaute von ihm ab, als ich spürte, wie mein Gesicht wärmer wurde. »Du hattest recht«, murmelte ich kleinlaut. »Du hattest recht, dass ich etwas Neues probieren sollte. Reicht dir das als Antwort?«

Mit den Händen an der Hüfte wartete ich, dass er etwas erwiderte. Doch alles, was er tat, war den Kopf schief zu legen und ein schäbiges Lächeln über seine Lippen tanzen zu lassen. Er saß da, stützte die Ellbogen auf seine Knie und fuhr sich provokativ durch sein blondes, zerzaustes Haar.
»Und? Was ist jetzt?«, drückte ich ungeduldig nach, als es mir zu lange dauerte.
Er stand auf und baute sich in seiner vollen Größe vor mir auf. Er passierte mich tonlos und steuerte die Schwertstation an.

Ich runzelte die Stirn, folgte ihm und blieb auf den blauen Matten stehen, die von Schwerthalterungen gesäumt waren. »Ist das ein Ja? Trainierst du mit mir oder nicht?«
So unverhofft, dass ich reflexartig die Luft anhielt, beugte sich Cato vor und griff hinter mich, zog ein Schwert aus der Verankerung und lehnte sich wieder zurück. »Nur, wenn ich etwas dafür bekomme«, sagte er mit verschwörerisch flacher Stimme, dass es nicht mehr als ein Flüstern war, und drehte das Schwert in seiner Hand.

Ich wusste genau, was er wollte. Ich filterte es aus seiner bittersüßen Stimme heraus. Und es hinterließ einen dumpfen Beigeschmack in meinem Mund.
Er will mich. Sollte ich? Sollte ich zulassen, dass er mich so einfach bekam und mich endlich auf seiner Beischläfer-Liste abhaken konnte? Jetzt einfach nachzugeben ... Machte mich das nicht schwach?
Dann wiederum, so vermutete ich, machte es mich auch gleichermaßen schwach, ihn um Hilfe zu bitten. Denn hiermit gestand ich schließlich ein, dass ich mich nicht stark genug fühlte, um zu gewinnen, und dass es etwas gab, das ich nicht beherrschte. Eine Schwäche. Schwertkampf war meine Schwäche – und seine Stärke.

»Erst das Training, danach entscheide ich mich«, sagte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Oh, nein. Nein, so spielen wir nicht. Dann gehe ich garantiert leer aus. Glaub mir, ich kenn dich. Du trickst mich nicht aus.«
»Du kennst mich kein bisschen«, unterbrach ich ihn und schnalzte mit der Zunge.
Er tigerte um mich herum. »Eine Hand wäscht die andere, Clove«, flüsterte er mir unverhohlen ins Ohr und ich erschauderte gegen meinen Willen. Es war das erste Mal, dass er mich beim Namen nannte. Und ich verkam in diesem Gefühl, dieser Sentimentalität, dieser Süße, wie er ihn aussprach. »Deine Entscheidung. Deine vielleicht letzte Chance, die Spiele noch zu gewinnen. Wird dich dein Stolz jetzt etwa daran hindern?«

Mit diesen Worten blieb er vor mir stehen, hielt mir demonstrativ den Griff des Schwertes entgegen, das er in den Händen hatte, und wartete, dass ich damit den imaginären Vertrag dieses verbindlichen Geschäfts unterschrieb. Er war durchtriebener als ich dachte. Verdammt.
Ich hielt für einen Moment inne und überlegte angestrengt, ob vielleicht doch mehr als nur sein unbändiges Verlangen nach mir dahinter steckte. Vielleicht war es ein Mittel zum Zweck, mir meine Schwächen zu entlocken, um sie irgendwann gegen mich zu verwenden. Das klang fast schon wahrscheinlicher ... Cato tat nie etwas ohne Hintergedanken.
Doch das spielte jetzt keine Rolle. Mein Entschluss stand fest. Koste es, was es wolle. Ich musste allen – auch ihm – beweisen, dass ich bereit war, alles dafür zu tun, um die Spiele zu gewinnen. Alles andere war nicht wichtig.

Number 092 // Clato \\ tabeyliWo Geschichten leben. Entdecke jetzt