Kapitel 13

2.5K 193 20
                                    

Kapitel 13

Alina – Point of View

„Danke.“ flüsterte ich und versuchte zu lächeln. Doch meine momentane Situation war nicht wirklich zum Lächeln gedacht. Einige Schniefer und Schluchzer rutschen mir dennoch aus der Kehle, doch das war jetzt auch schon egal. Ich war froh, dass Jake da war. Auch wenn ich eigentlich noch wütend auf ihn war und mir die Tatsache, dass anscheinend jeder hier wusste, wo ich wohnte, gar nicht gefiel. Er war einfach da und dafür war ich ihm unendlich dankbar. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm erzählen sollte, was mich so zeriss, denn ich selbst wäre froh, die Wahl zu haben. Aber nein. Ich hatte diese Wahl nicht. Egal wie ich mich entscheiden würde, ich würde dennoch damit konfrontiert werden. Immer. Immer und überall. Jake könnte einfach gehen und sein Leben fröhlich weiterleben. Er müsste sich nicht damit beschäftigen, weil es ihn nicht betrifft. Für mich galt leider Gottes das Gegenteil.

„Was ist denn los?“ fragte er dann leise, womit er mich aus meinen bedrückenden Gedanken riss. Verwirrt schaute ich zu ihm auf, da er um gut einen Kopf größer war als ich. Ich wollte ihm die Antwort auf diese Frage nicht geben. Aber ich war es ihm schuldig, da er anfangs auch auf meine Fragen geantwortet hatte. Er würde mir helfen, dass alles zu überstehen. Dessen war ich mir sicher, obwohl wir uns kaum kannten aber in diesem Moment war die Verbindung, die ich schon mal erwähnt hatte, besonders stark. Bei ihm fühlte ich mich einfach sicher. Egal ob wir uns stritten oder sonst was. Er würde mich beschützen. Egal wann. Egal wo. Egal wie.  

Sein Blick wurde fragender und ich atmete tief durch, da mir die bevorstehenden Worte nicht leicht fielen. Ganz und gar nicht leicht. Sie zerrissen mich in kleine Stückchen. Ich spürte schon wieder die Tränen hochsteigen, aber das konnte mir egal sein. Ich wusste, dass Jake sie wegwischen würde.

„Meine Mutter ist tot.“ brachte ich mit zittriger Stimme hervor. Ich spürte, wie Jake seinen gesamten Körper anspannte und mich geschockt anstarrte. Mein Körper hingegen zitterte nur und die erste salzige Träne hatte sich in die Freiheit gekämpft. Jake wischte sie weg. Doch als immer mehr Tränen aus meinen Augen schossen und ich meine Schluchzer nicht mehr zurückhalten konnte, presste er mich wieder an sich. Es war beruhigend, seine Körperwärme zu spüren. Plötzlich wurde mir wieder bewusst, was eigentlich geschehen war. Ich würde meine Mutter niemals wieder sehen. Ihre warme, liebliche Stimme. Wie sie immer mit Dad zusammen sang. Niemals wieder konnte ich die atemberaubend schönen Duette mitanhören. Es würde keine Duette mehr geben. Es würde kein ‚Mom und Dad‘ mehr geben. Nie wieder. 

Mein Körper zuckte und zitterte nur so vor sich hin. Es schien, als würde Jake ihn zur Ruhe bringen wollen, da seine Umarmung immer fester wurde. Mein Schluchzen war in ein verzweifeltes Wimmern übergegangen und ich hoffte, dass Jake mich nicht loslassen würde, da ich mit Sicherheit zu Boden stürzen würde. Ich hatte keine Kraft mehr. Alles was ich noch in mir hatte, war Trauer, Schmerz und Verzweiflung. Ich wollte Dad sehen. Ihm musste es bestimmt noch schrecklicher gehen, als mir. Er tat mir unwahrscheinlich leid. Er hatte Mom mehr als alles andere auf Erden geliebt. Und jetzt war sie weg. Für immer.

„Alina. Es ist alles gut.“ nuschelte er in meine Haare. Vielleicht würde alles gut werden. Aber mit Sicherheit konnte er das nicht sagen. Leider. Ich drückte mich näher an ihn.

