8 | enough

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„Ach ja?", grummelt Zayn als einziger als Antwort.

Niall grinst und nickt. „Heute ist die Beute gut."

Beute... Natürlich kann ich meine Schlussfolgerung ziehen und es dauert nicht lang, da verstehe ich, dass wir Räuber sind. Wirkliche, waschechte, gnadenlose Räuber.

Mir wird ganz schlecht.

Harry hält meine Hand und ich drücke zu. Ich brauche ihn jetzt. Muss mich an ihn klammern und schließe versunken die Augen.

Fast rechne ich gleich wieder im Schloss aufzuwachen, wo der Froschkönig Harry auf mir liegt. Doch als ich sie irgendwann öffne, ist da immer noch Räuber Harry an meiner Seite, der liebevoll lächelt und mich davon abhält über eine Wurzel zu stolpern.

Der Tag vergeht schleppend und wir schaffen nicht besonders viel Beute zu erobern.

Einen Wagen mit ein bisschen Käse an Bord und dann noch ein Mann, der ein paar Pfennige in seiner Geldbörse bei sich hat.

Harry schlägt ihn mit seinem Dolch in die Flucht und jubelt danach auf.

Wir haben endlich wieder Geld. Nicht nur Essen sondern auch Geld.

Das bedeutet vielleicht neue Kleidung oder wir können einen Schmied aufzusuchen für den Dolch oder uns sogar ein Messer leisten.

Denn außer dem Dolch und einem Knüppel, den Liam bei sich trägt, haben wir keine Waffen.

Zayn hält sich die ganze Zeit im Hintergrund.

„Heute Abend machen wir ein Festmahl", beschließt Niall. „Ich kenne da diese Hütte hier in der Nähe. Wir können ein paar Nächte dort bleiben, bis sie uns auf den Fährten sind."

Harry hat seinen Arm um meine Schultern gelegt und küsst ab und zu meine Wange.

„Wo genau sind wir gerade?", frage ich da. Ich halte den verpackten Käse in meiner Hand und merke, dass er mit der Zeit immer schwerer wird.

Außerdem macht mich die Sommersonne verrückt. Ich muss mich ausruhen und mich setzen.

„In der Nähe von Bremen, denke ich", murmelt Harry.

Ich drehe mich geschockt zu ihm. „Wir sind in Deutschland?"

Harry schnaubt. „Nein, ich sagte dir gerade, dass wir in der Nähe von Bremen sind."

„Ist sicher noch der Alkohol, Harry", lacht Niall.

Abends dann kommen wir an der Hütte an, die Niall meinte. Und in ihr finden wir Wein und Schinken und noch mehr Brot und Kartoffeln.

Die anderen jubeln vor Freude, doch ich ziehe nur das Gesicht in Falten.

Mir gefällt das nicht. Ich wäre wirklich lieber ein Prinz.

„Wieso sind wir Räuber?", frage ich dann beim Essen in die Runde. Die anderen denken schließlich eh schon, dass ich seit heute Morgen verrückt bin.

Meine Begleiter drehen sich schmatzend und kauend zu mir.

Harry schluckt den Wein hinunter und räuspert sich: „Weil wir sonst nicht überleben würden, Louis."

Ich habe das Gefühl, dass ich das schon oft gefragt habe und dass Harry das schon oft als Antwort gegeben hat.

Die anderen nicken zustimmend und konzentrieren sich aufs Essen.

„Aber wieso verdienen wir unser Geld nicht ehrlich?"

„Louis, so läuft das Leben nicht. Wir sind alle hier rein gerutscht und jetzt sind wir Räuber. Wer würde schon einen Räuber einstellen, huh?"

„Ich weiß nicht, aber..."

„Aber was? Es ist so. Finde dich bitte endlich damit ab und höre nicht mehr so stark auf dein Gewissen." Er seufzt und schaut auf das Brot auf seinem Teller. Dann nimmt er es in die Hand und beißt wieder ab.

Ich nicke stumm und sehe auf den Tisch vor mir.

Ich fühle mich schlecht und meine Brust schmerzt. Ich weiß nicht einmal, ob es körperlicher oder seelischer Schmerz ist.

Die Lampe in meinem Kopf leuchtet kurz wieder auf, doch dann verschwindet sie wieder.

Ich sehe mich um und beschließe danach kein Spielverderber mehr zu sein und das zu tun was die anderen machen: Essen und Spaß haben.

Wir trinken noch ein bisschen. Ich nur Wasser, und dann legen sich alle auf den Boden oder auf die Stühle und versuchen zu schlafen.

Harry liegt neben mir und ich kuschele mich in seine Arme.

Ich starre an die Decke.

Alles ist still und draußen hört man nur die Grillen zirpen.

Ich liege halb auf Harrys Brust und schließe meine Augen.

Es ist Zeit zu schlafen, sage ich mir.

Doch ein Teil von mir will nicht. Denn was ist, wenn ich wieder an einem andern Ort erwache und in einer anderen Realität? Ich kann das nicht länger.

Plötzlich höre ich ein lautes, unheilvolles Geräusch.

Ich schrecke vom Boden auf und als ich aus dem Fenster sehe, steht dort ein... Ding.

Ich schreie und rüttle Harry wach.

Es ist irgendwann genug! Wieso kann ich nicht einfach in Ruhe sein. Wieso müssen alle immer etwas von mir wollen? Wieso rutsche ich immer in solch einen Mist herein? In Gefahr und Irrsinn?

„Schnell weg, Leute!", ruft Liam und ich packe Harry an der Hand.

Gemeinsam rennen wir aus der Vordertür.

Ich stolpere über einen Stein, den Harry mit seinen langen Bein umgehen kann.

Ich falle auf die Erde und japse.

„Louis! Oh nein, Liam, Niall, wartet!"

hmm...

wonderland | larry ✔️Where stories live. Discover now