5. Kapitel

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„Lass mich dir helfen!"

Bevor Flora etwas erwidern konnte, hatte dieser Sklave ihr den schweren Korb mit der Wäsche abgenommen und trug ihn nun zum Fluss. Flora erkannte ihn. Es war der Sklave, den Eirik bei seinem letzten Überfall mitgenommen hatte. Das wäre ihr wahrscheinlich  nicht im Gedächtnis geblieben, aber sie hatte schon einiges von ihm gehört. Leider nichts Gutes.

Flora wollte endlich die Wäsche waschen denn heute war ein sonniger Tag, so dass die Wäsche nicht so lange brauchen würde, bis sie trocken war.

„Ich danke dir, Woden!"

Sie fragte sich, wie der Sachse ausgerechnet darauf kam ihr zu helfen. 

Die beiden Frauen waren nicht lange bei den Wikingern geblieben. Flora wusste nicht genau, ob sie verkauft oder freigelassen wurden. Fara hatte schon gestöhnt, als sie die verängstigten Frauen und den Kerl gesehen hatte. Sie hatten genug Sklaven. Deswegen glaubte Flora, dass man die Frauen verkauft hatte.

Nur Woden war noch hier, aber er war einer der Sklaven, die regelmäßig bestraft wurden, weil sie ihre Arbeit nicht machten oder aufsässig waren.

Das ganze Gebaren von Woden ließ auch darauf schließen, dass er nicht ein einfacher Bauer gewesen war. Flora nahm eher an, dass er ein Krieger oder so etwas Ähnliches gewesen war.

Er sah die Wikingerkrieger meistens in einer herablassenden Art an, dass Flora schon befürchtete, dass er irgendwann von ihnen umgebracht werden würde. Und auch die Arbeiten, die man ihm auftrug, erledigte er nicht, sondern beauftragte andere Sklaven damit, die dann ihre Arbeit nicht erledigt bekamen.

Flora wunderte es nun, dass er ihr half. Und zwar bereitwillig.

Er trug den Korb zu der großen Steinplatte, welche die Frauen immer für die Wäsche benutzten.

„Dankeschön, Woden. Aber nun solltest du zu deiner eigentlichen Arbeit zurückgehen. Ich werde schon alleine mit der Wäsche fertig!"

Er zuckte mit den Schultern und stellte den Korb ab.

„Ich habe keine Lust darauf, die Felder zu bewachen. Ich habe einen anderen Sklaven darauf angesetzt."

Flora seufzte. Genau das hatte sie befürchtet. Und wenn dann noch herauskommen sollte, dass er bei ihr war, dann würde das ein schlechtes Licht auf sie werfen.

„Du wirst wieder Ärger bekommen!", versuchte sie ihm zu erklären.

Nun lachte Woden leise.

„Würde dir das leidtun?"

Sie runzelte ihre Stirn. Wie kam er auf diesen komischen Gedanken? Sie kannte ihn doch kaum.

„Warum tust du das? Den meisten Sklaven geht es hier sehr gut! Doch du weigerst dich immer wieder deine Aufgaben zu erledigen. Und nun machst du niedrige Arbeit?"

Er setzte sich auf einen anderen Felsen und hob sein Gesicht in die Sonne. In dem Moment sah er noch arroganter aus als sonst.

„Es geht mir nicht um die Arbeit. Ich bin niedrige Arbeit zwar nicht gewöhnt, aber ich würde mich nicht scheuen, wenn ich einen Sinn darin sehen würde. Im Moment sehe ich eher Sinn darin, dich zu beschützen, als irgendein Feld! Die Wikinger verteilen soch nur die Arbeit an Sklaven, die sie nicht machen wollen!"

Flora holte sich das erste Wäschestück aus dem Korb und begann es zu reinigen. 

Was er da von sich gab, stimmte nicht ganz. Jeder Wikinger arbeitete. Es war nicht so, dass sie faul herumsaßen, während die Sklaven die ganze Arbeit erledigten. Jeder hatte seine Aufgabe, sogar die Kinder halfen mit. Und keiner fragte nach, ob die jeweilige Arbeit Sinn machte.

EirikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt