Einleitung

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Manche sagen meine Geschichte ähnelt der Cinderella-Story. Naja, so unrecht haben sie nicht. Dennoch bin ich nicht der Meinung würdig zu sein mit einer Prinzessin verglichen zu werden, denn das bin ich nun absolut gar nicht.
Ich lebte bis zu meinem 6. Lebensjahr mit meinen Eltern glücklich in einem durchschnittlich großen Haus auf einem Hügel. So viele Blumenfelder und Bäume umgaben uns und die bunten Farben der Blüten im Frühling strahlte in unser Gehäuse.
Mein Vater arbeitete als Handwerker und Nebenberuflich als Gärtner und war sehr gut darin. Von ihm hatte ich meinen starken Ehrgeiz und meinen Perfektionismus. Alles musste so aussehen und gemacht werden, wie es gewünscht wurde. Das war das Arbeitsmotto meines Vaters, was ihm auch nie misslang.
Meine Mutter war Hausfrau und begabte Geschichtenschreiberin. Die Gute-Nacht-Geschichten, die mir jeden Abend vorgelesen wurden, waren ihre Werke und sie waren unglaublich. Sie liebte das Lesen, was ich ebenfalls von ihr erbte. Ich erinnere mich noch genau daran wie die Blätter sich immer mehr in dem Büro meines Vaters stapelten bis Mutter sie dann an Kinder aus der Gegend weitergab, aber die Besten bewahrte sie in einem Karton auf, den ich heute noch immer mit mir mitschleppe.
Wir waren eine Gläubige Familie, sind jeden Sonntag in die Kirche und beteten oft zusammen. Ich liebte es im Gottesdienst mitzuschreiben, was uns der Pastor erzählte und predigte. Mein Notizblock war voll mit unglaublichen Reden und Versen, die mich jeden Tag inspirierten.

Vor 10 Jahren, dem 16. September kam ich von der Schule nach Hause und freute mich auf das Mittagessen, welches meine Mutter jeden Tag kochte. Jedoch war dieser Tag komplett gegen meine Erwartungen und meiner täglichen Routine als Kind.

Ich öffnete die Haustür und nahm sofort ein Schluchzen aus dem Wohnzimmer wahr, welches mein Lächeln im Gesicht verfallen ließ.
Weinend saß mein Vater auf dem Sofa, umgeben von meinen Großeltern väterlicher und mütterlicher Seits.
Ich war ein Mensch, der immer emotional wurde, wenn er andere Menschen weinen sah. Und genauso war es auch in diesem Moment.
Meine Großmutter Marie stand auf und kam mit tränenden Augen auf mich zu und schloss mich in ihre warmen Arme.
Obwohl ich nicht den Grund für das Geschluchze wusste, lief mir eine Träne nach der Anderen die Wange hinunter, und das aus reinem Anblick.
Wir lösten uns nach einigen Minuten vorsichtig von einander und sie nahm meine kleine Hand und führte mich zum Sofa zwischen meinen Dad und meinem Opa.
"Maddie." fing mein Großvater an, und wischte sich eine laufende Träne aus dem Gesicht. Ich schaute ihm in die Augen und sah diesen leidenden Blick, der mir noch mehr Nässe in die Augen zauberte.
"Wir müssen dir etwas sagen. Etwas, was dir und uns nicht gefällt." Alle starrten mich an. Außer mein Dad. Er starrte auf den Boden und rieb sich alle paar Sekunden am Auge, was mich noch nervöser machte. "Es geht um deine Mutter. Sie wird nicht mehr nach Hause kommen. Sie ist auf dem Heimweg vom Einkaufen an einem Autounfall heute morgen gestorben."
Alle fingen fast synchron an zu schluchzen und ich stieg mit ein. Ich hoffte mich verhört zu haben oder in einem Albtraum gefangen zu sein, aber nein. Es war pure Realität. Ich starrte auf den Boden und dann nacheinander jeden in diesem Raum. Alle drehten sich um, um nicht zu sehen wie ich, ein damals 6-Jähriges Mädchen litt. Keiner wollte es sehen.
"Das stimmt nicht." gab ich leise von mir wieder, was meinen Vater sich zu mir umdrehen ließ. "Gott würde so etwas nicht zulassen. Das sagt der Herr Pastor immer." Es zerbrach ihnen das Herz, meine naive Antwort zu hören, ich konnte das sehen. "Süße. Menschen kommen und sterben auch irgendwann. Manche früher, manche später. Aber weißt du, deiner Mama geht es jetzt so viel besser bei dem Gott. Er wird sich ganz ganz gut um sie kümmern, das hat er versprochen." versuchte meine Oma gegenüber von mir mit zitternder und weinerlicher Stimme zu erklären, was ihr sehr schwer tat.
"Nein! Das geht gar nicht! Mama will noch gar nicht von mir und Papa weg! Sie hat gesagt, sie hat mich lieb!" schrie ich schon meine Familie an.
"Sie liebt dich immer noch!" sagte mein Opa.

Ich rannte in mein Zimmer und blieb dort die nächsten paar Wochen.

Mein Vater und ich fielen wie in ein Loch. Ein schwarzes tiefes Loch. Und keiner schaffte es uns da raus zu holen.
Bis er eine Frau kennenlernte.

Nach 6 Jahren fing er an sich mit einer Frau namens Marelyne zu treffen.
Sie ist durchschnittlich groß, kleidet sich sehr feminin, meiner Meinung nach schon zu feminin. Ihr kurzes haselnussbraunes Haar toupiert sie und dreht es noch ein, was ihren Kopf eine etwas seltsame Form gibt.
Marelyne ist so eine Frau, die ich mir nie als Mutter gewünscht hätte. Eingebildet, egoistisch und machtergreifend passen am Besten zu ihr. Genauso wie ihre Tochter Alison. Sie ist die gleiche Person nur in jung und hellblonden langen Haaren, die sie jeden Tag mit einem Lockenstab eindrehte.

Jetzt leben wir in einem riesigen Haus zu viert in einer Stadt.

Rette mich.Where stories live. Discover now