Prolog

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𝐈 𝟗 𝟖 𝟒 

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𝐈 𝟗 𝟖 𝟒 

Die Gänge waren dunkel. Nur eine einsame Lampe flackerte an der Decke. Leise griff der Junge nach der Hand des kleinen Mädchens, das verängstigt zu ihm hochschaute. Er legte sich einen Finger an die Lippen.

Leise. Sie wussten, dass sie nicht ertappt werden durften.

Am anderen Ende des Ganges ertönten schwere Schritte, die in ihre Richtung kamen, und sie sahen sich erschrocken an.
Das kleine Mädchen riss die Augen auf und schüttelte panisch den Kopf, woraufhin der Junge sie blitzschnell um eine Ecke zog und ihr seine kalte Hand auf den Mund presste, damit sie nicht laut aufkeuchte. Ihm war klar, dass sie schrecklich bestraft werden würden, wenn die Männer sie erwischten.
Die Schritte kamen jetzt immer näher und der Junge spürte, wie sein Herz schneller schlug, so schnell, dass er Angst hatte, sie könnten es hören. Eng an die Steinwand gepresst wagte er es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen. Er spürte den flachen Atem des Mädchens an seiner Handfläche und seine Knie drohten, unter ihm nachzugeben.

Erleichtert atmete er aus, als die Männer sich durch denselben Gang wieder entfernten, durch den sie gekommen waren. Seine schmale Brust hob und senkte sich unregelmäßig, als er um die Ecke spähte und sich dann hinunterbeugte, um mit dem Mädchen auf Augenhöhe zu sein. Ihre dunklen Augen waren voller Angst und ihre Unterlippe zitterte. Er nahm ihre Hand und presste ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Komm", flüsterte er sanft, „wir sind bald hier raus."

In diesem Moment dröhnte ein ohrenbetäubender Alarm durch die dunklen Flure. Ihr Verschwinden war entdeckt worden.

Der Junge fluchte und packte das Mädchen an der Hand, während sie eine steile Treppe hinauf und in Richtung der breiten, metallenen Tür stürzten, die in einen weiteren schmalen Gang führte. Am Ende des Ganges ragte die unscheinbare Holztür auf, die den Keller von dem Haupthaus trennte. Hals über Kopf stolperten sie den Gang entlang, doch als der Junge die Hand nach der schmalen Tür ausstreckte, wurde diese von der anderen Seite aufgerissen.
Die Schuhe des Jungen quietschten auf dem Linoleumboden, als ihnen plötzlich drei bewaffnete Männer den Weg versperrten. Hastig drehte er sich um, doch schon erschienen mehrere schwarz gekleidete Männer in der breiten Metalltür, durch die sie gekommen waren. Das Mädchen presste sich verängstigt an seine Seite und krallte die kleinen Hände in sein Shirt.

Links von ihnen befand sich eine weitere zierliche Holztür. Ohne nachzudenken hob der Junge die Kleine hoch und stieß mit der Schulter dagegen. Schmerz durchflutete ihn, doch die Tür sprang auf und er hechtete hinein. Er wusste, dass er die schmale Hüfte des Mädchens zu fest in seinem Griff hielt, und dass er ihr wahrscheinlich Angst machte, doch es war in diesem Moment nichts wichtiger, als dass sie den Männern entkamen.

Als sie in den Raum stürzten, nahm der Junge sofort das leise, aber stetige Blubbern wahr, das von allen Ecken des Raumes herrührte. Überall wurden durchsichtige Flüssigkeiten durch dünne Glasröhrchen gepumpt und sie vermischten und verteilten sich mit lauten Zischlauten. Einige der Rohre verschwanden in den Wänden und in dem weißen Linoleumboden des Zimmers. Es roch überwältigend nach Chemikalien und sterilem Putzmittel.
An der Wand zu ihrer Rechten befand sich ein großes Regal, in welchem Behälter verschiedenster Formen und Farben gelagert waren. Daneben befand sich ein kleiner Schreibtisch, auf dem sich Papiere zu hohen Stapeln türmten, sowie ein metallener Stuhl. Ansonsten war das Zimmer leer.

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⏰ Last updated: Dec 08, 2020 ⏰

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𝐃𝐀𝐖𝐍 - Das Auge des RabenWhere stories live. Discover now