#1 Outsider

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Pov Yoongi

Genervt führte ich den Weg zur Schule fort und ließ die kichernden Kinder, die mich wenige Minuten zuvor noch mit Steinen, beworfen hatten hinter mir.
Wie ich diese Menschen satt hatte.
Ständig hatte ich solche Probleme. Und es waren nicht nur kleine, freche Kinder die mich ärgerten, es war beinahe jeder, dem ich über den Weg lief. Mobbing würde ich es nicht nennen, es war purer Hass.
Auf den Schulfluren ging man mir, so gut es eben ging, aus dem Weg, Lehrer nahmen mich nicht dran und gaben mir aus reiner Ehrfurcht eine gute Note in 'sonstiger Mitarbeit'.
Ich hatte keine Freunde. Und ich scherze nicht, es war wirklich so.
Einige würden sagen, es ginge mir schlecht oder mein Leben wäre nicht Lebenswert. Doch, das war genau das, was ich mir viele Jahre erkämpft hatte. Einfachen Respekt.
Natürlich ist es nicht schön hinter seinem Rücken Gerüchte von sich zu hören, doch all das war mir so ziemlich egal, wie der Staub auf dem Kiesweg.
Der einzige Mensch, der mir wichtig war, war ich selbst. Ich brauchte niemand anderen.
So redete ich es mir jedenfalls jeden Morgen ein.

Vor Anstrengung stöhnend sah ich auf. Ich guckte mich auf den letzten Metern in der Gegend um. In der Ferne erblickte ich eine schwarze Limousine vor der, meines Erachtens nach, eine Mutter mit ihren zwei Söhnen stand. Der eine vielleicht fünfzehn, der andere sechzehn. Sie gab beiden einen Kuss auf die Stirn, wobei ich mir einen kleinen Würgereiz unterdrücken musste. Diese fürsorglichen Gesten empfand ich als widerwärtig und ekelhaft.
"Muttersöhnchen." Fluchte ich leise.

Seufzend ließ ich mich schließlich auf den hintersten Platz in der Klasse fallen. Ich erhielt, wenn überhaupt, nur angeekelte oder niederträchtige Blicke. Wie gesagt, sie alle hassten mich. Doch keiner dieser Blicke interessierte mich. Der Mensch ist ein Gewöhnungs-Tier und so hatte ich mich damit abgefunden.
Ich saß so weit weg wie möglich von jedem meiner Mitschüler. Ihre Nähe ließ mich nervös werden und machte mich gewissermaßen aggressiv. Es war nunmal so, sie wussten es, ich wusste es - wir alle hatten uns damit abgefunden.
Als das Klingeln der Pausenglocke ertönte und unsere Lehrerin hereinspazierte, setzte sich jeder auf seinen Platz. Doch diesmal kam sie nicht allein.

Pov Jimin

"Nun los! Ihr kommt noch zu spät! Jimin, steig schonmal ins Auto."
Eifrig nickte ich - nichts lieber als das. Ich war so aufgeregt wie noch nie zuvor. Das war mein erster Schulwechsel. Dadurch, dass mein Vater ein berühmter Schauspieler war, genossen ich und meine Familie ein erfolgreiches Leben. Mein Bruder Hoseok, ein Jahr älter, musste schon einmal die Schule wechseln, da ihn die ganzen Mädchen angeblich genervt hatten. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie er sein Handy an die Wand warf, weil er an Valentinstag so viele Nachrichten bekam, dass er durchdrehte.

Jedenfalls waren wir umgezogen, von Busan nach Seoul, da mein Vater hier an einem Film mitarbeitete. Wer weiß, wie lange das dauern sollte. Und wer weiß, wie lange wir hier wohnen würden.
Das Haus war riesig und ich fühlte mich auf Anhieb wohl darin. Doch viel aufgeregter war ich, meine neue Schule zusehen.
Doch Vorfreude war manchmal vielleicht doch nicht das Beste.

Wir fuhren auf den großen Parkplatz vor der Schule. Meine Mutter hatte uns im Auto angeblich wichtige Informationen um die Ohren gehauen, von denen ich nur noch die Hälfte wusste. Vor uns baute sich das riesige Gebäude auf, in das ich gleich eintreten würde. Meine Mutter gab uns beiden einen Kuss auf die Stirn, den ich direkt danach angeekelt wegzuschrubben versuchte. Hoseok lachte beherzt und legte einen Arm um mich. Zusammen traten wir den Weg an.

Freudig lief ich hinter meiner neuen Klassenlehrerin durch die Tür. Ich war etwas nervös, doch das war normal, denke ich. Beim Eintreten kicherten überrascht viele Mädchen und die gesamte Klasse war nun aufmerksam, was meine Beine schwach werden ließ.

「 socialphobia 」 - yoonminWhere stories live. Discover now