„Bitte, lass mich nicht los.“ murmelte ich und drückte meine Augen fest zusammen, als würde ich mir etwas wünschen. Mein Schluchzen wurde etwas leiser, doch mein Körper bebte immer noch. „Niemals.“ versicherte er mir und ich wusste, dass er es ernst meinte.

Nach einer ganzen Weile spürte ich meine Beine kaum noch. Ich wollte einfach nur noch liegen. Die einfachste Möglichkeit war, mich von Jake zu lösen und zu Boden zu stürzen. Ist zwar nicht angenehm aber ich müsste keinen besonderen Aufwand vornehmen und liegen würde ich auch. Vorsichtig drückte ich mich etwas von ihm weg und befreite mich aus seinem Griff. Doch meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und schon brach ich zusammen. Jakes Reflexe waren jedoch zu gut und im Nu waren seine großen Hände unter mir und hoben mich an.

„Mädchen, was machst du für Sachen?“ sagte er etwas abwesend und trotzdem warf er mir sein unglaubliches Lächeln zu. Es dauerte nicht lange, bis ich die weiche Matratze unter mir spürte und Jake mich liebevoll zudeckte. „Jake?“ krächzte ich. Besorgt schaute er mir in die Augen. Man sah ihm an, dass ihn das auch sehr fertig machte. Warum wusste ich nicht. Es war mir auch egal. Ich hatte andere Sorgen. 

„Bleibst du bei mir?“ fragte ich heiser. Meine Augen brannten wie die Hölle und ich wollte gar nicht erst wissen, wie ich aussah. Jake nickte nur gemächlich, bis ich mit meiner Hand neben mich aufs Bett klopfte. Da bekam er nämlich große Augen. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet und wäre die Situation anders, wäre ich jetzt schon am Kichern.

„Du kannst es dir auch auf dem Sitzsack dort drüben gemütlich machen, wenn du willst. Ich dachte nur..“ fügte ich hinzu, bis er mich unterbrach. „Nein nein. Ist schon okay. Wenn es dich nicht stört.“ fiel er mir ins Wort. Eigentlich hasste ich sowas aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, mich mit solchen Zimperlichkeiten abzugeben. Ich zwang mich zu einem schwachen Lächeln und nickte leicht. „Willst du etwas trinken? Oder essen?“ fragte Jake freundlich doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich bekam momentan bestimmt nicht mal ein Körnchen hinunter.

„Mir reicht es, wenn du einfach nur hier bei mir bleibst, Jake. Ich habe gerade niemanden außer dir. Ja meinen Vater. Aber er hat selbst genug damit zu leiden.“ erklärte ich und hastig blinzelte ich die erneut aufsteigenden Tränen weg.

„Ich werde solange bleiben, wie du möchtest. Ich lasse dich nicht allein. Ich verspreche es.“ versicherte er mir und in seinen strahlend blauen Augen lag dieser besondere, ehrliche Ausdruck. „Tut mir leid, das zu sagen. Aber würdest du dich vielleicht zu mir legen?“ fragte ich verlegen. Ich spürte, wie sich meine Wangen erhitzten aber auch er wurde etwas rot. Doch er willigte ein und kam zaghaft zu mir ins Bett. Ich wusste nicht, ob das jetzt eine gute Idee war, aber ich wagte es mal. Langsam rutschte ich zu ihm und schaute ihn fragend an. Zum Glück verstand er sofort und nickte nach kurzem Überlegen. Ich kuschelte mich eng an ihn und kaum war es ruhig, setzten meine Gedanken wieder fort und ich begann leise zu schluchzen. Sofort spürte ich, wie er seine Arme um mich schlang und seine Wärme tat einfach gut. Sie löste zwar keine Probleme. Sie konnte auch Geschehenes nicht rückgängig machen. Jedoch half sie mir dabei, ein wenig die Augen zu schließen und schlussendlich schlief ich dann doch ein.

Soo, wie hat euch dieses Kapitel gefallen? Fragt nicht, weshalb ich das mit ihrer Mom geschrieben habe. Kam mir grad so in den Sinn und ja ich hab wieder vorausgedacht und mir schon alle möglichen Ideen ausgemalt, was das für Auswirkungen haben könnte :D Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen :) ~selfwriter14

Das Tier in mirWhere stories live. Discover now